Von Monogamie bis Polyamorie – die Beziehungsformen präsentieren sich so vielfältig wie wir selbst. Galt die monogame Ehe in der Gesellschaft lange als DIE akzeptierte Beziehungsform, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten jedoch auch andere Variationen etabliert. Doch welche Formen der Beziehungen gibt es überhaupt? Und was bedeutet eigentlich “polyamor”? Wir haben alle Modelle in einer Übersicht gesammelt und teilen die verschiedenen Definitionen und Beispiele für Beziehungsformen mit dir.
Welche Beziehungsformen gibt es? Eine Übersicht
Keine Frage, unkonventionelle Beziehungen gab es schon immer, doch erst durch die sozialen Medien wird häufiger über sie gesprochen. So teilen Nutzerinnen und Nutzer vermehrt ihre eigenen Erfahrungen, Tipps und Definitionen zu Modellen wie Polyamorie, offene Ehe sowie Mingle- und LAT-Beziehungen. Doch wir bekommen auch einen tieferen Einblick in monogame Partnerschaften sowie Freundschaft Plus. Wer jetzt den Überblick verloren hat, findet folgend genauere Erläuterungen zu den verschiedenen Beziehungsformen zwischen Menschen.
1. Feste, monogame Partnerschaftsbeziehung und monogame Ehe
Die monogame, feste Partnerschaftsbeziehung sowie die monogame Ehe zählen in der Gesellschaft zu den Modellen, die besonders akzeptiert werden. Neben der hetero-monogamen Beziehungsform, also jener, die zwischen heterosexuellen Frauen und Männern geführt wird, zählt auch die gleichgeschlechtliche Beziehung sowie die gleichgeschlechtliche Ehe dazu.
Eine monogame Partnerschaft (oder Ehe) besteht aus zwei Personen, die sich außerhalb der Beziehung, weder auf Liebesebene, noch auf sexueller Ebene, auf keine weitere Person einlassen und einander treu sind.

2. Offene Beziehung und offene Ehe
Immer häufiger wird über offene Beziehungsformen gesprochen. Hierbei öffnen Partnerinnen und Partner ihre monogame Beziehung auf sexueller Ebene –andere Liebesbeziehungen sind jedoch ausgeschlossen. Bedeutet: körperlicher Sex mit anderen Personen ist erlaubt, solange es dabei bleibt. Ob und über welche Details gesprochen wird, legt jedes Paar selbst fest. Auch weitere Regelungen werden individuell vereinbart. Das A und O einer offenen Ehe (oder Beziehung) ist die emotionale Treue zueinander sowie die Liebesbeziehung zum Partner oder zur Partnerin.
Offene Beziehungsformen können zu jedem Zeitpunkt beginnen. Während manche Personen ihre Beziehung von Anfang an offen eingehen, öffnen andere ihre Ehe erst nach vielen Jahren, um sich sexuelle Freiheiten zu ermöglichen. Wichtig ist jedoch immer, dass beide Personen mit dem Modell einverstanden sind und es keine einseitige Entscheidung ist.
3. Poly-Beziehungsformen
Zu den alternativen Beziehungsformen, also jene, die kein monogames Modell repräsentieren, zählen auch die polyamore Beziehung sowie die Polygamie. Wir zeigen, was die beiden Formen ausmacht und erklären den Unterschied.
Polyamore Beziehung: Bei dieser Form handelt es sich um Personen, die Liebesbeziehungen zu mehreren Menschen gleichzeitig eingehen. Dabei wird jede Beziehung untereinander offen kommuniziert, mit Fremdgehen hat Polyamorie also nichts zu tun. Die Beziehungsform schließt sowohl die Gefühlsebene als auch die sexuelle Ebene ein. Häufig kommt es auch vor, dass Menschen mit polyamoren Beziehungen zusammenwohnen. Alle Partnerinnen und Partner begegnen sich auf Augenhöhe, sind gleichgestellt und an einer langfristigen Beziehung interessiert. Übrigens: Der Name setzt sich aus dem altgriechischen “polys” (viel, mehrere) und dem lateinischen “amor” (Liebe) zusammen.
Polygamie: Diese Form wird auch “Vielehe” oder “Mehrehe” genannt und bezeichnet, wie der Name bereits verrät, ein Modell, bei dem eine Person die Ehe mit mehr als einem Partner oder einer Partnerin eingeht. Polygamie ist in vielen Ländern, etwa in Deutschland und in der Schweiz, verboten. Verstöße können mit mehrjährigen Freiheitsstrafen oder Geldstrafen bestraft werden.
Wie nennt man eine Beziehung zu dritt? Triade, Dreiecksbeziehungen oder “Ménage à trois” – Beziehungen zwischen drei Menschen haben verschiedene Namen. Dabei gilt: Auch polyamore Beziehungen können zwischen drei Personen geführt werden, sofern es sich um Liebesbeziehungen handelt. Ist es jedoch lediglich ein rein körperliches, sexuelles Verhältnis, so ist es kein polyamores Modell, sondern bezeichnet vielmehr das Konzept der “freien Liebe”.

