Für viele Menschen gehört ein dunkles Zimmer zu den wichtigsten Voraussetzungen für guten Schlaf. Doch was, wenn man Angst vor der Dunkelheit hat? Diese Phobie wird als Nyktophobie bezeichnet und beeinflusst nicht nur den Schlaf, sondern den gesamten Alltag von Betroffenen. Dr. Hanne Horvath, Psychologin und Mitgründerin der Online-Therapieplattform HelloBetter, hat uns verraten, wie die Angst vor der Dunkelheit entsteht und was man dagegen tun kann.
Im Video: Darum ist auf dem Bauch schlafen ungesund!
Warum fürchten sich Menschen vor der Dunkelheit?
Die Angst vor der Dunkelheit ist eine evolutionär bedingte Angst, die während der Kindheit sehr häufig auftritt und sich bei manchen Erwachsenen zu einer Angststörung entwickeln kann. Die Nacht kann faszinierend und gleichzeitig beängstigend auf uns wirken. Sie bringt uns Stille, den Mond und leuchtende Sterne, aber auch das Unbekannte und scheinbar Bedrohliche. Die Angst vor der Dunkelheit und den möglichen Gefahren, die in ihr lauern, wie etwa das Monster unter dem Bett oder der fremde Mann hinter der Tür, ist im Kindesalter weit verbreitet.
Diese Angst hat einen evolutionären Ursprung, der bis zu unseren Vorfahren zurückreicht. Diese Angst war eine Warnung vor möglichen Gefahren, die in der Dunkelheit lauerten, und machte uns wachsamer und vorsichtiger. So konnten sich unsere Vorfahren vor nachtaktiven Raubtieren in Sicherheit bringen. Daher war die Angst vor der Dunkelheit überlebenswichtig. Heutzutage erfüllt sie immer noch diese Warnfunktion, kann jedoch manchmal übertrieben sein. Normalerweise nimmt die Angst vor der Dunkelheit mit zunehmendem Alter ab. Wenn die Angst im Erwachsenenalter jedoch weiter besteht und das hilfreiche Maß übersteigt, wird dies als Nyktophobie bezeichnet.
Woher kommt der Begriff Nyktophobie?
Der Ursprung des Begriffs "Nyktophobie" findet sich in den griechischen Wörtern "nyktos" (Nacht) und "phobos" (Furcht). Eine Phobie bezeichnet eine übermäßige Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten, die eigentlich ungefährlich sind. Bei der Nyktophobie wird die Dunkelheit zum Auslöser dieser übermäßigen Angst.
Wie zeigt sich Nyktophobie?
Menschen, die unter Nyktophobie leiden, berichten oft, dass allein der Gedanke an die Dunkelheit bei ihnen Ängste auslösen kann. Häufig treten auch körperliche Symptome auf, wie erhöhter Herzschlag, Atemnot und ein Gefühl der Schwäche, was bis hin zu Panikattacken führen kann. Dies wiederum kann dazu führen, dass Betroffene Situationen in der Dunkelheit meiden und zum Beispiel nach Einbruch der Nacht das Haus nicht mehr verlassen. Das Einschlafen ohne Nachtlicht erscheint ihnen teilweise unmöglich. Insgesamt kann dies zu erheblichen Einschränkungen im täglichen Leben führen.
Welche Ursachen hat die Angst vor der Dunkelheit?
Die Ursachen für Nyktophobie sind vielfältig. Die Angst vor der Dunkelheit kann entstehen, indem beängstigende Vorstellungen aus Filmen, Büchern oder Erzählungen anderer Menschen übernommen werden. Eine persönliche Veranlagung, wie eine lebhafte Fantasie oder Vorstellungskraft, kann diese schrecklichen Bilder und Horrorgeschichten verstärken. Belastende Ereignisse in der Kindheit oder im Erwachsenenalter, die in der Nacht oder Dunkelheit erlebt wurden, können ebenfalls zu Nyktophobie führen. In solchen Fällen verknüpft unser Gehirn die Dunkelheit mit den negativen Erfahrungen und speichert sie als mögliche Bedrohung ab.
Mit diesen fünf Strategien lässt sich die Angst vor der Dunkelheit zu überwinden
Neben psychotherapeutischen Angeboten gibt es auch vieles, was du bereits eigenständig ausprobieren kannst, um die Verbindung von Dunkelheit und Angst zu unterbrechen. Wir haben dir einmal fünf hilfreiche Strategien aufgeführt, mit denen du die Angst vor dem Dunkeln überwinden kannst.
1. Gedanklich um die Erde reisen
Versuche dich bewusst daran zu erinnern, dass in diesem Moment die Sonne an einem anderen Ort auf der Erde scheint. Stelle dir vor, wie die Sonne dort Wärme und Licht spendet. Lenke deinen Fokus auf positive Gedanken, um deine Angst im Dunkeln zu reduzieren.
2. Gezielt entspannen
Nutze Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung und Atemübungen, um für einen kurzen Moment innerlich zur Ruhe zu kommen und die Außenwelt auszublenden.
3. Die zwei Seiten der Dunkelheit betrachten
Achte auf die faszinierenden Aspekte der Nacht. Beobachte die Sterne, den Mond und lausche bewusst den Geräuschen der Nacht. Entdecke die Schönheit und Besonderheit, die nur in der Dunkelheit existieren.
4. Ein Gedankenexperiment wagen
Stelle dir vor, dass die Welt in der Nacht immer noch die gleiche ist wie am Tag, nur ohne Sonnenlicht. Nimm dir vor, einen gedanklichen Spaziergang in die Nacht zu machen. Indem du dir vorstellst, dass du alles durch eine "Sonnenbrille" siehst, die das Tageslicht simuliert, könntest du einen anderen Blickwinkel auf die Dunkelheit bekommen.
5. Professionelle Unterstützung suchen
Falls die Angst vor der Dunkelheit stark ausgeprägt ist, könnte es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als wirksame Behandlungsmethode für Ängste erwiesen. Diese Therapieform hilft dabei, persönliche Auslöser für die Angst zu erkennen und einen besseren Umgang damit zu finden.
Verwendete Quelle:HelloBetter