
Du willst immer für alle da sein und helfen, wo du kannst? Willkommen im Club der People Pleaser. Das sind Menschen, die es immer anderen recht machen wollen – oft geht das jedoch auf die eigenen Kosten. Wollen wir immer für andere da sein, neigen wir schnell dazu, unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinten anzustellen. Dies kann zu einer großen Belastung führen, da es uns physisch und emotional erschöpfen kann.
Es erfordert viel Energie, Zeit und Aufmerksamkeit, um immer verfügbar zu sein und die Bedürfnisse anderer zu erfüllen. Lange hat es bei mir gedauert, bis ich erkannt habe, dass es oftmals viel wichtiger ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Meine drei wichtigsten Lektionen, die vielleicht auch dir helfen könnten, teile ich hier mit dir.
An welchen Anzeichen du erkennst, dass du ein People Pleaser bist, erfährst du im Video:
1. Ich kann anderen nur helfen, wenn meine Batterien geladen sind
Kennst du dieses Gefühl, wenn du joggst, bereits 30 Minuten gelaufen bist und dann am Ende noch einen Sprint machen willst? Du bist eigentlich schon ausgebrannt, deine Beine sind schwer, doch zum Schluss holst du noch mal alles raus – mit großer Anstrengung. Und danach bist du fix und fertig, willst dich am liebsten direkt auf den kalten Boden legen und hast kaum noch Kraft, um dich nach Hause zu tragen.
So wie unser Körper uns nach einem anstrengenden Lauf signalisiert, dass wir uns überlastet haben, teilt uns auch unsere Psyche mit, wenn wir emotional ausgelaugt sind. Doch meist bemerken wir diese Signale nicht so schnell – wenn überhaupt – und arbeiten gegen sie an und gehen über unsere Grenzen hinaus.
Wie oft musste mein Geist schon bis ins Unermessliche sprinten und ohne Erholungspausen auskommen. Ich war immer für alle erreichbar, immer von 0 auf 100 bereit, zur Stelle zu sein, wenn es bei jemandem mal brennt – dabei waren meine Batterien eigentlich komplett leer. Das ist heute anders. Was ich gemacht habe? Ich verrate es dir:
- Zuerst habe ich gelernt, meine persönlichen Grenzen rechtzeitig zu erkennen. Ich stelle mir das Ganze wie bei meinem Smartphone vor. Ich wache (meist) mit 100 Prozent Akku auf, doch dieser wird nach und nach leerer. Ab 20 Prozent schaltet mein Geist dann in den Stromsparmodus. Mein Zeichen, nun mich an erste Stelle zu stellen und meinen Akku wieder aufzuladen.
- Dann habe ich herausgefunden, was ich persönlich brauche, um meine Energien wieder aufzuladen. Für einige ist es Sport, andere tanken Energie, indem sie Quality Time mit ihren Liebsten verbringen und ich brauche Zeit für mich alleine, um wieder Kraft zu tanken. Da ist jeder Mensch anders.
- Alles schön und gut, doch wird die Erkenntnis nicht in die Tat umgesetzt, bringt das Ganze nichts. Ich musste also lernen, meine Grenzen dann zu akzeptieren, wenn sie erreicht sind und mir das zu gönnen, was ich dann brauche. Das bedeutet auch, "Nein" zu sagen, wenn ich am liebsten "Ja" sagen würde.
Meine Lektion: Sind meine Batterien nicht voll genug, kann ich auch nicht so für andere da sein, wie ich es gerne wäre. Braucht ein Freund oder eine Freundin von mir Hilfe, will ich mit meinem 100 Prozent vollem Akku anpacken können. Das geht aber nur, wenn ich meine Bedürfnisse zuvor priorisiert habe.
