
Wenn ein Milliardär Gefallen daran findet, Damen zu unterwerfen und zu dominieren, kann das doch nicht so unrealistisch sein, oder? Ist es auch nicht. Denn mehr Frauen, als man ahnt, haben eben solche Fantasien.
Der Romantrilogie „50 Shades of Grey“ scheint es zu verdanken sein, dass sexuelle Tabus gebrochen werden. Ob Fesselspiele, Schläge oder die Lust am Schmerz – Sadomasochismus, BDSM und verwandte Themen werden offenbar immer salonfähiger. In einer Untersuchung hat man herausgefunden, dass 81 Prozent der Frauen eben solche devoten Fantasien haben. Doch nicht längst jede lebt diese Vorstellungen auch im realen Leben aus. Denn gerade Frauen behalten ihre Fantasien oft für sich, während die Männer offener darüber reden. Dabei ist die weibliche Unterwerfung gar nicht so ungewöhnlich, wie so manche Dame glaubt. Die Emanzipation hat ihr vielmehr ihre ursprüngliche Natürlichkeit genommen.

Nicht immer stecken Unerfahrenheit und Kindheitstraumata hinter der Neigung, sich unterwerfen oder dominieren zu wollen. Vielmehr ist es ein evolutionärer Instinkt in uns Menschen, der schon immer da war. In dem amerikanischen Fachmagazin „Journal of Sex Research“ wurde eine Studie veröffentlicht, in der über 66 Prozent der Frauen von Vergewaltigungsfantasien berichteten. Dabei geht es nicht primär darum, wirklich vergewaltigt zu werden. Die Fantasie reicht meist aus, um sexuell erregt zu sein. Experten behaupten, das Lustgefühl von Unterwerfung und Dominanz sei bereits Jahrtausende alt und schlummere längst tief in uns allen. Doch gerade gesellschaftliche Entwicklungen haben vor allem der weiblichen Unterwerfung ihre Natürlichkeit genommen. Denn mit der Emanzipation verschwinden die Grenzen der Geschlechter in der Gesellschaft, eine weibliche Unterwürfigkeit ist mit diesem Kontext schwer zu vereinbaren. Dennoch schlummere die Begierde in vielen Frauen. Die Paar- und Sexualtherapeuten Peter Schröter und Doris Christinger stellen in ihrem Buch „Vom Nehmen und Genommen werden“ deutlich dar, dass etwa 80 Prozent der Frauen das Bedürfnis haben, „einfach genommen zu werden“. Die meisten Damen seien jedoch durch die Emanzipation zur Stärke und Gleichstellung erzogen, sodass die Wenigsten wagen, wirklich so tief in sich hineinzuhorchen.

In der Psychologie des Masochisten sehen Experten in der sexuellen Unterwerfung einen Verarbeitungsmechanismus von der Angst vor Ablehnung. Wer sich vollends hingibt, wird nicht abgelehnt und macht sich gegenüber anderen mit eigenem Willen einzigartig. Auch das führt zur Bindung. Das betrifft Männlein und Weiblein. Die weibliche Emanzipation hat jedoch auch dafür gesorgt, dass die weibliche Unterwerfung für manche Dame im Bett immer reizvoller erscheint. Der Kontrast macht es. Im Alltag muss Frau funktionieren, eine Rolle spielen und ebenso stark wie die Männerwelt sein. Ob im Beruf in der Führungsetage des Konzerns, als Mutter oder erfolgreiche Gesellschafterin: Frauen sind selbstständig und haben heutzutage alles in ihrer eigenen Hand. In der sexuellen Beziehung erscheint es daher attraktiv, sich einfach fallen zu lassen, jemanden anderen bestimmen zu lassen und nur zu folgen. Es geht nicht immer um devotes Verhalten, auch intensive Hingabe ist eine Art des Loslassens, das im Alltag unmöglich erscheint. Ein wichtiger Aspekt für viele Frauen ist auch das Freisprechen von Verantwortung. Durch das Abgeben der Führung kann die Untergebene nichts für das, was mit ihr gemacht wird. Das befreit so manche Dame von diversen Schamgefühlen. Der Sicherheitsgedanke ist ebenfalls ein Grund – der Mann sorgt für das Drumherum. In vielen Frauen schlummert die Begierde nach einer fesselnden Bindung, sowohl auf der geistigen Ebene als auch auf der körperlichen Ebene – mit der weiblichen Emanzipation wird eben nur weniger öffentlich darüber gesprochen.
