Klischee: Frauen und Porno passen nicht zusammen
Frauen mögen nur Blümchensex, laufen beim Wort "Dildo" tiefrot an und Pornos schauen wir uns nun wirklich erst recht nicht an. Moment mal. Irgendwas stimmt daran doch nicht. Oder besser: nicht mehr. Früher sah es mit der Aufgeschlossenheit und Freizügigkeit der Frauen ja sicher noch anders aus. Aber heute ist die moderne Frau sexuell selbstbewusst und ohne Scheu vor prickelnder Erotik. Spätestens nach dem Mega-Bestseller-Erfolg der "Shades of Grey"-Bücher ist das jedem bekannt. Sexuelle Spielereien, Sadomaso, Selbstbefriedigung? Das alles sind Themen, die uns heute bewegen und interessieren. Die Frau von Heute erobert und verführt Männer. Dabei revolutioniert sie das Geschlechterverhältnis – und schaut dabei auch Pornos, um ihre Fantasie anzuregen und ihr Sexleben zu bereichern.
Pornos für Frauen, erotische Hörspiele, erotische Bücher: Der mediale Markt für sexuell aufgeschlossene, experimentierfreudige Frauen ist groß. Was ist auch schon dabei? Längst ist es nichts Besonderes mehr, wenn wir in der U-Bahn eine Frau mit einem erotischen Buch-Cover entdecken. Und wer weiß schon welche Damen sich noch unterwegs die Kopfhörer in die Ohren stöpseln und sich heimlich mit erotischen Hörbüchern vergnügen. Tatsächlich wird auch die Hälfte aller Sexvideos auf dem Smartphone angeschaut.
Wie viele Frauen schauen Pornofilme?
Halten wir also schon einmal fest: Ja, auch Frauen schauen gerne mal Pornofilme. Doch wie viele sind eigentlich genau? Laut der Zeitschrift "Marie Claire", die im Jahr 2016 eine Umfrage zum Thema ins Leben gerufen hat, schaut jede 3. Frau mindestens einmal in der Woche ein schmutziges Filmchen. Ein Klacks im Vergleich zu den Männern – aber immerhin. Und wetten, dass die Zahlen seit 2016 noch um ein Vielfaches gestiegen sind?
Wo finde ich passende Frauenpornos?
Während das männliche Geschlecht vorwiegend auf Seiten, wie Pornohub, Redtube und anderen gängigen Videoplattformen surft, ist das Angebot für Frauen dort eher begrenzt. Dominieren dort vor allem Pornos bei denen es um weibliche Erniedrigung und männliche Dominaz und Befriedigung geht. Doch keine Sorge, Ladies. Wir haben hier ein paar passende Portale für euch und euren Geschmack heraus gesucht:
- Erika Lust: Die schwedische Porno-Regisseurin Erika Lust kreiert echte Filme mit realistischen Handlungen, die so gar nichts mit den erniedrigenden Männer-Pornos zutun haben. Die spielfilmlangen Videos kosten ab ca. 11 Euro.
- XConfessions: Ein weiteres Projekt der schwedischen Porno-Regisseurin Erika Lust verwirklicht sie auf diesem Portal: Sie setzt die Fantasien ihrer User in Kurzfilmen um. Je nach Abonnement sind sie ab ca. 11 Euro pro Monat erhältlich.
- Bellesafilms: Hier gibt es echte, feministische Clips in moderner Optik! Alle Videos haben eine einminütige Vorschau, in der ein Eindruck über den Film gewonnen werden kann. Mitgliedschaften gibt es ab einem Euro für zwei Tage.
- Ersties.com: Ein Portal für erotische Filme, voller Spaß und Schönheit! 100 Prozent echte und natürliche Pornos von einem reinen Frauenteam produziert.
- Pinklabel.tv: Das Portal Pinklabel bietet spannende Pornos, die eine echte alternative zu klischeehaften Filmchen sind. Für die entsprechende Qualität kosten die Filme etwa 5 Euro.
- Bright Desires: Die Webseite bietet klischeebefreite Erotikfilme für verschiedene Abonnement-Pakete.
- Welovegoodsex: Welovegoodsex zeigt kreative, authentische Clips abseits des Mainstreams. Einige Inhalte sind auch kostenlos zu sehen.
- Eispop: Hier gibt es eine große Auswahl an frauenfreundlichen Pornoclips – und das ganze sogar kostenlos!
- Frolicme: Geschmackvolle erotische Videos, Geschichten und Audio gibt es bei Frolicme. Die Zielgruppe sind explizit Frauen sowie Paare.
