Exklusiv

Good Food, good Mood? Das macht dein körperliches Wohlbefinden mit deiner mentalen Gesundheit

Wie wirkt unsere Ernährung und unsere körperliche Gesundheit auf unseren mentalen Zustand? Das verrät uns eine Ernährungsberaterin im Interview.

Wenn man über seine mentale Gesundheit nachdenkt, geht es meistens nur um Stimmungen, Launen und Gefühle. Doch was ist eigentlich mit den körperlichen Symptomen? Unsere Mental Health beeinflusst nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper – und andersherum. Laura Ruiz ist Ernährungsberaterin für Übergewicht und Mangelernährung beim Gewichtsmanagement-Programm Juniper und verrät uns hier, wie wir unser mentales und körperliches Wohlbefinden in Einklang bringen können.

Im Video: Positive Lebenseinstellung – So bewältigt man Krisenzeiten

Das Zusammenspiel von mentaler Gesundheit und körperlichem Wohlbefinden - Interview

Liebe Laura Ruiz, wie würden Sie den Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit und körperlichem Wohlbefinden in einfachen Worten beschreiben?

Laura Ruiz: Unser psychisches Wohlbefinden ist genauso bedeutend wie unsere körperliche Gesundheit, und diese beiden Aspekte stehen in einer engen Verbindung miteinander. Ein gutes Beispiel dafür ist der positive Effekt regelmäßiger körperlicher Betätigung auf unser Gehirn. Vor allem Cardiotraining kann die Freisetzung von Serotonin im Gehirn fördern, das Hormon, das unsere Stimmung beeinflusst und dazu beitragen kann, Angstgefühle und Depressionen zu mindern. 

Es muss auch nicht immer ein intensives Workout sein – alltägliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Fahrradfahren oder andere Hobbys können bereits spürbare positive Effekte auf unser psychisches Wohlbefinden haben. Aber auch die Ernährung beeinflusst nicht nur unser Gewicht und unsere körperliche Verfassung, sondern unmittelbar unsere Psyche. Körper und Geist funktionieren einfach nur als Team.

Welche Rolle spielen Selbstwert und Selbstbewusstsein bei der Förderung von mentaler und körperlicher Gesundheit?

Das Wichtigste ist: Wahres Selbstwertgefühl kommt von innen und sollte nicht von äußeren Faktoren wie beispielsweise dem Aussehen oder Körpergewicht abhängig sein. Wir haben die Macht, unsere negativen oder selbstkritischen Gedanken in positive und mitfühlende Gedanken umzuwandeln und dadurch ein gesundes Selbstbild zu fördern. 

Um beim Versuch, gesund zu leben, nicht zu frustrieren, gibt es einen einfachen, aber äußerst wirksamen Trick: Sich kleine Ziele setzen, die realistisch und definitiv zu erreichen sind. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Jeder Schritt in Richtung eines gesünderen Lebensstils ist ein Fortschritt, egal wie klein er ist. 

Wie kann eine gesunde Ernährung die psychische Gesundheit beeinflussen, und welche Lebensmittel bzw. Ernährungsform empfehlen Sie besonders?

Wenn wir eine Vielzahl nährstoffreicher Lebensmittel wie Obst, Gemüse, ballaststoffreiche Vollkornprodukte und mageres Protein in unseren Ernährungsplan integrieren, leisten wir einen bedeutenden Beitrag zu unserem eigenen Wohlbefinden. Auf der anderen Seite sollte der Konsum von zuckerhaltigen oder stark verarbeiteten Lebensmitteln begrenzt werden. Diese können zu unerwünschten Blutzuckerschwankungen führen, die sich negativ auf unsere Stimmung auswirken können. 

Plötzliche Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Antriebslosigkeit können Anzeichen einer solchen Überzuckerung (Hyperglykämie) sein. Ein zu niedriger Blutzucker (eine sogenannte Hypoglykämie) kann sich in Form von Nervosität, innerer Unruhe, Angstgefühlen oder Reizbarkeit äußern. Aber gerade, weil Geist und Körper so eng miteinander verknüpft sind, gilt auch: Gelegentliches Essen im Restaurant oder Genuss von Lieblingsspeisen sollte möglich sein, solange es in die Gesamtstrategie für eine gesunde Ernährung passt. Das A und O sind Portionskontrolle und Balance.

Welche Missverständnisse gibt es oft im Zusammenhang mit diesem ganzheitlichen Ansatz für Gesundheit?