4. Moderne Beziehungsformen: Mingle- und LAT-Beziehungen
Immer häufiger ist von neuen Beziehungsformen die Rede. Darunter fallen auch sogenannte Mingle- sowie LAT-Beziehungen. Wir erklären, was die Modelle ausmacht:
Mingle-Beziehung: Weder feste Beziehung, noch Single: Sogenannte Mingles bewegen sich irgendwo dazwischen und möchten sich nicht fest binden, aber dennoch nicht auf alle positiven Eigenschaften einer Beziehung verzichten. Vertrautheit, Romantik, Sex und Dates sind deshalb oftmals ein fester Bestandteil des unverbindlichen Modells. Priorität haben jedoch stets die eigene Freiheit, Selbstverwirklichung und Flexibilität. Mingle-Beziehungen werden häufig im Anschluss an eine gescheiterte Beziehung eingegangen, da sich die frisch getrennte Person nicht sofort wieder in eine feste Partnerschaft begeben möchte. Übrigens: Der Begriff “Mingle” entstand aus den Wörtern “Mixed” und “Single”.
LAT-Beziehung: Die Abkürzung LAT steht für “Living apart together” (auf Deutsch etwa “getrennt zusammen leben”) und beschreibt eine Form der Liebesbeziehung, in der ein Paar zwar zusammen ist, räumlich aber getrennt voneinander lebt und nicht an einem gemeinsamen Wohnraum interessiert ist. Personen, die ein solches Modell eingehen, haben oftmals ein größeres Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Flexibilität oder brauchen einen größeren Rückzugsort. Die Entscheidung für einen getrennten Wohnraum wird bewusst getroffen und kann sich sowohl auf verschiedene Wohnorte als auch auf dieselbe Stadt beziehen.
5. Lose Beziehungsformen: Lockere Beziehungen und Freundschaft Plus
In bestimmten Lebensphasen präferieren manche Personen lockere Beziehungsformen. Hierzu zählt vor allem die Variante “Freundschaft Plus”, die an das Mingle-Modell erinnert und eine Mischform aus Affäre und Beziehung ist. Meist entwickelt sie sich aus einer Freundschaft, in der zwei Personen schließlich gelegentlich oder regelmäßig Sex haben. Die Freundschaft bleibt hierbei jedoch erhalten. Auch sind keine romantischen Gefühle im Spiel und es gibt keine Verpflichtungen. Es kann jedoch vorkommen, dass sich aus einer Freundschaft Plus eine feste Partnerschaftsbeziehung entwickelt.
Ebenfalls gibt es lockere Beziehungen, die auf reiner sexueller Ebene geführt werden. Hierbei sind die Personen weder miteinander befreundet, noch sind sie in einer Partnerschaft.

6. On- und Off-Beziehungen
Manche Beziehungen gehen schnell in die Brüche, einige halten ein Leben lang – und andere durchlaufen wiederum immer wieder denselben Kreislauf. Wer in einer On- und Off-Beziehung ist, trennt sich regelmäßig, kommt jedoch genauso oft wieder mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin zusammen. Laut einer Studie hatten bereits etwa 60 Prozent der Erwachsenen eine solche Achterbahn-Beziehung. Gründe können mangelnde Kommunikation oder gänzlich andere Lebensvorstellungen sein. Oftmals erstrecken sich die On- und Off-Beziehungen jedoch nur über einen kürzeren Zeitraum, bevor sie endgültig beendet werden.
