Etwa 27 Millionen Deutsche, das entspricht rund einem Drittel der Bevölkerung, schnarchen. Was viele nicht ahnen: Schnarchen kann nicht nur den Partner zur Weißglut treiben, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Etwa jeder sechste Schnarcher leidet an einer Schlafapnoe, also kurzen Atemaussetzern während des Schlafs – einer Erkrankung, die oft unbemerkt bleibt. In Deutschland allein gibt es schätzungsweise 10 Millionen unentdeckte Fälle. Doch worauf sollten Betroffene achten und ab wann ist ein Besuch beim Arzt ein Muss? HNO-Facharzt und Schlafmediziner Dr. Alexander Loch aus Berlin klärt auf.
Im Video findest du Tipps gegen die fünf häufigsten Schlafprobleme
Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen
Die meisten Menschen schnarchen gelegentlich, sei es während einer Erkältung oder nach Alkoholgenuss. Chronisches Schnarchen meint jedoch dauerhaftes Schnarchen, das eher die Regel als die Ausnahme ist. Das reine Schnarchen, egal ob chronisch oder nicht, ist nicht gefährlich, sondern stellt ein soziales Problem dar. Schnarchgeräusche können mit 90 dB so laut wie ein vorbeifahrender Lastwagen sein und daher Bettpartner, Nachbarn oder Mitreisende in die Flucht treiben. Schnarchen kann jedoch auch auf eine Schlafapnoe hindeuten: Die plötzlich im Schlaf auftretenden Atemaussetzer stellen ein hohes Gesundheitsrisiko dar und sollten unbedingt ärztlich behandelt werden, da sich nur so Langzeitfolgen verhindern lassen. Doch ob das eigene Schnarchen nur störend ist oder auch gesundheitliche Auswirkungen hat, lässt sich oft nicht so einfach feststellen.
Allgemein gilt: Schnarchen entsteht durch die Vibration von Gewebe im Rachenraum. Zu Atemaussetzern kommt es, wenn die Atemwege kurzzeitig teilweise oder komplett verschließen und dem Körper dadurch Sauerstoff fehlt. Kurze Weckreaktionen, die meist unbemerkt verlaufen, setzen den Körper unter ständigem Stress. Die Folge ist ein unterbrochener Tiefschlaf und wenig Erholung.
Diese 4 Faktoren können zu schnarchen und Schlafapnoe führen
- Schlafposition: Bei Rückenschläfern sorgt die Schwerkraft dafür, dass die Zunge zurückfällt und so die Atemwege blockiert.
- Akute Erkältung: Dadurch ist der Rachenraum geschwollen und somit verengt, was wiederum die Atmung erschwert.
- Rauchen: Wie bei einer Erkältung reizt der Rauch die Schleimhäute und sie schwellen an.
- Alkoholkonsum: Dieser sorgt für eine Entspannung der Atemwegsmuskulatur, was die Vibration und das Zusammenfallen wiederum begünstigt.
Besonders problematisch an der Schlafapnoe: Ob man an einer leidet, erkennt man oft selbst nicht. Die Weckreaktionen sind so kurz, dass man sofort wieder einschläft. Am nächsten Morgen weiß man oft nichts mehr davon. Wenn die Aussetzer z.B. von einem lauten Nach-Luft-Schnappen begleitet werden, kann der Partner/die Partnerin sie bemerken, aber auch das ist nicht immer der Fall. Außerdem muss Schlafapnoe nicht immer mit Schnarchen verbunden sein und auch die Lautstärke des Schnarchens ist kein verlässliches Indiz.
Experten-Tipp: Um dieses Problem zu lösen, wurde die App Snorefox entwickelt: Über Nacht werden die eigenen Atemgeräusche analysiert und am nächsten Morgen zeigt der Report das individuelle Risiko als Ampel an.
Wann sollte man wegen Schnarchen zum Arzt?
Spätestens wenn man eins oder mehrere dieser Symptome bemerkt, ist ein Arztbesuch ein Muss:
- Tagesmüdigkeit trotz ausreichender Schlafzeiten
- Erschöpfung
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisprobleme
- Einschlaf- oder Durchschlafstörungen
- Depressionen
- Kopfschmerzen
- Herzrasen oder Luftnot in der Nacht
- nächtliche Schweißausbrüche
- Atemaussetzer (die andere beobachtet haben)
- Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Mögliche Langzeitfolgen einer unbehandelten Schlafapnoe sind ein zwei- bis viermal so hohes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln (betrifft insbesondere Patienten mit Bluthochdruck). Bis zu 50 Prozent leiden unter einer unentdeckten Schlafapnoe, welche maßgeblich für die Entstehung des Bluthochdrucks verantwortlich ist. Durch die Behandlung der Schlafapnoe kann sich der Bluthochdruck wieder einstellen und das Risiko der Folgeerkrankungen reduziert werden.
Was hilft gegen "normales" Schnarchen?
- Risikofaktoren minimieren
- Schlafposition verändern und Rückenschlaf vermeiden: z.B. durch einen Tennisball im Schlafanzug
- Bei Erkältung: Nasenspray auf Meersalzbasis oder Ausspülen der Nase vor dem Schlafen
- Ansonsten gelten auch hier die klassischen Tipps, wenn es um Gesundheit geht: Mit dem Rauchen aufhören, lieber zu alkoholfreien Getränken greifen und gesunde Ernährung
Verwendete Quelle: Snorefox
