
Los Angeles friert. Schuld daran ist ein deutscher Arzt aus Tecklenburg in Nordrhein-Westfalen: Dr. Jonas Kuehne legt in seiner Cryohealthcare-Klinik in West-Hollywood die Promis auf Eis. Daniel "James Bond" Craig zum Beispiel schwört auf eine spezielle Kryo-Anwendung, die nach starkem körperlichem Training den Muskelkater reduziert. Und Demi Moore wurde gesehen, wie sie sich kurz vor ihrem 50. Geburtstag einen Besuch bei Doktor Kuehne gönnte. Der bietet unter anderem ein Verfahren an, das Fältchen einfach "wegfrieren" lässt.
Klingt ein bisschen wie das Drehbuch zu einem abgefahrenen Science-Fiction-Film? Nee, im Gegenteil: Die Kryotherapie – so der Oberbegriff für die verschiedenen Kälte-Treatments – ist mächtig auf dem Vormarsch und wird auch immer häufiger in Deutschland angeboten. Ursprünglich wurde die Kältetherapie zur Schmerzbehandlung in der Medizin entwickelt, heute wird sie auch bei Depression oder Müdigkeit eingesetzt. Beauty-Junkies schwören auf das sogenannte Cryofacial, bei der die Kälte die Durchblutung im Gesichtsbereich und damit die Produktion von Kollagen anregt. Erfunden wurde das Verfahren übrigens von von Dr. Dieter Manstein und Dr. R. Rox Anderson vom Wellman Center for Photomedicine des Massachusetts General Hospital in Boston.
Das Resultat: Pralle Haut mit weniger Falten. Wirklich spannend aber ist das Verfahren mit dem Zungenbrecher-Namen "Kryolipolyse" (von altgriechisch: kryos = Frost, lipa = Fett und lysis = Auflösung). Wir dürfen aber auch "Coolsculpting" sagen.
Und das funktioniert so: Auf den Entzug von Energie, etwa durch extreme Abkühlung, reagiert Körperfett derart empfindlich, dass eine Apoptose (programmierter Zelltod) ausgelöst wird. Die Zellen sterben ab und werden über die Leberfunktion aus dem Körper transportiert. Was wiederum, ganz unwissenschaftlich ausgedrückt, ein paar echt coole Perspektiven eröffnet: Mit dem entsprechenden Know-how können leidige Speckröllchen einfach weggefroren werden – ganz ohne Schmerzen und Narbenbildung, und es dauert auch nicht wochenlang, bis man wieder einsatzfähig ist. Kein Wunder, dass sich halb Hollywood bei Dr. Kuehne im Wartezimmer trifft. Können also nach und nach ungeliebte Fettpolster und Fettröllchen auf diesse Art verschwinden?
Mögliche Nebenwirkungen bei der Kryolipolyse
Trotz der positiven Effekte bringt die Kryolipolyse Behandlung auch gewisse Risken und Nebenwirkungen mit sich. Zwar treten diese recht selten auf, doch laut mehrerer Studien gehören Blutergüsse, Taubheitsgefühl, Rötungen, Verhärtungen und Schwellungen zu möglichen Nebenwirkungen. Um diese auszuschließen, wird vor der Behandlung der Gesundheitsstand des Patienten abgefragt.
Weitere seltene Komplikationen bei dem Kälteverfahren sind Narbenbildung, verminderte Bewegungsfähigkeit der Zunge nach der Behandlung am Kinn oder dem Hals, Erfrierungen oder Verbrennungen ersten und zweiten Grades sowie Schwindel, Benommenheit, Schweißausbrüche, Übelkeit und Durchfall.
Das Vereisen der Fettzellen an sich, ist übrigens nicht ganz so schmerzhaft. Die ersten Minuten sind wie so oft die schlimmsten. Auch die anschließende Massage kann ein wenig ziehen und stechen.
Für wen eignet sich die Kryolipolyse Behandlung?
