
Was Sie über Zellen wissen müssen
Der menschliche Körper hat etwa 75 Billionen Zellen, das ist eine 75 mit zwölf Nullen – eine Zahl, neben der sogar der Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland (2 Billionen Euro) lächerlich klein wirkt. Die meisten Zellen des Menschen sind etwa 20 Mikrometer groß, ein Mikrometer ist das Tausendstel eines Millimeters. Wollte man einen Stecknadelkopf mit einer einzigen Schicht aus Zellen bedecken, brauchte man dafür etwa 10.000 Zellen (und eine sehr, sehr ruhige Hand). Die Zellen haben von Organ zu Organ sehr unterschiedliche Lebenserwartungen: Einige Zellen des Magens leben nur knapp zwei Tage lang, Hautzellen gehen erst nach drei bis vier Wochen von Bord. Der Mensch bekommt also jeden Monat eine neue Haut, eine gute Nachricht. Rote Blutkörperchen schleppen ein Vierteljahr lang Nährstoffe durch den Körper – und legen in der Zeit eine Strecke von rund 1600 Kilometern zurück. Knochenzellen halten sogar etwa 25 Jahre lang. Übrigens: Wenn Sie anderen Menschen beim Reden zuhören, mag es Ihnen nicht immer so vorkommen, aber die Zellen des Gehirns sind sehr leistungsfähig. Sie haben Verästelungen, die bis zu einem Meter lang sein sein können, und sie transportieren Signale innerhalb der Zelle mit einem Tempo von bis zu 100 Metern pro Sekunde.
Wie genau funktionieren Zellen?
Zellen sind keine sehr kleinen, sehr weichen Legosteine, aus denen die Natur den Menschen zusammengesteckt hat – sie sind vielmehr lebende Gebilde mit eigenem Stoffwechsel und mit Bestandteilen, die ähnlich wie Organe funktionieren. Die Zellen sind umgeben von einer Flüssigkeit, die Nährstoffe und Sauerstoff aus den Blutgefäßen aufnimmt. Jede Zelle hat eine Haut aus Fettmolekülen, sie lässt Zuckermoleküle rein und Abfallstoffe raus. In ihr liegen Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, sie verwandeln Zucker in Energie. Im Zellkern befinden sich dicht gepackt die Erbinformation, die sogenannte Desoxyribonukleinsäure. Weil das Wort fast so lang ist wie die Erbinformation selbst, nennt man sie abgekürzt einfach DNS: Die DNS ist vier Zentimeter lang, und für ein winziges Ding wie die Zelle ist das gigantisch – hätte der Zellkern einen Umfang von sechs Metern, wäre die DNS rund 1800 Kilometer lang.

Gefahren für Zellen
Sauerstoffmoleküle sind wie Menschen: Es gibt viele verschiedene davon, und manchmal hat man die falschen an der Backe. Wenn die Zellen ihre Energie verbrauchen, entsteht eine besondere Art von Sauerstoff, der Singulett-Sauerstoff: Er gehört zu den freien Radikalen, von denen wir Frauen wahrscheinlich schon einmal etwas gehört haben, weil sie ziemlich viel Schaden anrichten. In diesem Fall greift der Singulett-Sauerstoff die Fettmoleküle in der Zellmembran an, die Zelle stirbt früher, und das Organ altert schneller.

Die Frage ist also: Was tut man gegen die freien Radikale? Dr. Hasso Thalmann ist Allgemeinmediziner in Hamburg, er benutzt zur Behandlung seiner Patientinnen und Patienten oft eine besondere Technik: die Zell-Milieu-Medizin. Dafür entnimmt er eine Blutprobe und kann dann am Zustand der roten Blutkörperchen erkennen, ob die Zellen genug Nährstoffe bekommen. „Die Zellen können freie Radikale ausschalten, wenn sie genügend der sogenannten Antioxidantien bekommen“, sagt er. „Dazu gehören die Vitamine A, C und E, aber auch Spurenelemente wie Kupfer, Selen und Zink. Auch Aminosäuren sind wichtig, das sind Moleküle aus Kohlenstoff und Wasserstoff, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Haferflocken, Sojaprodukte und Hülsenfrüchte enthalten eine sehr ausgewogene Mischung an Aminosäuren.“ Wie schafft man es, diese Stoffe im richtigen Maß zu sich zu nehmen? „Die Nahrung sollte zu einem Drittel aus gegartem Gemüse bestehen“, erklärt Dr. Thalmann. „Ein Drittel bilden rohes Obst und Gemüse, das letzte Drittel machen tierische Produkte aus, also Fleisch, Fisch und Milcherzeugnisse.“ So bekommt der Körper eine vielseitige Mischung aus allem, was er braucht.