Dominanz als männliches Symbol: Warum Männer kontrollieren wollen
Die Psychologie des Sadisten besagt, dass dieser durch das Dominieren eines Anderen sein Selbstwertgefühl aufrechterhalten will. Gerade im intimen sexuellen Bereich fürchtet so mancher Zurückweisung und Entwertung. Indem Unterwerfung gefordert wird, schützt er sich vor Ablehnung und kann seiner Lust freien Lauf lassen. Gerade Männer sind sowohl evolutionär, als auch gesellschaftlich zum starken Geschlecht getrimmt und verfolgen eher dominante sexuelle Fantasien. Die Jäger und Sammler müssen erobern, sich gegen Widerstände durchsetzen, Konkurrenten abwehren, den Nachwuchs beschützen und ihre Macht zur Schau stellen. Aber auch hier hat die Emanzipation ihr Übel angerichtet. In einer modernen Partnerschaft sind beide Partner gleichberechtigt, heutzutage ergreifen auch die Damen die wichtigen Schritte im Verführungsspiel und der Mann ist in seiner Dominanz geschwächt. Der Partner soll der sensible Frauenversteher sein, der die besten Freundinnen nicht mit Macho-Sprüchen verwirrt und der Dame bestenfalls jeden Wunsch von den Augen abliest. Kaum ein Mann traut sich da noch, die Führungsrolle zu übernehmen. Aber gerade der erotische Part der Beziehung sollte von diesem modernen Verständnis getrennt sein. Denn die wenigsten Frauen wünschen sich einen erschrockenen Mann, der abrupt stoppt, sobald sie ein wenig aufschreit. Im Bett solle er gefälligst Stärke beweisen und eben ganz seinen Mann stehen!
Es gibt nur eine wahre Regel – aber wer hat wirklich die Macht?
Wenn offen gesprochen wird, harmonieren Männlein und Weiblein meist gegen alle Widerstände. Manchmal ist es nur Hingabe, manchmal leichtes Führen, aber wenn Dominanz auf Unterwerfung trifft, ist längst nicht so eindeutig, wer hier das wirkliche Sagen hat. Denn der Untergebene verströmt durch seine Hingabe eine erotische Macht, in der der Dominante mit seiner Lust gefesselt wird. Wer verführt hier dann wen? Ist es auch nicht so, dass Anastasia ihren Christian Grey zu einer ganz anderen Art von Beziehung verführt, die er ursprünglich angestrebt hatte? Mit ihrem „Nein“ hat sie jederzeit die eigentlichen Zügel in der Hand. Tipp: Holen Sie sich gerne Inspirationen aus Büchern und Filmen – dort wird das Thema Dominanz beim Sex häufig thematisiert.
Letztendlich gilt in der Sexualität und in der Liebe nur eine Regel tatsächlich: Erlaubt ist, was gefällt: Wenn beide Partner Spaß daran haben und keiner ein Leid erfährt – warum sollte dann etwas Tabu sein? Nur zu, liebe Damen: Sprechen sie doch einmal über ihre heimlichen Sexfantasien. Und wer einen gleich gesinnten Partner auf der heimischen Couch findet, kann als Einstieg ein Seminar wählen. Hier werden auf Gefahren hingewiesen, wichtige Umgangsregeln gelehrt und essenzielle Grundlagen vermittelt. Denn gerade bei zu ungestümen Anfängern kommt es in den neuen Rollenspielen zu ungewollten Unfällen, die jegliche Lust auf Fortführung verderben. Und das will sicherlich keiner, oder?
Wie bringen wir Dominanz-Spiele in unser Sexleben ein?
Schon lange träumen wir davon, selber Dominanz-Spiele beim Sex auszuprobieren, aber wissen nicht so recht, wie unser Partner mit dem Wunsch umgehen wird? So geht es vielen Frauen, aber auch viele Männer träumen von Dominanz und Unterwerfung beim Sex. Wie bereits erwähnt, sind es über 80 Prozent der Frauen, die solche Fantasien haben. Nun stellt sich die Frage, wie wir unseren Partner von unseren Wünschen erzählen. Eine konkrete Anleitung gibt es dafür nicht. Wer bislang nur Blümchensex hatte, wird dieses Gespräch wahrscheinlich schwerer fallen, als Paaren, bei denen es schon so heftiger zur Sache geht.
Dass wir uns gerne hart anpacken lassen würden, können wir auf ganz softe und sanfte Art verpacken. Wir könnten zum Beispiel ein Roman wie Fifty Shades of Grey oder Crossfire zum Einschlafen lesen und unserem Partner ab und zu dran teilhaben lassen und etwas vorlesen. So können wir auf subtile Art die Reaktion unseres Partners abwarten, bevor wir den Wunsch äußern, es selber zu probieren.
Eine andere Option ist einfach mit der Tür ins Haus zu fallen und sagen: "Du, ich würde gerne mal Dominanz-Spiele beim Sex mit dir ausprobieren". Am besten sollten wir das Thema nicht verallgemeinern, sondern unseren Partner in unseren Wunsch direkt miteinbeziehen. Wem das zu viel auf einmal ist, könnte sich vorsichtig vortasten mit Aussagen wie: "Ich würde es heiß finden, wenn du mir beim Sex mal einen Klaps auf den Po geben würdest."
Es spricht also überhaupt nichts dagegen, wenn wir diesen Schritt wagen und unsere devote Neigung äußern und ausleben. Nur weil wir beim Sex darauf stehen, wenn der Mann uns dominiert, heißt es nicht, dass wir auch im Alltag devot sind. Dominanz beim Sex ist eine ganz eigene Sache für sich und sollte kein Tabu sein. Es ist völlig ok, seine eigenen Vorlieben und Bedürfnisse auszuleben.
