Darum geht es in Shades of Grey wirklich

Darum geht es in Shades of Grey wirklich

Gibt es den Sex ohne Liebe? Wie sieht es in der Erfolgstriologie aus? Und was sagen Wissenschaftler dazu? Hier erfahren Sie mehr...

sex-oder-liebe-worum-geht-es-bei-shades-of-grey© Vincent Besnault/Corbis
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Die Presse hat sich überschlagen und eine sexistische Überschrift folgte der anderen: Mommy Porn, die Lust am Schmerz und andere Bezeichnungen wurden für die Schlagzeilen gefunden. Doch der wahre Fan sieht in der Geschichte von „50 Shades of Grey“ mehr, als nur einen literarischen Porno. Für viele stehen die SM-Szenen längst nicht im Vordergrund der Story. Gerade für viele Frauen gehören Sex und Liebe unzertrennlich zueinander, während hingegen manche Männer Verfechter von der Trennung beider sind. Manche Leser glauben, dass eine Bekanntschaft, die mit Sex beginnt, selten von Liebe gekrönt wird und glauben nicht an den Realismus der Story. Wissenschaftler hingegen bestätigen inzwischen, dass aus Sex sehr wohl auch Liebe werden kann. Ist dies das wahre Thema in der Geschichte um Christian Grey und Anastasia Steele? Worum geht es in der Erfolgstrilogie wirklich? Sex oder Liebe – das ist hier die Frage!

Für Christian Grey steht der Sex vor der Beziehung

Gibt es den Sex ohne die Liebe? Würde es nach Christian Grey gehen, ist das definitiv der Fall. Zumindest am Anfang der Geschichte ist er großer Verfechter von sexuellen Beziehungen ohne wahre Bindung. Denn er ist kein Typ für eine feste Freundin und berichtet der verblüfften Anastasia von 15 Frauen, aber keiner Liebe. Sein Vokabular ist wie seine Neigung: herrisch, hart und dominant. Er schläft nicht mit jemandem, er fickt und das auch noch hart. Ins Bett mit Christian Grey geht es jedoch nicht ohne einen Haufen Papierkram vorher. Am Anfang steht die Verschwiegenheitserklärung, dann der Vertrag für die unterwürfige Dame – so ist es für den Milliardär in seinem Leben üblich. Emotionale Bindung? Fehlanzeige. Gefühlsregungen hören für ihn auf, wenn sein Begehren erlischt.

Ebenso braucht Christian die Kontrolle – über alles und jeden. Dieser Zwang lässt sich nur schwer mit den unberechenbaren Facetten der Liebe vereinbaren. „Ich bin es gewohnt, meinen Willen durchzusetzen, Anastasia. In allen Dingen.“ Das erklärt er ihr schon beim ersten Treffen. Nicht lang darauf warnt er sie zum ersten Mal: „Anastasia, du solltest dich von mir fernhalten, ich bin nicht der Richtige für dich.“ Christian hat vor Ana noch mit keiner Frau in einem Bett übernachtet, ohne Sex zu haben. Doch die junge Studentin scheint einzigartig für ihn zu sein. Dennoch wird er sich der Bedeutung zu Beginn nicht bewusst und warnt eindringlich: „Ich bin kein Mann für Herzchen und Blümchen … Romantik liegt mir nicht.“ Die Tatsache, dass Anastasia noch Jungfrau ist, macht ihn wütend. Auf sich? Auf sie? Es bleibt unbeantwortet. Dennoch führt dieser Umstand dazu, dass er seinem Begehren nicht mehr Stand halten kann. Er will sie aus „dieser Situation befreien“. Im Hinterkopf hat der Milliardär immer noch seine alten Beziehungsmuster. „Wir können heute Abend mit den Grundlagen deiner Erziehung anfangen. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich dir mein Herz und ein Strauß Blumen zu Füßen lege.“ Berührungen verbietet er ihr „weil ich komplett abgefuckt bin, Anastasia. Und zwar in fünfzig verschiedenen Facetten.“ Das ist Christian Grey!

Papierkram, Verhaltensregeln und Hard Limits sind seine Welt. Und wer nach den ersten Seiten die Geschichte zur Seite legt, könnte meinen, es ginge nur um Sex, Befriedigung, Unterwerfung, Dominanz und Lust durch Schmerz. Doch wer zwischen den Zeilen liest, ahnt bereits, dass es nicht dabei bleibt. „Warum hat er zuvor gesagt, er könne das mit der Liebe nicht“, fragt sich Anastasia, während er auf dem besten Weg ist, sie zu entjungfern. Und kurze Zeit später liegt er neben ihr und sie stellt fest: „Christian Grey hat auch eine traurige Seite.“ Schon nach dem ersten Sex bricht er erneut mit seiner Tradition und schläft neben ihr im gleichen Bett. Ein Zeichen? Sicher nicht ohne Bedeutung. Denn die Geschichte beginnt, sich über die Seiten immer weiter zu wandeln. Und auch Christian Greys „Art von Beziehung“ entwickelt sich. Wohin, sei an dieser Stelle nicht verraten.