Die Kryolipolyse Anwendung eignet sich nicht für alle Personen. Gesunde Menschen, die sich gesund bis normal ernähren und sich ausreichend bewegen, können jedoch von dieser Methode profitieren. Fettpölsterchen, welche sich mit Diäten oder Sport nicht vertreiben lassen, können bei dieser Personengruppe behandelt werden.
Diese Zielgruppen sollten auf Kryolipolyse verzichten
Stark übergewichtige Personen mit Erkrankungen des Fettgewebes oder Nesselsucht sollten die Behandlung vermeiden. Auch Menschen mit Lebererkrankungen, Gefäßentzündungen sowie offenen Wunden oder Blutungen wird von der Behandlung abgeraten. Diese Personenkreise sollten außerdem auf die Behandlung verzichten:
- Schwangere
- Frauen während der Menstruation
- Frauen während der Stillzeit
- Personen mit Herzschrittmacher
- Kürzerlich Operierte
- Kälteempfindliche
- Personen mit Hepatitis C
- Personen mit Blutungsanamnese oder Kälteurtikaria
- Personen mit Durchblutungsstörungen
- Personen mit großen Narben, Ekzemen oder Schuppenflechten
- Personen, die blutverdünnende Medikamente nehmen
Im Interview: Beauty-Doc Dr. Jonas Kuehne
Wie genau bekommt man durch Frieren sein Fett weg?
Dr. Jonas Kuehne erklärt: "Eine unserer wichtigsten Behandlungen nennt sich Cryoshaping. Dabei handelt es sich um die lokale Anwendung von extrem niedriger Temperatur an Körperstellen, an denen Fettabbau durch normales Abnehmen schwierig ist." Dabei werden Problemzonen an Bauch, Hüfte, Oberschenkel, Taille, Knie oder Rücken mit extrem kalten gasförmigen Stickstoff ungefähr eineinhalb Stundenlang in Intervallen gefroren. Die Haut wird dabei geschützt, um Irritationen zu vermeiden. Nach ein paar Stunden wärmen sich die gefrorenen Partien wieder auf. Innerhalb von zwei bis drei Monaten werden die abgestorbenen Fettzellen abgebaut.
Warum lieben auch Spitzensportler die Kältekammer?
In einer Stehkabine lassen sich mit bis zu 165 Grad Minustemperatur etwa Gelenkserkrankungen oder Hautkrankheiten behandeln. Dabei werden durch die Kältezufuhr Entzündungsherde eingedämmt. Basketball-Star Dirk Nowitzki zum Beispiel lässt sich regelmäßig mit Minusgraden therapieren.
Nicht ganz unwichtiger Nebeneffekt: Diese "Kältesaunen", die nur mit Socken, Unterwäsche, Handschuhen und Schlappen betreten werden, sorgen auch dafür, dass die Produktion von körpereigenem Kollagen beschleunigt wird, was der Hautalterung vorbeugt und die Haut schön straff macht. Sogar gegen Cellulite hilft die Kälteeinwirkung dieser frostigen Kur.
Mal ehrlich – was bringt es wirklich?
"Erfahrungsgemäß verlieren Patienten pro Behandlung ungefähr 20 bis 30 Prozent Fett in den behandelten Zonen.", erklärt Dr. Jonas Kuehne. Je nach Dicke der Fettschicht sollte man bis zu drei Behandlungen an den Problemzonen durchführen lassen.
Welche Körperpartien bieten sich am ehesten an?
"Das Verfahren kann überall am Körper außer an Hals und Gesicht benutzt werden.", so Dr. Kuehne. Allerdings eignet sich die Kryolipolyse nicht für eine massive Gewichtsreduktion. Am wirksamsten ist sie für eine allgemeine Straffung der Haut oder bei der Bekämpfung lokaler Problemzonen und Fettpolster, denen mit Sport und Diät nicht beizukommen ist: das kleine lästige Bäuchlein, die hartnäckigen "Love Handles", "Reiterhosen" oder die Speckfalten am Rücken unterhalb der BH-Linie. Es ist übrigens auch möglich, während einer Kryolipolyse Einheit mehr als eine Körperstelle zu behandeln. Dies erhöht natürlich die Gesamtdauer der Sitzung, kann jedoch sehr praktisch sein.
