
"Und, wie fühlst du dich?" Ein Mensch, dem gerade gekündigt wurde, blockt meist ab, wenn er diese Frage hört – aus Scham und dem irrigen Verständnis, in der Gesellschaft ohne Job nichts mehr wert zu sein. Dabei wäre es nicht nur hilfreich für die Seele, sondern auch für die Karriere, würden wir offen über alles reden: den Schock, den Schmerz, die Wut. Denn: Durchs Reden verliert der Jobverlust große Teile seines Schreckens. Und außerdem erkennen wir, wenn wir uns selbst zuhören, schneller und besser, was wir (nicht nur beruflich) wirklich wollen.
So wie Erik Proulx, ein Werber aus den USA. Auch er stand unvermittelt auf der Straße – doch statt in Selbstmitleid zu versinken, begann er, über seine Ängste und Gedanken zu bloggen. Er rief Betroffene dazu auf, von ihren Erfahrungen zu erzählen – Hunderte meldeten sich über Twitter und Facebook. Mit 16 von ihnen drehte er den Kurzfilm "Lemonade" (DVD siehe Web-Tipp), in dem sie berichten, wie sie die Krise zur Selbstfindung nutzten – und jetzt glücklich als Fitnesstrainer, Heilpraktiker oder Kaffeeröster leben.
WEB-TIPP
Infos zum Film: www.lemonademovie.com, DVD unter: www.amazon.com
Die zentrale "Lemonade"-Botschaft: Bloß nicht in blinden Aktionismus verfallen! Nehmen Sie sich lieber erst mal Zeit für Ihre Kinder, Hobbys und Freunde oder einen verrückten Nebenjob. Dann ordnet sich das Gehirn ganz von selbst, die Gefühle beruhigen sich und plötzlich ist klar, wohin die Reise (weiter-)geht. Es muss ja nicht gleich der Traumjob der Kindheit sein. Manchmal ist es „nur“ das Bedürfnis nach mehr Eigenständigkeit und Kreativität, die wichtiger werden. Gut, sich selbst mal zuzuhören!