Was, wenn sich mein Partner beim Sex devot verhält – und ich es gern dominant hätte?
Die klarste und effektivste Art und Weise, das zu ändern, ist natürlich mit dem Partner über seine Bedürfnisse zu sprechen. Könnte es auch für ihn erregend sein, den dominanten Part zu übernehmen? Ein Versuch ist es wert! Dabei aber unbedingt darauf achten, wie der Vorschlag formuliert wird. Am besten eigent sich hier die Sandwich-Variante: Zuerst ein Kompliment, dann das Anliegen, zum Schluss wieder ein Kompliment. Gespräche über sexuelle Bedürfnisse sind sehr intime Angelegenheiten, mit denen wir häufig super unsicher sind. Diese Methode verhindert es, den anderen zu verletzen. Zum Beispiel so: „Ich liebe den Sex mit dir. Wie wäre es, wenn du mir beim nächsten Mal zeigst, wo es lang geht? Ich mag es, wenn du die Zügel in der Hand hälst.“
Ein anderer Versuch wäre die nonverbale Variante. Wir könnten ihn einfach zum Unterwerfungsspiel verführen! Das klappt zum Beispiel, indem wir uns in gewissen Stellungen anbieten, bei denen er quasi zur Dominanz gezwungen wird. Etwa in der Doggy-Position. Auch beim Blowjob können wir devot sein, obwohl wir ja den aktiven Part übernehmen. Dafür den Partner aufrecht stehen lassen, während wir uns vor ihm auf die Knie begeben – so übernimmt er ganz automatisch die dominante Rolle. Auch ein Rollenspiel kann helfen, die gewünschten Vorlieben kritiklos zu äußern. Werden entsprechende Figuren gewählt, z.B. Lehrer und Schülerin, ist klar, wer welche „Aufgaben“ zu erfüllen hat.
Dominant, devot oder beides gleichzeitig?
Während die dominante Person beim Sex prinzipiell auf Macht steht, lässt sich die devote Person gerne dominieren und ordnet sich dem Partner unter. Es ist allerdings möglich, dass ein und dieselbe Person beide Rollen erregend findet. Dabei handelt es sich um sogenannte Switcher. Sie wechseln zwischen den veschiedenen Möglichkeiten hin und her – je nach Lust und Angebot. Findet man an beiden Partien Gefallen, ist das natürlich super: So ist man flexibel im Bett und kann sich an die Vorliebe des Partners anpassen. Als Grundregel gilt wie immer: Bevor dominante Züge ausgeübt werden, immer zuerst die Erlaubnis des Partners einholen!
Do’s und Don’ts beim dominanten Sex
Bevor es beim dominanten Sex beziehungsweise beim BDSM zur Sache geht, sollte unbedingt geklärt werden, was erlaubt ist und wann für den einen eine bestimmte Grenze überschritten wird. Dafür gibt es einige Regeln, die Paare beim dominanten Sex beachten sollten. Zunächst sollten beide Partner über ihre Bedürfnisse und Vorlieben sprechen, bevor das Unterwerfungsspiel beginnt. Haben Paare das erste Mal dominanten Sex, muss dieses Thema unbedingt intensiv erläutert werden, damit sich beide dem Rollenspiel hingeben können. Erlaubt ist also alles, was vorab besprochen wurde. Sollte der dominante Part etwas völlig Neues und Extremes ausprobieren wollen, so muss er dies vorab unbedingt besprechen. Denn möglicherweise wird der devote Partner mit einer Praktik konfrontiert, die für ihn ein absolutes Tabu-Thema ist. Generell sollte der Dom (dominante Part) immer darauf achten, dass dem Sub (devoter Part) keine ernsthaften Verletzungen zugefügt werden. Fesseln ist erlaubt, jedoch muss hier sichergestellt werden, dass keine Körperteile abgeklemmt werden und die Fessel im Ernstfall schnell gelöst werden kann. Dafür sollten sich beide an bestimmte Regeln halten.
Regeln beim dominanten Sex
Dominanter Sex sollte nur bei voller Leistungsfähigkeit ausgeführt werden. Beide Partner sollten in optimaler körperlicher Verfassung und auch geistig topfit sein. Rauschmittel sind beim BDSM ein absolutes No-Go. Der Dom und der Sub sollten beide weder Alkohol noch Rauschmittel zu sich genommen haben. Das Risiko, mögliche Gefahren nicht zu erkennen, ist einfach zu groß. Des Weiteren sollte ein Sicherheitswort festgelegt werden. Dieses kann der devote Partner äußern, wenn er das Spiel unterbrechen oder sogar aufhören möchte. Bei dem Begriff sollte es sich um ein neutrales Wort handeln und nicht um „Nein“ oder „Stop“. Beliebt sind Farben, wie Rot oder Lila oder auch Obstsorten, wie Kirsche oder Erdbeere.