Einvernehmliches Liebes-Aus: So klappt die Scheidung ohne Rosenkrieg

Einvernehmliches Liebes-Aus: So klappt die Scheidung ohne Rosenkrieg

Eine Scheidung ist eine große Veränderung und manchmal eine der schmerzhaftesten Erfahrungen im Leben. Trotzdem profitiert niemand von Racheaktionen, Beleidigungen oder anderen Streitigkeiten. Vor allem, aber nicht nur, wenn Kinder im Spiel sind, sollten daher beide Partner eine einvernehmliche Scheidung versuchen. Wie klappt das Liebes-Aus ohne Rosenkrieg?
 

Egal, ob ihr viele Jahre oder nur kurz verheiratet wart, ob du die Verlassene oder Verlassende bist, ob die Trennung plötzlich kam oder sich angekündigt hat – eine Scheidung ist immer schwierig. Mehr noch als in einer Liebesbeziehung ohne Trauschein, hast du daran geglaubt, dass die Liebe für immer hält. Du hast deinem Partner geschworen, bis ans Lebensende bei ihm zu bleiben, vielleicht sogar vor Familie und Freunden. Zahlreiche Emotionen spielen bei einer Scheidung daher eine Rolle: enttäuschte Erwartungen, Trauer, Wut, vielleicht sogar Scham. Ebenso individuell wie du selbst sind also auch die Gefühle, welche mit einer gescheiterten Ehe einhergehen. Doch selbst, wenn diese zutiefst negativ sind, weil du vielleicht betrogen oder völlig unerwartet verlassen wurdest, sollte eine Scheidung niemals in einem Rosenkrieg enden. 

Ein Rosenkrieg hinterlässt Spuren bei allen Beteiligten

Auf die Frage nach dem Warum gibt es eine simple Antwort, denn ein Rosenkrieg macht jede Scheidung noch schlimmer, als sie ohnehin ist. Das gilt für dich selbst, denn er zögert heraus, dass du das Geschehene verarbeiten und hinter dir lassen kannst. Zudem folgen weitere Verletzungen, vielleicht böse Worte oder finanzielle Streitigkeiten, die noch tiefere Narben verursachen. Diese werden dich auch in Zukunft negativ beeinflussen, beispielsweise durch tief sitzende Bindungsängste oder psychische Probleme wie Depressionen. Ein Rosenkrieg wirkt sich zudem negativ auf das Verhältnis zwischen dir und deinem Ex-Mann aus, das vor allem bei gemeinsamen Kindern noch weiterhin bestehen wird. Schließlich müsst ihr das Sorgerecht regeln oder ihr werdet euch auf zukünftigen Familienfeiern wie der Hochzeit eines Kindes wiedersehen. 

Aber auch für die Kinder selbst ist nichts schlimmer als streitende Eltern, die sich ein Ringen um das Sorgerecht liefern oder die vor dem Nachwuchs schlecht übereinander sprechen. Dies hinterlässt ebenfalls Spuren in der kindlichen Psyche und kann in ihrem späteren (Beziehungs-) Leben negative Folgen nach sich ziehen. Vor allem, wenn Kinder im Spiel sind, ist eine einvernehmliche Scheidung also stets das Ziel – und selbst, wenn nicht, so ist sie für alle Beteiligten die beste Lösung. Denn ein friedlicher Abschluss dieses vielleicht schmerzhaften, aber dennoch wichtigen Lebensabschnitts ist für die Bewältigung wichtig und kann die Scheidung erträglicher machen – zumindest so erträglich wie möglich. 

Einvernehmlich bedeutet nicht, auf Ansprüche zu verzichten

Im besten Fall bedeutet eine einvernehmliche Scheidung, dass beide Seiten ihre Pflichten wahren und finanzielle sowie rechtliche Belange außergerichtlich regeln. Leider gehören zu diesem Schritt immer beide Eheleute und nicht selten kommt es vor, dass (mindestens) einer mit den Forderungen des anderen nicht einverstanden ist. Das gilt beispielsweise bei Unterhaltsverpflichtungen, aber auch das Sorgerecht für die Kinder führt häufig zu Streitigkeiten, die gerichtlich ausgefochten werden. In solchen Fällen musst und solltest du nicht auf das verzichten, was dir zusteht, beispielsweise eben auf das anteilige Sorgerecht oder auf Unterhaltszahlungen. Jedoch kann die richtige Herangehensweise und zumindest der Versuch einer einvernehmlichen Lösung dabei helfen, einen jahrelangen Rosenkrieg zu verhindern. 