In Anastasias Sprache findet sich von Anfang an ein anderes Vokabular. In ihren Worten sind kaum dominante Regungen und sexuelle Redewendungen zu finden. Woher auch? Mit ihren 21 Jahren ist Ana noch Jungfrau, eine Tatsache, die Christian Grey regelrecht zur Weißglut bringt. Ungeküsst und von der Männerwelt bisher unbeachtet, ist es nicht verwunderlich, dass Ana von Anfang an eine andere Sprache spricht. Sie erzählt bereits in den ersten Tagen von Gefühlen. „In der Liebe habe ich mich nie so weit aus dem Fenster gelehnt.“ Kein fester Freund, noch nicht mal ein erster Kuss hat sie bisher ereilt. „Zum ersten Mal in meinem einundzwanzigjährigen Leben möchte ich geküsst werden.“ Wie jedes romantische Mädchen sucht auch Ana die Liebe im Leben. Brav und sittsam erscheint sie dem Leser auf den ersten Seiten. „Ich habe noch nie die Nacht woanders verbracht.“ Die Schamesröte steigt ihr regelmäßig ins Gesicht, das Wort „Sex“ bringt die schüchterne Studentin nicht über die Lippen, ohne dass ihre Wangen die Farbe wechseln. Dass Christian bisher nicht mit einer Dame im Bett übernachtet hat, lässt sie glauben, er sei ebenso noch unschuldig. Dass er sie warnt und keine feste Freundin für sich erwägt, bringt sie zur gleichen Vermutung. Naiv für den einen, unschuldig für den anderen Leser. Doch Anastasia kann auch anders. So rutscht ihr immer häufiger eine freche und schlagfertige Antwort heraus. Und auch die sexuelle Lust erwacht mit der Begegnung mit Christian Grey. „Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich mit einem Mann ins Bett.“ Doch dann zeigt der Milliardär ihr das Spielzimmer, in dem sie immer noch unschuldig eine Xbox vermutet. Anastasia begreift langsam, dass Christian auf der Suche nach einer devoten Gespielin fürs Bett und andere Möbelstücke ist und nicht nach der Richtigen zum Heiraten. „Aber wir werden keine Beziehung haben“, fragt sie angesichts der Liste von Regeln und Limits immer noch unschuldig. Die klare Antwort lautet „Nein.“ „Warum nicht?“„Das ist die einzige Art Beziehung, die mich interessiert.“ Und genau dieser Umstand wird Anastasia zum Verhängnis in der Geschichte. Denn ihre erwachte sexuelle Gier lässt sich nicht mehr aufhalten und verliebt über beide Ohren ist sie längst, bevor sie mit ihm schläft. „Ich schwebe schon in Gefahr, seit ich dir das erste Mal begegnet bin, Mr. Grey, ob mit deinen Regeln oder ohne“, resümiert sie einige Zeit später.

Ein „Oder“ ist fehl am Platz: Es sind Sex und Liebe!

Auch wenn in der Realität Liebe ohne Sex und Sex ohne Liebe - gern auch als Casual Sex bezeichnet - existieren können, scheint in „50 Shades of Grey“ das Eine ohne das Andere unmöglich zu sein. In der Geschichte sind Sex und Liebe untrennbar miteinander verwoben – so nah, wie sich Christian und Anastasia eben immer kommen. Denn das schüchterne Mädchen verkörpert zunächst die Seite der emotionalen Gefühle und der Milliardär mit seinen SM-Neigungen eben die der ausgelebten Sexualität. „50 Shades of Grey“ ist in Wahrheit eine Story darüber, wie diese beiden unterschiedlichen Ausgangspositionen auf einen gleichen Nenner gebracht werden. Denn was zu Anfang des ersten Teils noch getrennt ist, ist im Laufe der Geschichte nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Sowohl Christians als auch Anastasias Welt bestehen zum Schluss aus Sex und Liebe. Ana durchlebt ihre eigene persönliche sexuelle Revolution und Christian lernt die Liebe kennen. In Wahrheit geht es also in „50 Shades of Grey“ sowohl um Sex als auch um die Liebe.

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