2. Für andere da zu sein, ist keine Einbahnstraße
Lange war das Füreinander-da-sein eine Einbahnstraße für mich. Ich opferte mich auf, um anderen zu helfen, doch bekam oft nicht die Hilfe zurück, die ich gebraucht hätte. Das erkannte ich erst, als es mir eine Zeit lang selber nicht gut ging. Ich hatte es zwar geschafft, meine Grenzen zu erkennen, sie zu respektieren und mich an ihnen zu orientieren, doch andere Menschen in meinem Umfeld taten sich schwer damit zu erkennen, dass ich nun das Steuer in der Hand und mit einem gekonnten U-Turn die Einbahnstraße verlassen habe.
Da habe ich schon meine Grenzen kommuniziert und trotzdem wurden sie von einigen Personen überschritten. "Vielleicht müssen sie sich erst mal an die Nein-sagende Kyra gewöhnen" dachte ich im ersten Moment. Doch nach dem zweiten und dritten Mal, entschied ich mich dafür, klarere Ansagen zu machen. Ich wies meine Freunde und Freundinnen darauf hin, wenn sie gerade eine Grenze überschritten. Ein Risiko, immerhin zeigt nicht jeder Verständnis dafür. Doch gottseidank waren meine Freunde und Freundinnen einsichtig und haben endlich verstanden, dass auch ich Grenzen habe, die eingehalten werden müssen, dass auch sie für mich da sein sollten, wenn es mir mal nicht gut geht und dass das Füreinander-da-sein keine Einbahnstraße ist.
Meine Lektion: Die eigenen Grenzen zu erkennen, ist nur die halbe Miete. Wichtig ist es vor allem, die persönlichen Grenzen zu kommunizieren. Ich kann nicht immer für andere da sein, manchmal brauche auch ich Hilfe. Und genau dann ist es wichtig, nach dieser zu fragen.
3. Ich bestimme selber, wie ich für jemanden da bin
Meine beste Freundin hat eine unglaublich tolle Art, für mich da zu sein. Geht es mir nicht gut, schickt sie mir ein kleines Care-Package zu, sendet liebe Grüße mit einer Postkarte oder backt etwas Leckeres für mich. Lange habe ich mich unter Druck gesetzt, weil ich ihr am liebsten genau dasselbe zurückgeben wollte. Doch dann habe ich verstanden: Jeder Mensch hat eine andere Sprache der Liebe und unterstützt seine Liebsten auf eine andere Art und Weise.
Ich helfe meinen Freunden und Freundinnen, indem ich ihnen zuhöre und ihnen – wenn sie es wünschen – Rat gebe. Immer wieder höre ich, dass es ihnen unglaublich guttut, einmal alles auszusprechen und dass sie froh sind, jemanden zu haben, der ihnen zuhört und Verständnis zeigt. Das ist eben meine Sprache der Liebe. Am Ende bestimme ich selber, wie ich am besten für jemanden da sein kann und muss mich nicht verbiegen, um gewisse Erwartungen zu erfüllen.
Meine Lektion: So wie ich bin, bin ich gut. Ich helfe meinen Liebsten so, wie ich es eben kann. Ich muss mich nicht verstellen und jeder ist dankbar für meine Hilfe. Das, was ich zu geben habe, ist gut genug für die richtige Person.
Mein Fazit
Persönliche Grenzen aufzuzeigen, kann unter Umständen viel Arbeit kosten. Kein Wunder, immerhin wurden wir – besonders als Frauen – so erzogen, dass es wünschenswert ist, immer für andere da zu sein und eine helfende Hand zu bieten. Und das stimmt natürlich auch, doch bleibt man dabei selbst auf der Stelle und vernachlässigt seine eigenen Bedürfnisse, hilft das am Ende niemandem.
Was habe ich also gelernt? Ich muss mich priorisieren, auch wenn mir das von Zeit zu Zeit egoistisch vorkommt. Doch wenn ich das nicht tue, kann ich auch meine Mitmenschen nicht so unterstützen, wie ich gerne würde. Habe ich klare Grenzen und lege Wert auf die Erfüllung meiner Bedürfnisse, bin ich ein glücklicherer und zufriedenerer Mensch, der im Gegenzug auch gerne für andere da ist.
