Der sanfte Weg, harte Saiten aufzuziehen

Der sanfte Weg, harte Saiten aufzuziehen

Lust und Schmerz – ein prickelndes Doppelspiel. Nicht wenige Menschen liebäugeln mit der Idee, ihre geheimen BDSM-Gelüste endlich in die Tat umzusetzen. Wäre da nicht die Angst vor sichtbaren Spuren. Unsere Gesellschaft zeigt sich bei diesen Themen nach wie vor unerbittlich. Wie also schafft ihr es, als Einsteiger in diesem Punkt die Balance zu halten?

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Vorbereitende Maßnahmen

Zunächst ist es natürlich hilfreich, die Vorstellungen des Partners zu kennen. Gebt euch einen Ruck und sprecht eure Interessen offen an. Fällt euch das schwer, behelft euch auf spielerische Art. Schaut euch Filme gemeinsam an, die euch ansprechen oder besorgt euch einen erotischen Adventskalender für Paare, der euch dezent auf das Thema hinführt.

Solltet ihr euch für Sexualpraktiken mit stark einseitigem Machtgefälle entscheiden, haltet eure Vorstellungen von diesem Gefüge bestenfalls grob schriftlich fest. So seid ihr gezwungen, einzelne Aspekte genau zu bedenken und kommt nicht in unklare Situationen, die euch zwingen, ein gelungenes Setting vorzeitig abzubrechen. Alle Entscheidungen sollten einvernehmlich getroffen werden.

Desto tiefer ihr in Fesselspiele und Schmerzanwendungen einsteigt, umso fester müsst ihr darauf vertrauen können, dass der dominante Partner konsequent auf Stoppworte reagiert und der untergeordnete Part seine Grenzen angemessen einschätzt.

Ein sanfter Einstieg

Kommt auch für gröbere Praktiken erstmal langsam zueinander. Es ist weder für den Körper noch für die Seele optimal, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. Lasst euch während der gemeinsamen Vorbereitungen langsam in eure Rollen fallen. Nehmt den Wechsel vom Alltag in eure eigene Welt bewusst war. Besprecht eventuell noch einmal aktuelle Grenzen. Im Sommer tragt ihr vielleicht offenere Kleidung, die die Spuren eurer Abenteuer leichter bloßlegt, als es im Winter der Fall wäre.

Beachtet rein biologische Komponenten. Der Fakt, der Schmerzreize so attraktiv macht, ist die hormonelle Reaktion unseres Körpers darauf. Wir sind in der Lage, ebenso wie in lustvollen Momenten, in Schmerzsituationen große Mengen Endorphine auszuschütten. Es dauert jedoch eine gut halbe Stunde, bis diese Reaktion einsetzt.

Nutzt die Zeit z.B. für großflächige Schlagtechniken, statt direkt mit heftigen Rohrstockhieben zu beginnen. So wird auch das Gewebe besser vorbereitet und die bleibenden Spuren halten sich in Grenzen.

Soll es schnell eine intensive Reaktion sein, ohne dass damit große Male riskiert werden, eignen sich Klammern und Klemmen ganz wunderbar für einen spielerischen Einstieg.

Wo ist Vorsicht geboten?

Es gibt Aspekte, die sind schlicht unangenehm. Dazu gehören vermeidbare Striemen und blaue Flecke. Diese lassen sich durch eine gute Recherche zu den einzelnen Hilfsmitteln vermeiden. Allgemein gilt, je besser gepolstert, umso geringer der Schaden. Das trifft sowohl auf die Wahl der Instrumente als auch auf die Körperpartie zu.

Andere Fehler können als grob fahrlässig eingestuft werden und sind von vornherein auszuschließen. Nehmt zum Beispiel Fesselspiele nicht auf die leichte Schulter. Wer fesselt, sollte wissen, was er tut und wie er es vermeidet, Nerven und Blutgefäße abzuschnüren.

Im Zweifelsfall liegen Scheren und Kneifzangen für das schnelle Lösen der Schnüre bereit. Ebenso sollte es einen sicher verwahrten zweiten Schlüssel für Handschellen und Ähnliches geben.

Wirbelsäule, Schienbein, Lenden, Kopf, Hals und Gelenke sind tabu und werden zum Schutz vor anhaltenden Schäden ausgespart werden.

Wer mit Hitze und Kälte experimentiert, sollte sich ins Gedächtnis rufen, das der empfindliche Intimbereich anders auf Temperaturen reagiert als der übrige Körper. Hier kommt es schneller zu Verletzungen. Testet den möglichen Toleranzbereich in kleinen Schritten aus.

Treten unerwartet Kreislaufprobleme, Fieber oder Bewegungseinschränkungen auf, ist dringend ein Arzt zu konsultieren. Ihr hab nichts zu befürchten, wenn man den Ursprung der Verletzungen deutlich erkennt. Ärzte erleben solche Situationen immer mal wieder und können damit umgehen.

Nachsorge

Setzt sich die Entstehung von Schwellungen und blauen Flecken ab, reagiert ihr am besten sofort mit Kälteanwendungen. Diese lassen sich unter Umständen auch sehr gut in das eigentliche Setting integrieren. Ist der blaue Fleck einmal da, kann man versuchen, den Heilungsprozess mit Heparinsalbe oder Arnikapräparaten zu beschleunigen.

Sprecht in jedem Fall im Nachhinein an, wenn euch etwas grenzwertig erschien. Nur wenn ihr euch gegenseitig über eure Wahrnehmungen informiert, habt ihr die Möglichkeit, Unstimmigkeiten in der nächsten Runde zu korrigieren.

Gutes Gelingen benötigt etwas Zeit

Es ist wie überall im Leben auch hier kein Meister vom Himmel gefallen. Beide Seiten müssen sich erst in ihre Rollen hineinfühlen. Vertrauen ist eine gute Basis, Offenheit hilft euch bei der Weiterentwicklung. Erwartet nicht, dass der andere von vornherein zu 100 % eure Gelüste befriedigt. Gebt ihm Raum, sich über mehrere Sessions vorzutasten und bleibt offen für Varianten, die es in eurer Fantasie so zuvor noch nicht gab.

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