Pornos für Frauen: Diese Klassiker dürft ihr auf keinen Fall verpassen
- The Devil in Miss Jones
- Paris Chic
- Cabaret Desire
- Cleopatra 2: The Legend of Eros
- Beglücken Sie mich, heiliger Mann

Eines haben wir jedoch doch mit den Männern gemeinsam: Pornos heizen unserer Libido ordentlich ein und sorgen für das gewisse Extra bei der Selbstbefriedigung. Jedoch erwarten Frauen etwas anderes von einem Porno. Hardcore-Sex, primitiv wirkende Darsteller, Stöhn-Orgien, hohle Dialoge? Das ist nix für uns. Höchstens zum Gähnen oder Lustigmachen. Wir wollen stilvoll und mit Niveau eingeheizt werden. Was also ist der ideale Porno für Frauen? Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir uns erst einmal viel grundlegendere Fragen stellen: Welche Kategorien gibt es bei Pornofilmen überhaupt? Und was finden wir Menschen (egal ob Frau oder Mann) eigentlich am Porno so heiß?
Auf welche Kategorien stehen Frauen bei Pornos?
Laut einer Studie von dem Pornoportal Pornhub geht der Trend von Nutzerinnen hin zu Lesben-Filmen. Diese stehen an erster Stelle, was die Suchergebnisse angeht – beim Lesben-Porno macht es also klick! An zweiter Stelle folgt "Scissoring", womit eine lesbische Spielart gemeint ist – also geht auch hier der Trend Richtung Lesben-Filmchen. Auf dem dritten Platz kommen auch die männlichen Vertreter der Schöpfung ins Spiel, wobei hier auf den klassischen Dreier gesetzt wird. Auch gerne in den Porno-Kategorien gesucht: "Lesbe verführt Heterofrau". Scheinbar steht Frau bei Pornos also am liebsten auf's eigene Geschlecht. Meist sind solche Lesben-Pornofilme nämlich mehr auf die eigenen Bedürfnisse, statt auf die des Mannes zugeschnitten, was als Folge mehr Vorspiel, erotische Massagen, softere Liebesszenen sowie mehr Erotik und Romantik hat. Pornos mit Lesben zeigen somit meist genau das, worauf Frauen stehen – und das kommt in den meisten Hetero-Pornos einfach zu kurz. Von der Qualität ganz zu schweigen! Gleiches gilt übrigens für Schwulen-Pornos, in denen viel öfter heiße Oberkörper oder Unterarme zu sehen sind und die Kamera nicht nur auf Geschlechtsteile und den Akt an sich fixiert ist.
Faszination Porno
Wieso macht unsere Libido einen riesigen Freudensprung, wenn wir fremden Menschen oder bzw. Pornostars auf der Mattscheibe beim Sex zuschauen? Für diese (geheime) Leidenschaft gibt es eine plausible Erklärung – evolutionär bedingt und geschlechtsspezifisch. Danach ist die Lust auf Pornografie – sei es Film, Hörbuch oder Buch – genauso natürlich wie der Sexualtrieb selbst. Und ebenso alt ist diese Lust auch!
Schon vor Jahrhunderten gab es explizite Abbildungen von sexuellen Praktiken. In vielen verschiedenen Kulturen. Die alten Römer und Griechen zum Beispiel malten sich Sex-Bilder auf ihr Geschirr. Und wer kennt nicht das berühmte Kamasutra: Der indische Erotik-Leitfaden diente mit all seinen Illustrationen sicher nicht nur als Lehrwerk. Aber obwohl das lüsterne Begaffen selbst nicht dem Erhalt des Menschen dient, scheint es dennoch in unserem Sexualtrieb fest verankert zu sein. Jedoch bei Männlein und Weiblein auf verschiedene Weise.

Pornos für Frauen: Frauen reagieren auf andere visuelle Lustreize
Bei Männern ist es doch so: Für den Erhalt der Rasse sind Geschlechtskrankheiten und Co. relativ unbedeutend. Deshalb gibt es für Männer auch keinen Grund, auf Sex mit (möglichst vielen) willigen Frauen zu verzichten – zumindest evolutionär gesehen. Wenn unsere lieben Männer im Porno eine handvoll sexwilliger Lustgöttinnen serviert bekommen, ist es nun wirklich kein Wunder, dass ihre männliche Libido verrückt spielt – da kann die Qualität des Filmchens noch so schlecht sein.
