
Ein ständiger Schmerz im unteren Rücken, bücken wird schwierig und auch andere solcher Bewegungen vermeidet man lieber – Millionen Deutsche kennen das, auch als Dauerzustand: Etwa jede fünfte Frau und jeder siebte Mann in Deutschland leiden unter chronischem „Rücken“. Häufig fehlt die passende Therapie - eine Spirale aus Besuchen bei Hausärzten, Orthopäden, Radiologen und Physiotherapeuten folgt, die sich über Jahre hinziehen kann.
Die richtige Diagnose ist der erste Schritt
Das gilt natürlich für alle Formen des chronischen Rückenschmerzes. Doch gerade bei Morbus Bechterew, auch „Ankolysierende Spondylitis“ genannt, sind die richtige Diagnose und Therapie entscheidend. Denn unbehandelt kann die entzündlich-rheumatische Erkrankung zu einer Verknöcherung und Versteifung der Wirbelsäule führen, zunächst im unteren Rücken, später auch im oberen Rücken. Die Folge: der typische Rundrücken, in früheren Zeiten „Buckel“ genannt.
Da die ersten Symptome oft bei unter 30-jährigen auftreten und die Erkrankung schubweise verläuft, zwischendurch also nahezu beschwerdefreie Phasen auftreten, vergehen bis zur korrekten Diagnose oft Jahre. Zudem lässt sich die rheumatisch-entzündliche Erkrankung in ihrer frühen Form, der „nicht-röntgenologischen axialen Spondyloarthritis“ (nr-AxSpA) nicht über ein Röntgenbild diagnostizieren. Eine gesicherte Diagnose „Morbus Bechterew“ stellt meist ein Rheumatologe – doch dieser wird häufig erst spät aufgesucht.
Wem ein Besuch beim Rheumatologen helfen könnte
Obwohl die Symptome bei Morbus Bechterew zunächst eher unspezifisch erscheinen, wie etwa tiefsitzende Rückenschmerzen und morgendliche Steifigkeit, gibt es auch einige Merkmale, die eindeutiger sind: So bessern sich die Schmerzen durch Bewegung und Gymnastik. Zudem treten die Schmerzen häufig nachts, besonders in der zweiten Nachthälfte auf, und bessern sich auch dann durch Bewegung. Aufschluss darüber, ob ein Gang zum Rheumatologen notwendig ist, kann auch der Bechterew-Check der Berliner Charité geben.
Gut zu wissen, dass man etwas tun kann!
Steht die Diagnose, kann auch die richtige Therapie greifen. Morbus Bechterew ist, wie alle rheumatischen Erkrankungen, eine Autoimmunerkrankung: Durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems reagiert die Abwehr nicht nur auf Krankheitserreger oder Fremdstoffe, sondern richtet sich auch gegen eigene Körperzellen. Dies äußert sich bei Morbus Bechterew in schmerzhaften Entzündungsprozessen an der Wirbelsäule und am Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, die schließlich zur typischen Versteifung führen können. Auch wenn Morbus Bechterew nicht heilbar ist, können mit einer vom Arzt individuell abgestimmten Therapie Schmerzen, Entzündung und Verknöcherung ausgebremst werden. Zwei wichtige Säulen der Behandlung sind zum einen Bewegung, etwa spezielle Dehnübungen, zum anderen eine entzündungshemmende Ernährungsweise: Wird wenig Fleisch und Wurst, dafür viel Obst, Gemüse und Fisch wie Lachs, Hering oder Thunfisch konsumiert, hat das einen positiven Einfluss auf das Entzündungsgeschehen im Körper. Dazu kommen entzündungshemmende Schmerzmittel, Kortison oder sogenannte Biologika. Diese Wirkstoffe hemmen entzündungsfördernde Botenstoffe des Immunsystems und damit die schmerzhaften entzündlichen Prozesse effektiv.