
Das Herz flattert im Presslufthammer- Beat, Euphorie jagt durch die Adern, und wenn jemand fragt, „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“, dann möchte eine frisch verliebte Frau am liebsten antworten: „Zwischen seidenen Bettlaken, vor dem Traualtar, auf einer Gartenbank, glücklich knutschend forever – mit IHM!“ Ja, es beeindruckend, beinahe rührend, wie selbst eine erwachsene Person für eine Weile alles andere vergessen kann wenn sie glaubt „den Richtigen“ gefunden zu haben („Diesmal wirklich!“). Und erschütternd, wenn sich bald herausstellt, dass sie doch wieder nur einen glitschigen, schlecht erzogenenen Frosch aus dem trüben Teich der einsamen Herzen geangelt hat.
Wenn sich die Missverständnisse häufen, wenn seine plumpen Sprüche offenbar doch nicht ironisch, sondern ernst gemeint sind und wenn schließlich Erkenntnis wie eine Dampfwalze über den Gefühlshaushalt rollt: Mist! Schon wieder ein Fehlgriff! Dann tut es richtig weh. Und man fragt sich: Wie doof ich eigentlich, dass ich auf einen solchen Scheißkerl hereinfallen konnte?
Gibt es sie wirklich? Männer, die furchtbar sind, dass sie das Label „Scheißkerl“ verdient haben? Ja, die gibt es – sagt ein Mann und hat ein ganzes Buch über jene Spezies geschrieben. Wir trafen den Autor Roman Maria Koidl zum Gespräch und baten schmutzige Details.
Herr Koidl, bevor wir zur Sache kommen – sind auch Sie ein Scheißkerl? Nein. Ich falle wohl eher in die Kategorie „schwer vermittelbar“.
Warum? Was ist faul an Ihnen? Ich neige dazu, die Wahrheit zu sagen, schonungslos und direkt. Nicht nur in meinem Buch, auch beim Flirten. Und das verschreckt einige Frauen. Viele fühlen sich mit einem Süßholzraspler einfach wohler. Frauen denken oft: Der sagt so charmante Dinge, macht so tolle Komplimente, alles total romantisch verpackt – er muss mich einfach lieben!
Und in Wahrheit…? In Wahrheit ist die Frau vielleicht genau dann an einen Scheißkerl geraten. Oft ist der ganze Herzchen-Schmu nur Taktik, um die Frau ins Bett zu kriegen und dann hinzuhalten – doch bei ihr setzt das Prinzip Hoffnung ein. Meine Recherche lief über fünf, sechs Jahre, ich habe mit an die hundert Frauen gesprochen und war entsetzt, was für einen rosaroten Blödsinn viele sich auftischen lassen. Mein Rat: Je großartiger die Sprüche gleich zu Anfang einer Beziehung, desto mehr Skepsis ist angebracht. Wenn ein erwachsener Mann schon nach einer Woche sagt, „Du bist die Frau meines Lebens, auf dich habe ich 40 Jahre gewartet“, wäre ich vorsichtig.
Aber wieso denn? Genau solche Sätze erhoffen sich doch viele Frauen. Eben! Das Prinzip Hoffnung! Genau das wissen Männer natürlich. Es gibt einige, die sich das zunutze machen, um ganz bewusst mit den Gefühlen einer Frau zu spielen. Daraus ziehen solche Männer einen Gewinn für ihr Ego. Und für die eine oder andere heiße Nacht natürlich. Viele kommen mit den billigsten Tricks wunderbar durch und brüsten sich damit vor anderen Männern. Warum sollten sie sich ändern? Das Erschreckende ist, dass ausgerechnet die attraktivsten und intelligentesten Frauen besonders willige Opfer lauwarmer Versprechungen sind.
Mit über 30 sollte eine Frau es besser wissen… Eigentlich schon. Doch die Kindheit funkt uns allen ein Leben lang dazwischen. Eine Frau mag im Job tough sein, gescheit und selbstständig – doch wenn sie eine schwierige Tochter-Vater-Beziehung hatte, ist das Risiko groß, dass sie im privaten Bereich auf einen Scheißkerl hineinfällt. Weil sie sich angenommen fühlen will, weil sie endlich einmal „gehört“ werden will.
Müssen wir erst auf die Psycho-Couch, um zu spüren, wann ein Mann es ernst meint und wann er spielt? Jedenfalls habe ich festgestellt: Gerade erfolgreiche Frauen, die nach außen souverän wirken, dürsten nach emotionaler Zuwendung. Es gibt den Typus der Gefall- Tochter, der Leistungs-Tochter und der Protest-Tochter. Alle drei erzielen für gewöhnlich große Erfolge im Beruf. Doch innerlich bleibt eine Leere. Auf der Suche nach der vermissten Vaterliebe lassen sie sich leicht von Männern ausnutzen, etwas vormachen. Sie verwechseln Gefühl und Sentimentalität.
Ein Scheißkerl verfügt also über einen speziellen Opfer-Sensor? Das kann man so sagen, ja.
Gibt es eine Chance, einen fiesen Typen auf Anhieb zu erkennen? Es gibt einige gängige Maschen, überaus klassische Methoden, und in meinem Buch erzähle ich davon.
