Ich bin dann mal weg!

Ich bin dann mal weg!

Neuer Job? Gratulation! Doch vorher gilt es, in der alten Firma einen souveränen Abgang hinzulegen. Wie das am besten gelingt, verraten wir Ihnen hier.

Frau kündigt© iStockphoto/Thinkstock
Frau kündigt

1. Wie kündige ich formal richtig?

"Ich gehe! Das war’s!" Haare werfen, Türen knallen und raus. So dramatisch ist ein Abgang meistens nur auf der Kinoleinwand. Im wirklichen Leben gehen wir oft gar nicht im Streit, sondern ziehen mehr oder weniger friedlich von dannen, weil wir einen cooleren Job ergattert haben. Aber wie kündigt man richtig? Katja Niedermeier, Inhaberin des Berliner Coaching-Büros K8 Target Class (k-acht.com), erklärt, wie man vorgehen sollte: "Vereinbaren Sie einen Gesprächstermin mit Ihrem Chef, damit der nicht aus allen Wolken fällt, und stellen Sie sich unbedingt auf seine Frage nach dem Warum ein. Dann fehlt nur noch die schriftliche Kündigung, und dem neuen Job steht nichts mehr im Weg."

2. Wie geht man am besten mit einem miesen Chef um?

Es reicht. Ihr Vorgesetzter ist ungefähr so ausgeglichen wie Naomi Campbell. Es wäre auch denkbar, dass er mit spitzen Gegen ständen nach Ihnen wirft, wenn Sie ihm sagen, dass er der Grund ist, weswegen Sie die Firma verlassen. Muss man sich das wirklich antun? Katja Niedermeier: "Wenn man geht, weil man seinen Chef nicht erträgt, ist Rücksichtnahme zu viel verlangt. Da reicht die schriftliche Kündigung."

3. Gekündigt! Wann erzähle ich es den Kollegen?

Für Annes Muffins würden Sie töten, Eva tröstet einen, auch wenn man zum zehnten Mal mit Liebeskummer ankommt, und über Jans Witze lachen Sie sich kugelig – wenn auch als Einzige. Sind einem die Kollegen ans Herz gewachsen, fällt es schwer, die Segel zu streichen – aber sollte man ihnen von der Kündigung erzählen, bevor es der Chef weiß? Katja Niedermeier: "Auf keinen Fall! Besprechen Sie so etwas zuerst mit dem Vorgesetzten, dann mit den Kollegen. Die sollten die Neuigkeit wiederum auch von Ihnen direkt erfahren. Und nicht etwa über den Flurfunk oder vom Chef."

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4. Wie gehe ich mit Facebook um?

Super, die Tinte auf dem neuen Vertrag ist trocken! Ab zu Facebook und es 256 Menschen mitteilen? Katja Niedermeier: "Das ist ein No-Go! Bleiben Sie bis zum Schluss eine Lady. Das heißt: Schweigen und genießen Sie. Erzählen Sie nur engsten Freunden von Ihren Plänen." Eine Regel, die Sie hingegen immer beherzigen sollten, unabhängig von einem Jobwechsel: Niemals Interna der Firma öffentlich posten oder sich über Kollegen lustig machen. Sonst folgt die Kündigung prompt. Versprochen.

5. Was, wenn die Kollegen es mir nicht gönnen?

Wie reagiere ich auf Missgunst? "Du lässt uns im Stich!" Klar, es gibt immer Kollegen, die plötzlich schmollen. Da hilft nur: Professionalität bewahren. Niedermeier: "Reagieren Sie verständnisvoll, betonen Sie die guten Momente und machen Sie deutlich, dass Sie Ihre Neuorientierung als Chance wahrnehmen." Oft steckt sowieso nur eins dahinter: blanker Neid. Die Expertin: "Konzentrieren Sie sich auf das positive Gefühl der Vorfreude. Ein Neustart ist absolut legitim." Das sollte jeder verstehen und Ihnen gönnen.

6. Nach mir die Sintflut?

Noch zwei Wochen bis zu Ihrem letzten Tag, der Aktenberg nimmt bedrohliche Ausmaße an und wird sich an Ihrem letzten Arbeitstag nicht in Luft aufgelöst haben. Also müssen die Kollegen ran – und Sie plagt das schlechte Gewissen. Katja Niedermeier: "Reden Sie offen mit den anderen über den zeitlichen Engpass. Dann können Sie sich auch mit einem guten Gefühl verabschieden." Und wenn das Verhältnis zu Kollegen und Chef eh mies war? Dann kann man sich doch einen faulen Lenz machen! Keine gute Idee. "Verhalten Sie sich auch in den letzten Wochen – egal, wie gut oder schlecht das Arbeitsklima war – korrekt und kollegial", rät Katja Niedermeier. "Erledigen Sie Ihre Aufgaben gewissenhaft und kommen Sie nicht später ins Büro, um früher zu gehen." Wer sich auf den letzten Metern noch wie ein Kollegenschwein benimmt, darf sich nicht wundern, wenn sich das irgendwann rächt. Man sieht sich immer zweimal im Leben.

7. Wie verabschiede ich mich?

Machen Sie keinen polnischen Abgang. Zum einen, weil es schlechter Stil wäre, zum anderen, weil es besser ist, sich mit ein paar versöhnlichen Momenten zu verabschieden, um die Zeit für sich persönlich abzuschließen. Champagner, Kuchen backen und Geschenke für alle? Kommt drauf an. Wie man den Abschied genau gestaltet, hängt natürlich von den Ritualen der jeweiligen Firma ab. Niedermeier: "Veranstalten Sie – je nach Position und Stimmung – einen kleinen Umtrunk oder gehen Sie mit den engsten Kollegen noch in eine Bar." Und wenn die nett sind, hat man eh Lust, noch ein Glas oder zwei zu trinken.

8. Was mache ich, wenn ich plötzlich kalte Füsse bekomme?

Der letzte Arbeitstag rückt näher. Melancholie macht sich breit, Gedanken wie "Bist du eigentlich bescheuert, so einen Job zu schmeißen?" ploppen im Hirn auf, und der seltsame Arbeitskollege von nebenan entpuppt sich doch als recht angenehmer Zeitgenosse. Tja, wie bei einer Beziehung findet man nach dem Schlussmachen den Kerl nicht mehr ganz so fürchterlich. Was macht man nun? Niedermeier: "Lassen Sie sich in Momenten des Zweifelns von einer Person Ihres Vertrauens auffangen. Das stärkt das Selbstvertrauen. Und Ihnen wird wieder bewusst, weshalb Sie neue Gewässer erkunden wollten." Im Grunde hilft bei kalten Füssen eh nur eins: schwimmen.

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