Was, das willst du anziehen?

Was, das willst du anziehen?

Wedges, Ballerinas, Haremshosen - wenn es nach unseren geliebten Partnern ginge, würden einige der von uns so geliebten Trends sofort verbannt werden. Warum nur verstehen viele Männer Mode einfach nicht? Verraten sie uns hier! Und eine Fashionista verteidigt unser Fashion-Gen.

Schwarze Hose, rote Strümpfe© iStockphoto
Schwarze Hose, rote Strümpfe

Lars, Autor aus Berlin, wundert sich, warum Frauen einfach alles mitmachen

Lars© jalag-syndication.de
Lars, Autor aus Berlin: "Wir schalten aud Durchzug, Frauen nicht!"

Im Grunde ist es doch ganz einfach, sich anzuziehen: Jeans und Hemd – fertig ist der gut angezogene Mann. Und wenn irgendwelche Modezeitschriften, Designer oder gern auch die Partnerin uns zuflüstern wollen: „Hey, du da, mein Freund, rote Karottenjeans sind jetzt in, die sehen super an dir aus, die musst du unbedingt haben …“, können wir Männer ziemlich gut auf Durchzug schalten. Bei Frauen verhält sich das anders. Da wird sofort die Haben-wollen-Region im Gehirn aktiv. Sehr gut zu sehen bei all meinen Freundinnen oder um die Ecke an der Kastanienallee in Berlin Mitte. In der Nachbarschaft nennen wir sie „Casting- Allee“. Angesagte Klamotten schieben sich hier an Streetstyle-Anwärterinnen die Straße rauf und runter. Nur: Nicht allen steht auch alles, aus Kerlesicht jedenfalls. An dünnen Kleiderstangen wie etwa meiner Bürogemeinschaftskollegin Annika sieht das meiste Zeug noch einigermaßen okay aus. Alle anderen, die normale Figuren haben (und die bevorzugen wir Männer), müssen bei vielem aufpassen.

Nehmen wir Haremshosen. Topaktuell. Aber: Die gehen nur bei Annika-Frauen, denen kein noch so unvorteilhafter Schnitt optisch die Figur versaut. Und dennoch schlüpfen alle freiwillig in die Pampershosen … Warum verschleiert sich da der Blick bei Frauen, die vorm Spiegel sonst sogar unsichtbare Kilos an sich entdecken? Nächstes Beispiel: Jumpsuits und Overalls. Super Sache für Modelfiguren. Für alle anderen, die sie trotzdem tragen wollen: Wundern Sie sich nicht, wenn Sie angesprochen werden, ob Sie den Wagen volltanken würden. Ich bin deshalb für ganz normale Hosen. Allerdings: Diese Saison eine ganz normale Hose zu finden ist gar nicht leicht. Denn viele sind bedruckt! Ich sehe zwar jeden Tag Mädchen, bei denen das süß aussieht. Aber die gehen in die Kita meines anderthalbjährigen Sohnes.

Dabei können wir Männer einigen Modetrends durchaus was abgewinnen: Diese Saison finde ich persönlich einen Style, den meine Freundin für sich zum Ausgehen entdeckt hat, genial. Er heißt Garcon-Look. Frau setzt sich einen Männerhut auf – gerne aus Stroh – und trägt dazu eine weiße Bluse mit Hosenträgern beziehungsweise einem locker gebundenen Schlips. Feminin wird der Look durch Lippen in Knallfarben. Sieht extrem lässig, geheimnisvoll – und sehr sexy aus! Aber egal, was ich hier sage: Am Ende ziehen Sie ja doch an, was Sie wollen. Und das ist auch gut so. Denn selbst wenn Sie mal unter trendigen Geschmacksverirrungen leiden:
1. tragen es die anderen im Zweifel auch,
2. gibt’s in sechs Monaten schon wieder neue Mode, und
3.
haben Sie die Lacher auf Ihrer Seite, wenn Sie in fünf Jahren mit dem Liebsten gemeinsam Fotos gucken. In diesem Sinne: schönen Sommer!


Theresa, Grafikerin aus Hamburg, erwartet gar nicht mehr, dass ihr Freund sie versteht
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Theresa: "Meine Religion sind in diesem Sommer Knallfarben. Und nächstes Jahr? Schauen wir mal!"

Mein Freund sagt manchmal Sätze, die mich irritieren. Als wir frisch zusammen waren und er mich das erste Mal in meiner Haremshose sah, fragte er mich nach meiner religiösen Ausrichtung. Wenn ich genau drüber nachdenke, war die Frage nicht ganz unberechtigt. Denn Mode ist für mich mehr, als nur auf Zara-Tischen zu wühlen oder zeitsparend im Internet zu bestellen. Mode ist Entspannung, Belohnung und das Erfinden des kreativen Ichs. Ich glaube einfach daran, dass ein Kleid von Chloé kombiniert mit tollen Peeptoes von Christian Louboutin den Tag ein bisschen heller machen.

Und trotzdem, Sätze, die er mir beiläufig zuwirft, wie: „Lustig, deine Jeans.“ Oder: „Mit diesem Einteiler kannst du gleich in die Werkstatt gehen", verunsichern mich kurzzeitig. Aber: Ich kann partout nicht sehen, was er sieht! „Schaut doch gut aus“, wispert mein modisches Ego. Ich bin nun mal ein richtiges Mädchen, das morgens vor dem Schrank steht und sich nicht entscheiden kann, was es anziehen soll. „Soll ich heute die Boyfriend-Jeans anziehen oder meinen Einteiler mit dem Blumenmuster?", frage ich meinen Freund morgens manchmal. „Ich weiß nicht, was du tust, aber ich ziehe Jeans an", kommt dann nur zurück. Ob Ballerina oder Sneakers, brauche ich dann nicht mehr zu fragen.

Für ihn sind Ballerinas eh feste Socken, Wedges isst er nur mit Sour Creme, und mit Blümchenstoff würde er Geschenke verpacken. Modetrends wie Neonfarben oder Oversized-Look kann er so rein gar nichts abgewinnen, und er hält auch fest an seiner Meinung, dass wir Mädels in einer einfachen Jeans und weißem T-Shirt am besten aussehen würden. Mein Kleiderschrank ist für ihn daher ein Mysterium, das ständig neue Klamotten ausspuckt, deren Herkunft er sich nicht erklären kann. Schon lange hat er den Überblick verloren, und somit flunkere ich auch bei der Antwort, wenn er mich fragt, ob das Teil NEU sei. „Nee, nee“, betone ich dann lässig, „das ist nicht neu, das habe ich nur lange nicht angehabt.“

Ich empfinde Kleidung als Ausdruck meiner Persönlichkeit. Ein Outfit zusammenzustellen, das sind für mich Stunden wie in Trance. Sie lassen mich in Erinnerungen und Vorfreude schwelgen. Farbkombinationen und Wohlfühlcharakter werden von mir akribisch bewertet, und aus dem Bauch heraus wird entschieden, was ich heute anziehe. Dabei ist es mir egal, welcher Modetrends ich mich bediene. Hauptsache ist, dass ich mich selbst überzeugen kann. Also, lieber Freund, ich erwarte ja gar nicht, dass du mich verstehst. Aber ich danke dir, dass du liebevoll vor der Ladentür wartest, wenn ich shoppen gehe, und meine Klamotten zärtlich „Krempel“ nennst. Und um final die Frage nach meiner religiösen Ausrichtung zu beantworten: Ich glaube diesen Sommer an Knallfarben, Keilabsätze und klassischen Dutt. Und nächste Saison? Da muss ich erst mal die Herbstschauen abwarten.

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