Und bei uns Frauen? Wir reagieren einfach auf andere visuelle Lustreize. Evolutionär gesehen müssen die monatelange Schwangerschaft und die nachträgliche Stillzeit auch weise investiert werden. Wer wird denn da schon dem Erstbesten Zugang gewähren? Es wäre also fatal, wenn wir Frauen ähnlich stark auf visuelle Lustreize reagieren würden wie die Männer.
Was passiert in Frauen-Pornos?
Anders als bei Männer-Pornos werden in Sexfilmen für Frauen keine Klischees bedient. Sexbesessene Krankenschwestern, sexsüchtige Kindermädchen oder wilde Sekretärinnen sucht man in Frauen-Pornos vergeblich. Auch auf überdimensionale Geschlechtsteile und klischeehafte Porno-Stories wir verzichtet. Dafür werden Emotionen in die Geschichten mit eingebunden und auf eine niveauvolle Sprachwahl und Darstellung geachtet.
In Pornos für Frauen spielen meist normale Männer und Frauen die Hauptrollen. Die Themen? Es geht alles – aber stilvoll! Dazu gibt es in den Pornofilmen coole Klamotten, Dialoge, eine Handlung und Musik. Das kommt an und sorgt für Erregung! Inzwischen sieht sich jede zweite Frau Sex-Filme an. Das geht aus einer Untersuchung des Hamburger Gewis-Instituts hervor.
Frauenporno: Die Genre „Heartcore“
Heartcore – so heißt ein neues Pornogenre, das Liebe und Sex gekonnt vereint – inmitten einer funktionierenden (spielfilmartigen) Story. Wir wollen also mehr Herz und realistischen Sex genießen anstatt Kanickel-Gerammel. Sex, Herz und Verstand: Heartcore-Filme werden von Frauen für Frauen gedreht. Und, ganz wichtig: Es wird dabei auf Kitsch verzichtet! Dafür geizt man aber nicht mit erotischen Sex-Szenen.
Denn damit wir Frauen auf Touren kommen, brauchen wir neben der reinen Mechanik auch Herz und Gefühle. Aber keine Angst, Sex-Szenen gibt es mehr als genug. Regisseurinnen dieser neuartigen erotischen Werke gibt es inzwischen sehr viele: etwa Erika Lust in Schweden, Jennifer Lyon Bell in den Niederlanden, Anna Span in Großbritannien und Ovidie in Frankreich.
Sexfilme von Frauen für Frauen
Hinter vielen Frauen-Pornos stecken Regisseurinnen und Produzentinnen. So auch die erfolgreiche Schwedin Erika Lust. Sie kennt sich mit den weiblichen Bedürfnissen aus und ist deshalb dazu in der Lage, wirklich erotische Streifen zu drehen. „Porno ist ein bedeutender Teil unserer Kultur. Wir können Porno nicht einfach ignorieren. Wir müssen uns mit diesem einflussreichen Genre auseinandersetzen”, sagt Lust über ihre Leidenschaft.
Eine weitere erfolgreiche Heartcore-Pornofilmerin ist die gebürtige Bayerin Petra Joy. Sie arbeitet nicht mit professionellen Darstellern oder Pornostars. Warum? Sie will das echte Gefühl beim Sex rüberbringen. Ohne künstliches Gestöhne und stumpfen Sex-Akt. Kein Wunder, dass sie so erfolgreich ist. Der Streifen „Feeling it, not faking it!“ ist im britischen Erotik-Shop „love.honey.co.uk“ die am häufigsten verkaufte DVD.
Zerstören Pornos unser Sexleben?
Pornografie ist heutzutage allgegenwärtig und beeinflusst unser Sexleben mehr, als wir denken. Grundsätzlich hat das, was wir uns in den Pornos ansehen, aber weniger mit unserem eigenen Liebesspiel zu tun. Viel mehr regen die kleinen Filmchen unsere Fantasien an und entfachen unsere Leidenschaft. So haben Wissenschaftler im Rahmen eines Experimentes herausgefunden, dass Männer, nachdem sie einen Porno geschaut haben, tatsächlich mehr Lust auf uns haben. Wichtig ist nur, dass man sich und sein Sexleben nicht mit dem vergleicht, was in den Filmen gezeigt wird – denn dann sind Pornofilme wirklich ein Liebestöter für die Beziehung!
Tipp: Wer Lust hat, kann gerne seinem Partner vorschlagen, gemeinsam einen Porno anzuschauen. Das ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich. Jeder darf abwechselnd ein Filmchen auswählen. So könnt ihr gegenseitig eure Reaktionen auf das Filmchen beobachten und merken, was den anderen anturnt. Eine super erregende Situation, wetten?


