Man unterhält sich nett, hat sich vielleicht schon einige Male getroffen, alles scheint gut zu laufen – und plötzlich meldet sich dein Gegenüber nicht mehr, verschwindet von der Bildfläche wie ein Geist?
Ghosting ist ein Thema, das viele Menschen in der Partnersuche beschäftigt. Fast jeder Dritte hat schon einmal Ghosting erlebt. Häufig lässt es Betroffene verwirrt und verletzt zurück. Besonders im Online-Dating geschieht Ghosting häufig.
Expertin verrät: Darum werden wir wirklich geghostet
Doch warum passiert dieses respektlose und verletztende Verhalten so häufig, und wie kann man sich schützen? Melisa Fernandes, Expertin bei der Online-Partnervermittlung LemonSwan, teilt spannende Einblicke zu den häufigsten Gründen, wer besonders betroffen ist, und wie Ghosting verhindert werden kann.
Warum ghosten Menschen überhaupt?
Melisa: Ghosting entsteht häufig aus Kommunikationsschwierigkeiten oder dem Wunsch, unangenehme Konfrontationen zu vermeiden. Manche wissen nicht, wie sie eine Beziehung respektvoll beenden sollen, und ziehen es vor, einfach den Kontakt abzubrechen. Andere haben schlicht unterschiedliche Erwartungen – wenn eine Person nach Nähe sucht und die andere sich zurückzieht, endet dies oft in einem plötzlichen Kontaktabbruch. Auch persönliche Herausforderungen wie Stress oder emotionale Probleme können dazu führen, dass Menschen sich ohne Erklärung zurückziehen.
Ghosting entsteht häufig aus Kommunikationsschwierigkeiten oder dem Wunsch, unangenehme Konfrontationen zu vermeiden.
Welche Rolle spielt die digitale Welt beim Ghosting?
Melisa: Die digitale Kommunikation macht es einfacher, sich zu „verstecken“. Die Distanz und Anonymität des Internets führen dazu, dass Menschen sich weniger verpflichtet fühlen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. In einer Zeit, in der Dating-Optionen scheinbar endlos sind, kann Ghosting wie eine schnelle Lösung erscheinen, um sich neuen Möglichkeiten zuzuwenden.
Ghosting: Diese Charakter-Typen sind am häufigsten betroffen
Wer ist am häufigsten vom Ghosting betroffen? Gibt es bestimmte "Typen" von Menschen, die öfter geghostet werden?
Melisa: Ja, es gibt einige Persönlichkeitsmerkmale, die Menschen anfälliger für Ghosting machen können. Hier ein Überblick:
- Emotionale Menschen – Sie investieren stark in Beziehungen, sind oft verletzlich und nehmen Veränderungen schnell wahr. Ihre Intensität kann manchen Partner überfordern.
- Unsichere Menschen – Menschen mit geringem Selbstwertgefühl und ständiger Suche nach Bestätigung. Sie hinterfragen Interaktionen oft intensiv, was Missverständnisse und letztlich Ghosting fördern kann.
- Übermäßig Anhängliche – Wer Schwierigkeiten mit persönlichen Grenzen hat und nach ständiger Bestätigung sucht, könnte Partner unbewusst einengen und zum Rückzug veranlassen.
- Unerfahrene Personen – Jüngere oder wenig erfahrene Menschen kennen oft weniger Strategien zur Konfliktlösung und reagieren möglicherweise unsicher, was Partner abschrecken kann.
- Kommunikationsschwache Menschen – Menschen, die ihre Bedürfnisse schwer ausdrücken können oder Konflikte vermeiden, riskieren, dass Missverständnisse entstehen und der Partner den einfacheren Weg des Rückzugs wählt.

Ist Ghosting eher ein Phänomen der jüngeren Generationen?
Melisa: Ja, das sehen wir tatsächlich häufiger bei jüngeren Menschen. Jüngere Generationen sind in einer digitalen, schnelllebigen Kultur aufgewachsen, in der Beziehungen durchaus auch einmal informeller und weniger dauerhaft, sind, weil der Kontakt eher digital und weniger persönlich stattfindet. Studien zeigen, dass Generation Z und Millennials eher zu Ghosting neigen, während ältere Menschen durch ihre Lebenserfahrung und einen stärkeren Fokus auf persönliche Kommunikation weniger oft ghosten.
Die besten Tipps, um Ghosting zu verhindern
Kann man Ghosting verhindern? Was sind Ihre Top-Tipps?
Melisa: Es gibt Möglichkeiten, die Chancen auf Ghosting zu minimieren. Hier die wichtigsten Tipps:
- Offene Kommunikation fördern – Sprich ehrlich über deine Erwartungen und Bedürfnisse. Vereinbare regelmäßige Check-ins, um Missverständnisse frühzeitig zu klären.
- Grenzen setzen – Definiere deine eigenen Grenzen und respektiere die deines Gegenübers. Ein Gefühl von Sicherheit kann die Beziehung stabilisieren.
- Positive Konfliktlösung – Wenn Probleme auftreten, sprich diese direkt an und sieh Konflikte als Chance zur Verbesserung.
Gibt es Anzeichen, an denen man frühzeitig erkennt, dass man geghostet werden könnte?
Melisa: Ja, oft gibt es subtile Anzeichen. Wenn die Kommunikation plötzlich weniger wird, Treffen ständig abgesagt werden oder die Antworten unklar und vage sind, könnte dies ein Hinweis auf Desinteresse sein. Auch emotionale Distanz und weniger Initiative des Gegenübers könnten darauf hinweisen, dass die Person sich zurückzieht. In solchen Situationen hilft es oft, das Thema offen anzusprechen, um Klarheit zu schaffen.
"Ghosting ist nicht unbedingt persönlich gemeint"
Wie kann man die emotionalen Auswirkungen von Ghosting verarbeiten?
Melisa: Ghosting kann schmerzhaft sein und das Vertrauen in zukünftige Beziehungen erschüttern. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Ghosting oft mehr über die Person aussagt, die ghostet, als über den Geghosteten. Offene Gespräche mit Freund:innen oder professionelle Unterstützung können helfen, die Erfahrung zu verarbeiten und zu verstehen, dass Ghosting nicht unbedingt persönlich gemeint ist.
