Psychologie: Bist du auch vom Perfect-Moment-Syndrom betroffen?

Das Leben ist nicht immer perfekt. Doch einige Menschen halten wie besessen an dem Idealbild ihres Lebens fest, dass sie immer wieder enttäuscht werden.

In einer Welt, in der unsere sozialen Medien-Feeds mit makellosen Selfies, exotischen Urlaubsfotos und scheinbar perfekten Leben gefüllt sind, ist es leicht, sich in der Illusion zu verlieren, dass Perfektion erreichbar ist. Doch hinter dieser glänzenden Fassade verbirgt sich ein weniger glamouröses Phänomen: das Perfect-Moment-Syndrom

Es ist die stille Obsession, die uns dazu treibt, jeden Moment unseres Lebens zu perfektionieren, eine unausgesprochene Angst, dass irgendetwas weniger als perfekt, einfach nicht gut genug ist. Aber was genau steckt hinter diesem Syndrom, wie erkennen wir es und vor allem, wie können wir damit umgehen? 

Was ist das Perfect-Moment-Syndrom?

Seit einiger Zeit kursiert der Begriff "Perfect-Moment-Syndrom" in den sozialen Medien. Doch was ist das genau? Erstmals wurde der Begriff von der australischen Bestsellerautorin Sarah Wilson geprägt. Es handelt sich hierbei also nicht um eine allgemein anerkannte psychische oder medizinische Erkrankung. Die Bezeichnung beschreibt lediglich ein Empfinden, das viele Menschen teilen.

Das Perfect-Moment-Syndrom bezieht sich auf den inneren Drang, jeden Moment im Leben perfekt gestalten zu wollen. Es ist eine Form von Perfektionismus, bei der jemand ständig nach dem perfekten Moment sucht, sei es bei der Arbeit, in Beziehungen oder sogar in ihrer Freizeit. Man ist ständig auf der Suche nach dem "perfekten" Foto für Instagram, dem "perfekten" Abendessen mit Freunden oder dem "perfekten" Urlaub.

Das geht in der Regel mit hohen Erwartungen einher: Die Geburtstagsparty muss perfekt ablaufen, der Strandurlaub muss entspannend sein und beim ersten Date müssen die Funken sprühen wie im Film. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, gibt es eine große Enttäuschung.

5 Anzeichen des Perfect-Moment-Syndroms

Es gibt mehrere Anzeichen, an denen man das Perfect-Moment-Syndrom erkennen kann. Hier sind einige davon:

  1. Perfektionismus: Alles muss perfekt ablaufen. Es gibt keinen Raum für Abweichungen. Die genaue Vorstellung davon, wie etwas zu sein hat, schürt große Erwartungen.
  2. Übermäßige Sorge um Details: Personen mit diesem Syndrom neigen dazu, sich übermäßig auf kleine Details zu konzentrieren und können sich nicht entspannen, bis alles "perfekt" ist.
  3. Ständige Unzufriedenheit: Trotz aller Bemühungen fühlen sich diese Personen oft unzufrieden, weil ihre Realität nie ihren hohen Erwartungen entspricht. Sie vergleichen ständig, was immer wieder zu Enttäuschung führt.
  4. Hoher Stresslevel: Der ständige Druck, alles perfekt machen zu wollen, kann zu hohen Stressleveln führen.
  5. Soziale Isolation: In einigen Fällen können Personen mit dem Perfect-Moment-Syndrom soziale Ereignisse meiden, weil sie Angst haben, dass sie nicht perfekt sein werden. Denn: Sie haben nicht nur hohe Erwartungen an sich, sondern auch an ihre Mitmenschen.

Was kann man dagegen tun?

Es ist wichtig zu verstehen, dass nichts und niemand perfekt ist und dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Im Leben muss es immer auch Raum für Makel geben. Hier sind einige Strategien, die helfen können, deinen Drang nach Perfektionismus loszulassen:

  • Akzeptanz: Lerne, die Unvollkommenheiten des Lebens zu akzeptieren. Nicht alles muss perfekt sein, um schön und wertvoll zu sein.
  • Achtsamkeit: Praktiziere Achtsamkeit und lebe im Moment. Statt ständig nach dem "perfekten" Moment zu suchen, genieße das Hier und Jetzt.
  • Selbstmitgefühl: Sei nachsichtig mit dir selbst. Es ist in Ordnung, nicht immer alles richtig zu machen.
  • ProfessionelleHilfe: In schweren Fällen kann es hilfreich sein, professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Das Perfect-Moment-Syndrom kann belastend sein, aber es ist wichtig zu erkennen, dass das Streben nach Perfektion oft mehr Stress als Freude verursacht. Indem wir lernen, die kleinen Unvollkommenheiten des Lebens zu schätzen, können wir beginnen, jeden Moment in seiner ganzen Schönheit zu genießen – unabhängig davon, ob er "perfekt" ist oder nicht.

Verwendete Quellen: Glomex, ProSieben