
Ein helles Licht am Ende eines Tunnels, nichts als ein Funkeln und außerkörperliche Erfahrungen sind nur einige der Erinnerungen von Menschen, die von den Augenblicken berichten, in dem ihr Herz aufhört zu schlagen. Viele Menschen waren dem Tod bereits sehr nahe und dennoch kehrten sie ins Leben zurück. Die Frage, was im Moment des Todes passiert, beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Zwischen den verschiedensten religiösen Ansichten finden sich unzählige Ansätze von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die nach Antworten suchen.
In einer aktuellen Studie konnten Forschende durch die Beobachtung der Gehirnaktivität sterbender Menschen Einblicke in den Übergangsprozess vom Leben zum Tod gewinnen. Welche Ergebnisse und neuen Fragen die Studie jetzt aufwirft, liest du hier.
In diesem Video erfährst du, was in unserem Gehirn beim Sterben passiert:
Laut Studie: Das passiert, wenn wir sterben
Ergebnisse zeigen, dass bei einigen Patienten, die einen Herzstillstand erlitten und während der Wiederbelebung für bis zu einer Stunde kein Herzschlag verzeichnet wurde, eine bemerkenswerte Gehirnaktivität auftrat. Einige Überlebende konnten sich sogar an diese Erfahrung erinnern. Hauptautor dieser wegweisenden Studie ist Sam Parnia, ein Professor für Medizin an der NYU Langone Health, der sich seit Jahren der Erforschung dessen widmet, was im Moment des Todes geschieht.
In ihrer Untersuchung suchten Sam Parnia und sein Forscherteam nach einer biologischen Markierung für die Erinnerungen an Nahtoderfahrungen. Die Studie erstreckte sich über 25 Krankenhäuser in den USA und im Vereinigten Königreich. Das medizinische Personal nutzte tragbare Geräte, die am Kopf von Patienten und Patientinnen mit Herzstillstand angebracht wurden, um den Sauerstoffgehalt und die elektrische Aktivität im Gehirn zu überwachen, ohne dabei die medizinische Behandlung zu beeinträchtigen.
Insgesamt erlitten 567 Menschen in den teilnehmenden Krankenhäusern einen Herzstillstand. Von diesen Patienten und Patientinnen konnten dem medizinischen Team bei 53 von ihnen verwertbare Daten zur Gehirnaktivität und zum Sauerstoffgehalt gesammelt werden. Die Mehrheit dieser Menschen zeigte auf den Gehirnmonitoren (Elektroenzephalogramm, EEG) einen Zustand mit elektrischer Inaktivität, vergleichbar mit einer Nulllinie.
Nahtoderfahrung bringt Zugang zum Bewusstsein
Parnia und sein Team führten ebenso Interviews mit 154 Personen durch, die einen Herzstillstand erlitten hatten. Fast 40 Prozent dieser Personen berichteten von einem Bewusstsein während des Herzstillstands, jedoch ohne konkrete Erinnerungen daran. Etwa 20 Prozent der Befragten konnten sich an ein Erlebnis im Moment des Todes erinnern.
Viele der Betroffenen beschrieben dieses Erlebnis als eine Art moralischeBewertung ihres Lebens und ihres Verhaltens. Die Forschenden erklärten dies damit, dass das Gehirn normalerweise Mechanismen hat, um bestimmte Teile seiner Aktivität aus dem Bewusstsein auszublenden. Dies geschieht, damit Menschen im Alltag funktionieren können, da der ungehinderte Zugang zur gesamten Gehirnaktivität das Bewusstsein überfordern würde. Dabei wird im sterbenden Gehirn vermutet, dass diese Mechanismen abgebaut werden und die sterbende Person Zugang zu ihrem gesamten Bewusstsein erhält.
Erkenntnisse der Studie werfen neue Fragen auf
Die Ergebnisse dieser Studie werfen faszinierende Fragen zur Widerstandsfähigkeit des Gehirns gegenüber Sauerstoffmangel auf. Bisherige Annahmen von Ärzten und Ärztinnen gingen davon aus, dass das Gehirn nach fünf bis zehn Minuten ohne Sauerstoff irreparablen Schaden nimmt. Doch diese neuen Untersuchungen der Studie legen nahe, dass das Gehirn erstaunlich widerstandsfähiger sein könnte.
Dies eröffnet die aufregende Möglichkeit, dass Menschen, die zunächst als nicht wiederbelebbar galten, möglicherweise eine Chance auf Rettung haben könnten. So könnten in Zukunft neue Wege für die Behandlung von Hirnschäden entstehen.
Verwendete Quellen: Glomex.com, Studie, Scientific American