Dominanz und Unterwerfung beim Sex: Das steckt hinter der Lust an dieser Dynamik

Dominanz und Unterwerfung beim Sex ist spätestens seit 50 Shades of Grey kein Tabuthema mehr. Fesselspiele, Lust an Schmerzen und Machtspiele reizen nicht nur die Männerwelt, sondern auch uns Frauen. Wir verraten, warum Dominanz beim Sex so heiß sein kann.

BDSM Sexspielzeuge© Foto: iStock/Василий Авраменко
Was steckt hinter der Faszination von Dominanz und Unterwerfung beim Sex? Wir erklären es dir.

Der Romantrilogie 50 Shades of Grey scheint es zu verdanken sein, dass sexuelle Tabus gebrochen werden. Ob Fesselspiele, Schläge oder die Lust am Schmerz – Sadomasochismus, BDSM und verwandte Themen werden offenbar immer salonfähiger. Doch auch wenn viele von uns (heimlich) solche Fantasien haben, lebt noch längst nicht jede diese Vorstellungen auch im realen Leben aus. 

Woher kommt die Lust an Dominanz und Unterwerfung?

Nicht immer stecken Unerfahrenheit und Kindheitstraumata hinter der Neigung, sich unterwerfen oder dominieren zu wollen. Vielmehr ist es ein evolutionärer Instinkt in uns Menschen, der schon immer da war. 

Experten behaupten, das Lustgefühl an Unterwerfung und Dominanz sei bereits Jahrtausende alt und schlummere tief in uns allen. Gesellschaftliche Normen und Erwartungen machen es uns jedoch schwer, unsere Fantasien frei und ohne Schuldgefühle oder Scham auszuleben. Dennoch steckt die Begierde in vielen von uns. 

Die Begierde nach Unterwerfung

In der Psychologie des Masochisten sehen Experten in der sexuellen Unterwerfung einen Verarbeitungsmechanismus von der Angst vor Ablehnung. Wer sich vollends hingibt, wird nicht abgelehnt und macht sich gegenüber anderen mit eigenem Willen einzigartig. Das führt zur Bindung. 

Vor allem Menschen, die im Alltag funktionieren müssen, eine starke Rolle spielen und keine Schwächen zeigen dürfen – ob im Beruf in der Führungsetage des Konzerns, als Elterntein oder erfolgreicher Gesellschafter: In der sexuellen Beziehung erscheint es daher attraktiv, sich einfach fallen zu lassen, jemanden anderen bestimmen zu lassen und nur zu folgen. Es geht nicht immer nur um devotes Verhalten, auch intensive Hingabe ist eine Art des Loslassens, das im Alltag unmöglich erscheint. 

In dem amerikanischen Fachmagazin „Journal of Sex Research“ wurde eine Studie veröffentlicht, in der über 66 Prozent der Frauen von Vergewaltigungsfantasien berichteten. Dabei geht es natürlich nicht darum, tatsächlich vergewaltigt zu werden. Vielmehr geht es um die Fantasie, dominiert zu werden. Die Paar- und Sexualtherapeuten Peter Schröter und Doris Christinger berichten in ihrem Buch Vom Nehmen und Genommenwerden, dass etwa 80 Prozent der Frauen das Bedürfnis haben, „einfach genommen zu werden“. 

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Dominanz als männliches Symbol: Warum Männer kontrollieren wollen

Die Psychologie des Sadisten besagt, dass dieser durch das Dominieren eines Anderen sein Selbstwertgefühl aufrechterhalten will. Gerade im intimen, sexuellen Bereich fürchtet so mancher Zurückweisung und Entwertung. Indem Unterwerfung gefordert wird, schützt er sich vor Ablehnung und kann seiner Lust freien Lauf lassen. 

Gerade Männer sind sowohl evolutionär als auch immer noch gesellschaftlich auf das starke Geschlecht getrimmt und verfolgen eher dominante sexuelle Fantasien. Die "Jäger und Sammler" müssen erobern, sich gegen Widerstände durchsetzen, Konkurrenten abwehren, den Nachwuchs beschützen und ihre Macht zur Schau stellen. 

Wie sieht Dominanz in unserem Sexleben aus?

Schon lange träumen wir davon, selber Dominanz-Spiele beim Sex auszuprobieren, aber wissen nicht so recht, wie unser Partner mit dem Wunsch umgehen wird?

Zuerst stellt sich die Frage, wie wir unseren Partner von unseren Wünschen erzählen. Eine konkrete Anleitung gibt es dafür nicht. Wer bislang nur Blümchensex hatte, wird dieses Gespräch wahrscheinlich schwerer fallen, als Paaren, bei denen es schon so heftiger zur Sache geht.

Wir können Schritt für Schritt vorgehen. Das ist nicht nur intuitiv, sondern wir können auch langsam austesten, was uns nicht nur in unseren Fantasien, sondern auch in Wirklichkeit gefällt. Dass wir uns gerne mal etwas härter anpacken lassen würden, können wir zum Beispiel auf subtile Art rüberbringen – etwa, indem wir zum Einschlafen einen Erotik-Roman wie Fifty Shades of Grey oder Crossfire lesen und unserem Partner dran teilhaben lassen. So können wir erstmal die Reaktion unseres Partners abwarten, bevor wir den Wunsch äußern, es selber zu probieren.

Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn wir diesen Schritt wagen und unsere devote oder dominante Neigung äußern und ausleben. Wichtig: Nur weil wir beim Sex darauf stehen, dominiert zu werden oder dominant zu sein, heißt es nicht, dass das auch im Alltag gilt.