So machen Sie Zellen stark für die Viren-Abwehr
Der Körper liegt ständig im Krieg mit Viren und Bakterien, die versuchen, in ihn einzudringen. Das Immunsystem hat viele Arten von Zellen, die Krankheitserreger abwehren. Schaffen einige es trotzdem, diese Barriere zu durchbrechen, werden sie von Zellen des Immunsystems, den Leukozyten, ausgeschaltet und dann von Fresszellen beseitigt. All das geschieht still im Hintergrund, kostet aber viel Energie: „Das Immunsystem macht nur zwei Milliardstel aller Körperzellen aus“, sagt Dr. Thalmann. „Es verbraucht aber ein Zehntel aller Nährstoffe.“ Mit den richtigen Lebensmitteln bleibt die Abwehr stabil: „In Fisch stecken wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Fleisch enthält viel Eiweiß und Eisen“, sagt er. „Traubenkernöl bringt viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren auf den Tisch, sie sind aber wärmeempfindlich, darum sollte man es nicht erhitzen.“
Stoffe, die die Zellen anregen
Einige Produkte wie die Cremes aus Niveas neuer Serie „Cellular Anti-Age“ versprechen, die Haut jünger wirken zu lassen, indem sie die Regeneration der Zellen anregen. Tatsächlich können die enthaltenen Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Magnolienextrakt und Kreatin den Zellen auf die Sprünge helfen. „Hyaluronsäure macht die Haut elastisch“, sagt Dr. Thalmann. „Mit zunehmendem Alter bildet der Körper immer weniger davon, darum hilft es der Haut, wenn dieser Stoff von außen zugeführt wird. Kreatin ist ein Energielieferant für die Zellen, und Magnolienextrakt bringt pflanzliche Antioxidantien in die Haut.“
Das Geheimnis der Jugend
Manche Menschen sehen viel jünger aus, als sie sind, und tatsächlich scheinen sie ein paar Jahre mehr auf dem Konto ihrer Lebenserwartung zu haben. Das haben Forscher der Universität von Süddänemark in Odense festgestellt: Wer jünger wirkt, ist oft auch biologisch jünger, als sein Personalausweis angibt, und das zeigt sich sogar in seinen Zellen. Die DNS ist als langer Strang in die Zellkerne verpackt, und damit der Strang nicht kaputtgeht, hat er Schutzkappen an seinen Enden – ähnlich den Kunststoffringen an Schnürsenkeln, die verhindern, dass die Schnur sich aufribbelt. Diese Schutzkappen an den Genen heißen Telomere, und je länger sie sind, desto häufiger kann eine Zelle sich noch teilen. Sind sie auf eine bestimmte Länge geschrumpft, teilt die Zelle sich nicht mehr, es gibt keine neuen frischen Zellen, das Gewebe wird schneller alt. Wie die dänische Studie zeigte, haben jung wirkende Menschen besonders lange Telomere: Ihre Zellen sind tatsächlich noch jung.
Die Zellen jung halten - mit Sport
Es klingt so einfach – und das ist es auch: Sport ist eine wirksame Methode, um das Verkürzen der Telomere zu verhindern. Besonders Ausdauertraining hilft, die Telomere zu schützen. Untersuchungen an Freizeitsportlern mittleren Alters haben gezeigt, dass sie besonders lange Telomere haben. Die Schutzkappen der DNS scheinen auch vor Fehlbildungen und wuchernder Teilung von Zellen zu schützen – je kürzer sie sind, desto höher ist das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Die Zellen jung halten - mit Meditation
Eine weitere Methode, die Zellen jung zu halten: ruhig bleiben und gute Sachen denken. Es gibt auf der ganzen Welt eine große Gruppe von Menschen, die genau das tut, sooft sie kann, nämlich Buddhisten. Sie meditieren viel und schicken liebevolle Energien in die Welt hinaus. Jetzt zeigen auch ihre Zellen, wie gut ihnen die Ruhe tut: Wissenschaftler der Universität von Kalifornien haben im Blut von Buddhisten, die regelmäßig meditieren, besonders viel Telomerase gefunden – ein Enzym, das die Telomere schützt und sogar wieder verlängert. Dann können wir uns ja jetzt entspannen.