Verraten Sie uns doch mal eine solche Masche. Und bitte: schonungslos! Nehmen wir zum Beispiel den Alle-zwei- Wochen-Mann…
Von dem habe ich schon gehört. Er ist auch ziemlich weitverbreitet. Sie kennen das bestimmt: Gerade erst ist eine Frau in eine hoffnungsvolle Liebesaffäre gestartet – und beginnt sich bald zu wundern, dass er nach drei, vier intimen Dates plötzlich seltener anruft. Wie oft dann nette Erklärungen gesucht werden, etwa: „Er hat bestimmt Stress im Job.“ So ein Quatsch! Wenn ein Mann ernsthaft an einer Frau interessiert ist, setzt er Himmel und Hölle in Bewegung. Ansonsten ist die Wahrheit leider sehr simpel: Wenn er sich nicht meldet, hat er die Frau im Augenblick schlicht vergessen. Er wird nur dann wieder anrufen, wenn ihm spontan nach einer Sex-Nummer zumute ist – und andere Kandidatinnen keine Zeit haben.
Es klingt so banal und abgezockt, dass man es kaum glauben möchte… Aber es ist eine gängige Realität. Sie müssen verstehen: Ab und zu mit jemandem ins Bett zu gehen, ist für einen Mann noch lange keine Beziehung, eher ein Unterhaltungsprogramm mit sportlicher Komponente. Es ist einfach so! Warum auch immer Frauen das einfach nicht wahrhaben wollen. Je stärker eine Frau auf einen solchen Mann reagiert indem sie ihm dauernd hinterhertelefoniert, zum Beispiel – desto sicherer kann er sich sein: Die krieg ich das nächste Mal wieder rum.
Im Idealfall alle zwei Wochen… Genau. Doch der Alle-zwei-Wochen- Mann ist noch der harmloseste Typus. Okay.
Wagen wir uns auf Stufe II. Deutlich extremer wird es, wenn Sie an einen Sadisten geraten. Und ich rede jetzt von seelisch-emotionalem Sadismus. Der läuft ohne Peitschen ab.
Wie geht ein Gefühls-Sadist vor? Er ist ein wahrer Psycho-Künstler. Seine Technik nenne ich im Buch „gezielte Destabilisierung“ einer Beziehung. Je mehr er spürt, dass eine Frau sich um eine feste Bindung mit ihm bemüht und versucht, ihn zufriedenzustellen, desto stärker arbeitet er an der Verunsicherung der Partnerin. Und genau diese Unsicherheit der Frau bietet ihm, dem Sadisten, eine unglaubliche Befriedigung. Er ist ein Kontroll-Freak, will die Fäden in der Hand behalten.
Ein Beispiel, bitte. Er greift zu Manipulationen, kleinen Bosheiten, Demütigungen. Er streut Zweifel, indem er etwa absichtlich heute etwas anderes behauptet als gestern. „Du hast doch neulich noch gesagt, dass dir mein blaues Kleid gefällt?“, fragt sie arglos. Er antwortet: „Habe ich nie gesagt, du fantasierst!“ Oder: Er wirft ihr aus dem Nichts vor, dass sie fremdgeht, macht ihr eine Szene – nicht, weil er wirklich den Verdacht hegt, sondern nur, um ihr Gefühlsgebäude in Unruhe zu bringen. Daraus bezieht er Stärke.
Aber so hat er doch nie die Chance auf eine glückliche Beziehung! Das ist das Dilemma des Sadisten. Er spielt ein zerstörerisches Spiel, das man ihm nur schwer nachweisen kann. „Du bist hysterisch“, sagt er zu seiner Partnerin – und freut sich über deren Leid. Auch hier: mangelnder Selbstwert, kein Wille zur Selbsterkenntnis! Beim Sadisten läuft ein Programm aus der Kindheit ab: Eine gut geölte Geisterbahn, er spielt zwanghaft immer wieder das Gleiche durch, mit jeder Partnerin.
Meine Güte, es scheinen wirklich eine Menge Psychos da draußen unterwegs zu sein… Da haben Sie leider recht. Ich vermute: Es gibt nicht halb so viele gute Männer wie gute Frauen. Viele Kerle haben ab einem gewissen Alter tatsächlich die eine oder andere schwer zu kurierende Macke. Frauen beginnen irgendwann damit, eigene Muster zu erkennen und an sich zu arbeiten. Männer flüchten sich lieber in Hyperaktivität oder Promiskuität. Das Erwachsenwerden der Geschlechter klafft ab Mitte 30 wie eine Schere immer deutlicher auseinander.
Wie schafft es eine Frau, sich von einem solchen Problem-Mann zu lösen? Hören Sie sich selber zu! Wenn Sie anderen von Enttäuschungen in Ihrer Beziehung erzählen, dann ist es genauso schlimm, wie es klingt. Hören Sie auf, ihn für seine Macken in Schutz zu nehmen! Männer sind wie junge Hunde: Ziehen Sie klare Grenzen, lassen Sie sich nicht auf Spielchen ein. Wenn Sie von Anfang an kein „gutes Gefühl“ haben, dann wird es selten was mit einer glücklichen Beziehung. Glauben Sie mir.
Buchtipp
SCHEISSKERLE. WARUM ES IMMER DIE FALSCHEN SIND
240 erhellende Seiten über das Dunkle im Mann: Grusel- Lektüre, die schlaumacht. Hoffmann & Campe, 17 Euro
Gibt es eigentlich auch miese Touren von Frauen? Oh ja! Gerade was das Fremdgehen angeht! Wie grob und brutal auch immer Männer sich geben mögen – in Sachen Heimlichtuerei sind Frauen deutlich geschickter, sind uns Meilen voraus.