Bleibt das Fett für immer verschwunden?
Dr. Jonas Kuehne: "Fettzellen können sich teilen. Das bedeutet, dass bei zu kalorienhaltiger Ernährung die Polster sehr wohl zurückkommen können. Bei ausgewogener Ernährung und regelmäßigem Sport bleibt das Fett aber meist weg."
Was kann schieflaufen?
Grundsätzlich stellt die Kryolipolyse ein sehr schonendes und gefahrloses Verfahren dar. "Das Risiko besteht hauptsächlich darin, dass die Haut zu stark gekühlt wird und dadurch unter Umständen Hautrötungen und im schlimmsten Fall sogar leichte Verbrennungen entstehen", erklärt Dr. Kuehne. Normalerweise erfolgt der Abbau der Fettpolster gleichmäßig und ohne sicht- oder fühlbare Übergänge, und nur in sehr seltenen Fällen kann es zu einer leichten Randbildung kommen, die durch eine weitere Anwendung aber korrigiert werden kann. Schwerer wiegende Verletzungen, etwa der Nerven oder der Leber, die ja die abgestorbenen Fettzellen abbauen muss, sind laut Dr. Kuehne "sehr unwahrscheinlich".
Kann ich mir auch selber das Fett wegfrieren?
Hände weg vom Selbstversuch mit Kühlelementen aus dem Gefrierfach! Dr. Kuehne: "Der behandelnde Techniker misst während des Verfahrens konstant die Hauttemperatur in der zu behandelnden Gegend. Dadurch sind starke Hautrötungen, Verbrennungen oder Frostbeulen so gut wie ausgeschlossen."
Wie teuer ist Kryolipolyse?
"Pro Anwendungsgebiet ist mit ca. 185 US-Dollar, also umgerechnet knapp 140 Euro, zu rechnen.", so Dr. Jonas Kuehne. In Deutschland geht es los bei ca. 200 Euro für eine Körperpartie. Übrigens: Einige Krankenkassen übernehmen die Kryotherapie-Kosten teilweise oder sogar ganz.
Kalt, Kälter, Fettfrei! - Die besten Adressen, um den neuen Trend auszuprobieren:
Cryohealthcare-Klinik: Dr. Jonas Kuehne
Der smarte Doktor aus Nordrhein-Westfalen redet zwar nicht gerne drüber (und würde auch niemals einen Namen fallen lassen), aber: In seiner Cryohealthcare-Klinik in L.A. gehen US-Stars und Spitzensportler ein und aus. Der Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Kryotherapie hat das Studium 2003 an der renommierten UCLA School of Medicine abgeschlossen. Und wer mit 44 Jahren locker wie Mitte 30 aussieht, ist für seine Praxis wohl die beste Werbung.
Haut- und Laserzentrum an der Oper
Praktisch: In der Münchner Gemeinschaftspraxis von Dr. Duve, Dr. Schoppelrey und Dr. Niederdorfer, allesamt Fachärzte für Dermatologie und Allergologie, schließt sich an den hochwertig ausgestatteten Bereich für die medizinische Kosmetik ein luxuriöses Medical Spa im Asia-Stil an.
Vorreiter: Die Darmstädter Rosenpark Klinik, 1996 von Dr. Sonja und Dr. Gerhard Sattler gegründet, hat als eine der ersten Institute Kryolipolyse-Behandlungen in Deutschland angeboten.
Kryoform
Spezialisiert: Das Schönheitsinstitut Kryoform bietet nur Anwendungen rund um die Fettreduktion durch Kälte an. Die erste Filiale eröffnete 2012 in München, Hamburg bekam in diesem Sommer sein eigenes Kryolipolyse-Institut, im September eröffnet der Standort Düsseldorf.


