Pornos in der Partnerschaft? Expertin verrät, warum sie jeder gucken sollte

Für die einen ist es ein Tabu, für die anderen völlig normal: Wir haben mit einer Expertin über den Konsum von Pornos in einer Beziehung gesprochen. Ob sie es als Hindernis oder Fortschritt ansieht und was ihre Gründe dafür sind, erfährst du hier. 

Älteres Pärchen sitzt im Bett am Laptop.© Foto: Riska/iStock
Warum Pornos in der Partnerschaft kein Tabu sein sollten, klären wir hier.

Pornos zu schauen wird oft als Tabuthema behandelt und gilt als No Go für alle diejenigen, die in einer Beziehung sind. Manche sehen es sogar als Betrügen an, wenn der Partner allein Pornos schaut. Aber ist das wirklich ein Grund zur Sorge oder kann der Konsum sogar nützlich für die Beziehung sein?

Mit dieser Frage hat sich Sexualforscherin und Paartherapeutin Ursina Donatsch genau auseinandergesetzt. In ihrem kürzlich erschienenen Buch "Pornos und Partnerschaft – Lust oder Last?" geht sie der Frage nach, wie sich erotische Filme auf die Liebe auswirken und wägt ab, inwiefern es die Partnerschaft voranbringen oder vor Herausforderungen stellen kann. Sie präsentiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und bringt zudem ihre Erfahrung in der Paar- und Sexualtherapie mit ein.

Warum Frauen mehr Pornos schauen

Nicht nur in der Beziehung mögen Pornos für viele ungewöhnlich sein, auch für Frauen galt der Konsum lange als Tabu. "In vielen Gesellschaften wurden Frauen lange Zeit nicht dabei unterstützt, ihre Sexualität, ihre Bedürfnisse und Vorlieben kennenzulernen, darüber zu reden und sie ernst zu nehmen. Das galt auch für die Selbstbefriedigung", weiß auch Ursina Donatsch. "Dies führte dazu, dass Frauen ihre sexuellen Bedürfnisse und Fantasien unterdrückten oder versteckten."

In den letzten Jahren hat sich jedoch ein gesellschaftlicher Wandel vollzogen, sodass Frauen mittlerweile offener über ihre sexuellen Vorlieben sprechen und sich frei darüber äußern können. "Die gesteigerte Selbstbewusstheit von Frauen in der Sexualität trägt dazu bei, bestehende Tabus zu brechen, und ermöglicht eine offene Auseinandersetzung mit der eigenen Lust und Zufriedenheit. [...] Sie fördert ein gesundes Verständnis der eigenen Bedürfnisse und stärkt das individuelle Empowerment im sexuellen Bereich."

Im Interview: Sind Pornos für die Partnerschaft nützlich oder hinderlich?

Sorgen sie für mehr Lust oder sind sie vielmehr eine Last? Sexualforscherin und Paartherapeutin Ursina Donatsch verrät, was die erotischen Filme in der Partnerschaft bringen.

Petra.de: Können Pornos die Beziehung positiv beeinflussen? Wenn ja, inwiefern?

Ursina Donatsch: Ja, definitiv. Pornos können Paaren neue Impulse für ihre Sexualität geben und helfen, ihre sexuellen Wünsche und Grenzen besser zu erkunden. Darüber hinaus ist jede Investition in die Solosexualität - ob mit oder ohne Pornos - auch gleichzeitig ein Weg in eine zufriedene gemeinsame Sexualität. 

Kann der Konsum von Pornografie auch schädliche Auswirkungen auf die Partnerschaft haben?

Ja, das ist durchaus möglich, wenn Pornos heimlich und mit schlechtem Gewissen geschaut werden und wenn das Pornoschauen überhand nimmt. Das bedeutet, wenn es aus dem Ruder läuft und nicht mehr kontrolliert werden kann, und auch wenn die gemeinsame Sexualität dadurch verdrängt wird. 

Wie geht man damit um, wenn ein Partner sich durch den Konsum des anderen hintergangen oder betrogen fühlt?

Sprich das Thema unbedingt an. Es ist wichtig, dass du ausdrückst, worin du dich hintergegangen fühlen, was dich unsicher und was genau dir Angst macht. So kann dein Partner dir vielleicht auch erklären, was ihm das Pornoschauen gibt, was es für eine Funktion hat und inwiefern es mit der gemeinsamen Sexualität oder mit dir zu tun hat oder eben auch nicht. 

Buchtipp:

Ab wann spricht man von einer Pornosucht?

Ich vermeide den Begriff Sucht. Jedoch würde ich einem problematischen oder dranghaften Konsum sprechen. Das ist der Fall, wenn ein Mensch nicht mehr Kontrolle darüber hat, wann, wie lange und wie oft er Pornos schaut. Es bedeutet auch, dass er darunter leidet - entweder psychisch, körperlich, sexuell oder sozial. Zum Beispiel Stress, Depressionen, sozialer Rückzug, Probleme bei der Arbeit, Erektionsprobleme und so weiter. 

Würden Sie es Paaren empfehlen, gemeinsam Pornos zu schauen und wenn ja, warum?

Auf jeden Fall! Durch das gemeinsame Anschauen entsteht eine offenere Kommunikation über Vorlieben und Grenzen, was das Vertrauen stärken kann und Unsicherheiten und Ängste abbaut. Paare können sich durch den Austausch über das Gesehene besser verstehen. Es ist jedoch wichtig, Pornos als Ergänzung zum gemeinsamen Sexualleben zu betrachten und nicht als Ersatz für echte Intimität.

Worauf sollte man achten, wenn man gemeinsam Pornos schaut?

Dass die persönlichen Grenzen gewahrt werden: Man muss nicht jede Fantasie mit dem Partner teilen. Aber man darf. Und geh achtsam vor: Tausche dich aus, davor, während und danach. Rede darüber, was deine Empfindungen sind, was das Gesehene mit dir und deinem Partner macht. 

Warum sollten Pornos innerhalb der Partnerschaft kein Tabuthema sein?

Weil sie Paaren helfen können, offen über ihre Sexualität zu sprechen und so das gegenseitige Verständnis zu fördern. Indem das Thema Pornografie nicht verschwiegen wird, können Paare Unsicherheiten und Ängste abbauen und ihre Beziehung auf eine ehrliche, kommunikative Grundlage stellen. Eine offene Diskussion über Pornos kann ausserdem dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und ermöglicht es, gemeinsam festzulegen, was in der Beziehung akzeptabel ist und was nicht. Dies stärkt das Vertrauen und fördert die Intimität.