
Sie streicheln, tragen schwere Shoppingtüten, öffnen Türen oder hämmern Nägel in die Wand – kein Körperteil ist so unermüdlich in Bewegung wie unsere Hände. "Gleichzeitig befinden sich dort die meisten Nerven, sie sind dadurch sehr sensibel und störanfällig", sagt Daniela Neye, Physiotherapeutin aus Berlin und Autorin von "Hände in Top-Form".
Oft überlasten wir sie durch monotones Scrollen und Tippen an Laptop und Smartphone – mit teils schmerzhaften Folgen. Und als Frauen haben wir leider etwas Pech gehabt, denn wir sind anfälliger für Gelenkprobleme als Männer. Doch es gibt ein paar einfache Tricks, um unsere Hände lange beweglich und gesund zu erhalten.
Handcreme selber machen: So geht's
1. Hände und Finger trainieren
Bitte was?! Ja, das ist tatsächlich sinnvoll. "Ab dem 30. Lebensjahr verlieren wir jährlich ein Prozent unserer Muskeln, auch in der Hand", sagt Physiotherapeutin Daniela Neye. Starke Muskeln aber entlasten unsere Gelenke. Bewegen wir unsere Hände zu wenig, degeneriert zudem der Gelenkknorpel.
Folgende Übung ist ein Power-Training für die Hand: Knülle zwei Blätter Haushaltspapier zu einem winzig kleinen Ball zusammen.
2. Handy-Detox für den Daumen
Stundenlanges Scrollen, Wischen – dafür ist unser Daumen nicht gemacht. "Beuge- und Streck- sehnen werden so überlastet", erklärt Neye. Mache daher Pausen und tippe mit beiden Daumen, um eine Sehnenentzündung zu vermeiden.
Auch gut zur Vorbeugung: Bewege deine Daumen langsam und in beide Richtungen im Kreis.
3. Mausarm verhindern – so geht’s
Die Finger kribbeln, im Unterarm zieht es – das sind typische Anzeichen für einen Mausarm. "Durch die monotonen Bewegungen an der Tastatur und mit der Maus entstehen Mikroverletzungen an Muskel- und Sehnengewebe", so die Hand-Expertin. Was hilft? Eine ergonomisch geformte Maus, eine flache Tastatur und die richtige Sitzposition. Rücke mit dem Bauch bis an die Schreibtischkante vor, nutze den Tisch als Stütze für deine Arme und schiebe die Tastatur nach vorn, damit deine Hände beim Tippen nicht ab-knicken.
"So verhinderst du auch, dass die Schultern nach vorn fallen und der Nacken hart wird. Das ist wichtig für die Hände, denn sie werden von Nerven versorgt, die aus der Schulter kommen", erklärt die Physiotherapeutin. Auch Hand-Gymnastik beugt vor: Balle dazu beide Hände zur Faust, beuge die Fäuste im Handgelenk nach unten und strecke die Arme nach vorn, bis die Ellbogen ganz gerade sind. Bei Schmerzen gilt: Unbedingt kühlen und schonen!
4. Fingergelenke in Schwung bringen
Fühlen sich deine Finger morgens eingerostet an und schmerzen sie bei Belastung? Solche Gelenkbeschwerden sind typisch für die Wechseljahre, ausgelöst werden sie durch den sinkenden Östrogenspiegel.
Diese Übung hilft: Lege deine Hand flach auf den Tisch und hebe die gestreckten Finger nacheinander von der Unterlage ab. Noch ein Tipp: Esse wenig Schweinefleisch, denn die darin enthaltene Arachidonsäure fördert Entzündungen.
5. Schmerzen lindern im Linsenbad
Eine Wohltat bei schmerzenden Gelenken: Fülle drei Pakete braune Linsen in eine Schüssel und stelle sie in den Kühlschrank. Anschließend badest du deine Hände mit kreisendenBewegungen darin. "Die flachen, großen Linsen speichern die Kälte besonders gut und fühlen sich angenehmer an als ein Coolpack", sagt Neye.
6. Karpaltunnelsyndrom vorbeugen
Wenn es in den Fingern kribbelt und wir nachts davon aufwachen, ist höchstwahrscheinlich der Mittelnerv im Karpaltunnel abgeklemmt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren führen nämlich zu Wassereinlagerungen im Gewebe, der Nerv hat so weniger Platz. "Monotone Arbeit am PC kann zudem die Beugesehnen anschwellen lassen. Auch das verengt den Karpaltunnel", sagt Neye.
Vermeide daher, mit abgeknickten Händen zu tippen. Auch die "Stopp"-Übung hilft: Strecke dazu deinen Arm aus und klappe die Hand nach oben. Verstärke die Dehnung im Handgelenk durch Gegendruck der anderen Hand. Ganz wichtig: Damit Motorik und Sensibilität der Finger erhalten bleiben, sollten Beschwerden schnell behandelt werden. Dann hat eine konservative Therapie gute Erfolgsaussichten.
7. Cremen, cremen, cremen!
Auf dem Handrücken ist unsere Haut besonders sensibel, sie hat dort weder Schweißdrüsen noch schützendes Unterhautfettgewebe. Vor allem im Winter trocknet sie daher schneller aus und kann buchstäblich "alt aussehen". "Nutze bei Kälte eine fetthaltige Creme. Du kannst sie auch über Nacht auftragen und mit einem Handschuh abdecken", rät Neye.
Gute Feuchtigkeitsspender sind etwa Urea oder Panthenol. Wie gut Ihre Creme wirkt, zeigt der Hautfaltentest. Ziehe dazu eine Falte auf dem Handrücken nach oben und beobachte, wie schnell sie nach dem Loslassen wieder verschwindet.
8. Händewaschen nicht vergessen
PC-Tastatur, Türklinken, Geländer: Keime lauern überall. Regelmäßiges Händewaschen minimiert ihre Anzahl, idealerweise unter lauwarmem Wasser. "Heißes Wasser laugt die Haut zu sehr aus, kaltes ist im Winter nicht gut fürs Gelenk", so die Expertin. Und pH-neutrale Waschlotionen (z.B. von "Dermasence") schonen den Säureschutzmantel der Haut.
Verwendete Quellen: Petra Print, Ausgabe 1/24