Wer körperliche Gesundheit im Zusammenspiel mit unserem eigenen mentalen Wohlergehen betrachtet, rückt den ganzen Menschen in den Mittelpunkt: Mit seinen ganz eigenen Wünschen, Vorlieben, Stärken und Schwächen. Vor allem aber akzeptieren wir dann auch, dass Rückschläge dazu gehören, wenn wir einen gesunden Lebensstil anstreben. Während der Fokus oft auf Ernährung, Bewegung und Medizin liegt, erweitern wir den Horizont. 

Selbstreflexion und Selbstmitgefühl, der Rückhalt durch die Freund:innen und die eigene Familie, aber auch ein konkreter Aktionsplan mit Expert:innen – all dies sind wichtige Puzzleteile, wenn es um einen ganzheitlichen Ansatz für das eigene Wohlbefinden geht.

Welche spezifischen Auswirkungen kann Stress auf die mentale Gesundheit und den körperlichen Zustand haben?

Stress und unangenehme Emotionen können dazu führen, dass wir uns in ungesunde Essgewohnheiten flüchten und unseren Stoffwechsel verlangsamen. Stressbewältigung ist also nicht nur ein Schlüssel zum seelischen Gleichgewicht, sondern auch zum körperlichen Wohlbefinden. 

Da wir Stress realistisch gesehen nicht komplett aus unserem Leben verbannen können, geht es darum, effektive Stressbewältigungstechniken zu erlernen und in den Alltag zu integrieren. Die Qualität des Schlafes kann ebenfalls durch Stress beeinflusst werden. Wenig Schlaf macht also hungrig und hemmt unsere Sättigungssignale. Zudem erhöht langanhaltender Stress die Anfälligkeit für psychische Gesundheitsprobleme, darunter depressive Phasen, Angststörungen und Essverhaltensstörungen. Es wird daher deutlich, wie wichtig es ist, Stress effektiv zu bewältigen, um sowohl unser emotionales als auch unser physisches Wohlbefinden zu schützen.

Welche Faktoren im Alltag oder Beruf werden in Bezug auf mentale Gesundheit und Wohlbefinden oft unterschätzt bzw. überbewertet?

Die außerordentliche Bedeutung von Ernährung und Bewegung ist glücklicherweise bereits weit verbreitet. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen den Rat von Expert:innen noch mehr suchen. Denn sich von ungesunden Gewohnheiten zu lösen, erfordert oft bewusste Anstrengungen und professionelle Unterstützung. Dies kann in Form von Ernährungsberatung, Psychotherapie oder Unterstützung von Selbsthilfegruppen erfolgen.

Welche Tagesroutinen oder Gewohnheiten kann man schon heute etablieren, um das eigene Wohlbefinden zu fördern?

Tatsächlich können oft kleine Dinge helfen: beispielsweise vor dem Schlafengehen ein Tagebuch zu schreiben, ein Buch zu lesen oder warm zu duschen. Auch das Gespräch mit geliebten Menschen kann für unser Wohlbefinden Gold wert sein. 

Der positive Effekt von Haustieren, Spaziergängen, Musik und Meditation ist inzwischen auch gut belegt – immer vorausgesetzt, wir sind positiv gestimmt. Das legt aber auch der gesunde Menschenverstand nahe: So sollten wir Musik hören, die wir mit positiven Erinnerungen verknüpfen oder die uns aus anderen Gründen gefällt, keine Musik, die wir nervig finden.

Wie gefährlich kann der Drang nach Selbstoptimierung sein? Wie kann man den Druck herausnehmen, sich aber trotzdem etwas Gutes tun?

Selbstoptimierung kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, abhängig von der Intensität und Motivation hinter diesem Drang. Ein übermäßiger Drang nach Selbstoptimierung kann in Perfektionismus ausarten, was zu hohem Stress, Angst, Unzufriedenheit und Selbstwertproblemen führen kann. 

Wenn man nie zufrieden ist und immer nach Verbesserung sucht, kann das zu einem ständigen Gefühl der Unfähigkeit führen. Um den Druck herauszunehmen, aber sich dennoch selbst Gutes zu tun, ist soziale Unterstützung essenziell. 

Verwendete Quelle:Juniper

Frau auf Reisen
Reisen tut gut – aber wieso eigentlich? Eine Mentaltrainerin verrät es uns.
Weiterlesen