Hier findest du tolle Toys für die ersten Schritte:

Was, wenn sich mein Partner beim Sex devot verhält – und ich es lieber dominant hätte?

Wenn das Verhalten des Partners nicht den eigenen Lust-Vorstellungen entspricht, kann das frustrierend sein. Die klarste und effektivste Art und Weise, das zu ändern, ist natürlich, mit dem Partner darüber zu sprechen. Könnte es auch für ihn erregend sein, den dominanten Part zu übernehmen? Ein Versuch ist es wert! Dabei aber unbedingt darauf achten, den Vorschlag sensibel und vorsichtig zu formulieren. 

Am besten eignet sich hier die Sandwich-Variante: Zuerst ein Kompliment, dann das Anliegen, zum Schluss wieder ein Kompliment. Gespräche über sexuelle Bedürfnisse sind sehr intime Angelegenheiten, mit denen wir häufig super unsicher sind. Diese Methode verhindert es, den anderen zu verletzen. Zum Beispiel so: „Ich liebe den Sex mit dir. Wie wäre es, wenn du mir beim nächsten Mal zeigst, wo es lang geht? Ich mag es, wenn du die Zügel in der Hand hältst.“

Ein anderer Versuch wäre die nonverbale Variante. Wir könnten ihn einfach zum Unterwerfungsspiel verführen! Das klappt zum Beispiel, indem wir uns in gewissen Stellungen anbieten, bei denen er quasi zur Dominanz gezwungen wird. Etwa in der Doggy-Position. Auch beim Blowjob können wir devot sein, obwohl wir ja den aktiven Part übernehmen. Dafür den Partner aufrecht stehen lassen, während wir uns vor ihm auf die Knie begeben – so übernimmt er ganz automatisch die dominante Rolle. Auch ein Rollenspiel kann helfen, die gewünschten Vorlieben kritiklos zu äußern. Werden entsprechende Figuren gewählt, z.B. Lehrer und Schülerin, ist klar, wer welche „Aufgaben“ zu erfüllen hat.

Dominant, devot oder beides gleichzeitig?

Während die dominante Person beim Sex prinzipiell auf Macht steht, lässt sich die devote Person gerne dominieren und ordnet sich dem Partner unter. Es ist allerdings möglich, dass ein und dieselbe Person beide Rollen erregend findet. Dabei handelt es sich um den sogenannten Switcher. Er wechselt zwischen den verschiedenen Möglichkeiten hin und her – je nach Lust und Angebot. Findet man an beiden Partien Gefallen, ist das natürlich super: So ist man flexibel im Bett und kann sich an die Vorliebe des Partners anpassen. Als Grundregel gilt wie immer: Bevor dominante Züge ausgeübt werden, immer zuerst die Erlaubnis des Partners einholen!

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Dos und Don'ts: Regeln beim dominanten Sex

Bevor es beim dominanten Sex zur Sache geht, sollte unbedingt geklärt werden, was erlaubt ist und wann für den einen eine bestimmte Grenze überschritten wird. Dafür gibt es einige Regeln, die Paare beim dominanten Sex beachten sollten.

Zunächst sollten beide Partner über ihre Bedürfnisse und Vorlieben sprechen, bevor das Unterwerfungsspiel beginnt. Haben Paare das erste Mal dominanten Sex, muss dieses Thema unbedingt intensiv erläutert werden, damit sich beide dem Rollenspiel hingeben können. 

Das sind die Dos

  • Die Bedürfnisse klären: Erlaubt ist alles, was vorab besprochen wurde.
  • Sicherheitswort festlegen: Dieses kann der devote Partner äußern, wenn er das Spiel unterbrechen oder sogar aufhören möchte. Bei dem Begriff sollte es sich um ein neutrales Wort handeln, das sicher nicht im Rollenspiel verwendet wird. Beliebt sind Farben, wie Rot oder Lila oder auch Obstsorten, wie Kirsche oder Erdbeere.
  • Aufeinander achten: Der Dom (dominante Part) sollte prüfen, dass dem Sub (devoter Part) keine ernsthaften Verletzungen zugefügt werden. Fesseln ist erlaubt, jedoch muss hier sichergestellt werden, dass keine Körperteile abgeklemmt werden und die Fessel im Ernstfall schnell gelöst werden kann.

Das sind die Don'ts

  • Rauschmittel: Der Dom und der Sub sollten beide weder Alkohol noch Drogen zu sich genommen haben. Das Risiko, mögliche Gefahren nicht zu erkennen, ist einfach zu groß. 
  • Ohne Absprache neue Dinge ausprobieren: Sollte der dominante Part etwas völlig Neues und Extremes ausprobieren wollen, so muss er dies vorher unbedingt besprechen. Denn möglicherweise wird der devote Partner mit einer Praktik konfrontiert, die für ihn ein absolutes Tabuthema ist. 
  • Trotz Beschwerden ausführen: Beide Partner sollten in optimaler körperlicher Verfassung und auch geistig topfit sein.

Dominanter Sex ist nicht für jeden etwas. Viele Paare profitieren jedoch davon und haben Spaß daran, neue Dinge auszuprobieren und sich darauf einzulassen. Bevor du dir ein Urteil darüber verschaffst, kann es sinnvoll sein, es selbst mit deinem Partner oder deiner Partnerin zu testen. Dabei solltet ihr jedoch unbedingt die Dos und Don'ts im Hinterkopf haben. Kommunikation ist hier ganz entscheidend. Tue nichts, was du nicht möchtest, denn letztendlich soll es Spaß machen.

Quelle: Journal of Sex Research