Tipps für eine möglichst friedliche Scheidung

Der Ton macht die Musik, sagt man so schön und ein weiteres Sprichwort besagt, dass zum Streiten immer zwei gehören. Du kannst also die Weichen für eine einvernehmliche Trennung ohne Rosenkrieg stellen – schlussendlich kann diese aber nur gelingen, wenn auch dein Ex-Partner mitzieht. Kommunikation ist diesbezüglich das A und O, weshalb ein erster sinnvoller Schritt darin besteht, ihm deinen Wunsch nach einer friedlichen Scheidung mitzuteilen. Allein schon, weil eine einvernehmliche Scheidung deutlich günstiger ist, haben oft beide Eheleute ein Interesse daran. Und der Wille auf beiden Seiten ist die beste Voraussetzung, damit sie gelingen kann. Weitere Tipps lauten wie folgt:

1. Ausreichend Zeit verstreichen lassen

Handelt es sich nicht um einen Ausnahmefall, verstreicht vor der Scheidung mindestens ein Trennungsjahr. Dieses ist wichtig, damit beide Partner die Trennung begreifen und so weit verarbeiten können, dass sich die ersten Emotionen gelegt haben. Auch du solltest das Trennungsjahr daher respektieren und nutzen, um negative Gefühle abzumildern und dir stattdessen neue Zukunftsperspektiven zu suchen. 

2. Auf einer sachlichen Ebene nach Lösungen suchen

Sobald sich die ersten Emotionen gelegt haben, kannst du konkret darüber nachdenken, wie eine faire Einigung aussehen könnte. Das gilt vor allem für Lebensbereiche, die ihr auch zukünftig gemeinsam regeln müsst, beispielsweise die Kindererziehung. Zudem stehen bei einer Scheidung oft finanzielle Fragen im Vordergrund. Überlege dir daher, gerne gemeinsam mit deinem Anwalt, welche Lösungen für dich denkbar sind.

3. Konkrete Vorschläge einbringen

Nach dem Trennungsjahr beginnen die Verhandlungen. Bestenfalls bringst du dafür direkt Vorschläge ein, wie gewisse Themen geregelt werden könnten. Dadurch zeigst du guten Willen, eine einvernehmliche Einigung zu finden – solltest aber dennoch offen sein für Gegenvorschläge. Auch hierbei ist Kommunikation also das A und O.

4. Kompromissbereitschaft beweisen

Guten Willen zeigst du zudem durch Kompromissbereitschaft. Hör dir also auch die Vorschläge deines Ex-Partners an und denke ernsthaft darüber nach, anstatt sie von Vornherein abzulehnen. Dadurch entsteht eine echte Verhandlung auf einer sachlichen Ebene.

5. Einen gemeinsamen Anwalt konsultieren

Hilfreich bei einer einvernehmlichen Einigung ist zudem ein gemeinsamer Anwalt. Dieser wird als Mediator fungieren und dadurch einen sachlichen Dialog fördern. Zudem kann er fachlich beraten, wenn es beispielsweise um die jeweiligen Rechte und Pflichten der Eheleute geht. Solltest du diesbezüglich noch offene Fragen haben, musst du diese zudem vorab mit dem Anwalt klären, um dich auf die Verhandlungen vorzubereiten.  

6. Steuerliche Belange berücksichtigen – und richtig nutzen

Offene Fragen zu klären, ist auch in steuerlichen Belangen wichtig. Denn durch die Scheidung wird sich in dieser Hinsicht eine Menge ändern. Zudem können eventuelle Unterhaltszahlungen steuerlich geltend gemacht werden, die du unter Umständen beziehst oder selbst leisten musst; je nach finanzieller Situation. Wenn du also weißt, wie deine zukünftigen steuerlichen Verpflichtungen sowie Möglichkeiten aussehen, kannst du diese bei den Verhandlungen berücksichtigen und eine optimale Lösung finden. 

7. Kinder um ihre Meinung fragen

Falls ihr gemeinsame Kinder habt, stellt sich die Frage, wie das Sorgerecht aufgeteilt wird. Schließlich wurde im Trennungsjahr der gemeinsame Hausstand aufgelöst. Häufig bleiben die Kinder bei der Mutter und der Vater hat ein Umgangsrecht – aber auch andere Modelle sind möglich. Sollten die Kinder alt genug sein, ist es wichtig, auch deren Meinung in die endgültige Entscheidung einzubeziehen. Eine Scheidung betrifft schließlich die ganze Familie und sollte dementsprechend auch von allen Betroffenen gestaltet werden.

8. Besprochenes schriftlich festhalten und respektieren

Sobald ihr eine Einigung gefunden habt, muss diese schriftlich festgehalten und gegebenenfalls sogar notariell beglaubigt werden. Wichtig ist zudem, dass du die getroffenen Regelungen respektierst und einhältst. Ansonsten wird der Rosenkrieg noch nach der Scheidung weitergehen – oder sogar erst beginnen. Falls du hingegen Änderungen wünschst, empfiehlt sich erneut die offene Kommunikation, gegebenenfalls mit dem Scheidungsanwalt als Mediator. 

9. Einen gemeinsamen Blick in die Zukunft werfen

Zuletzt gilt es, einen gemeinsamen Blick in die neue Zukunft zu werfen. Vor allem, wenn noch geteilte Verpflichtungen wie beispielsweise Kinder bestehen und du deinen Ex-Partner daher immer wieder sehen wirst, ist es also wichtig, ein neues Miteinander zu finden. Sind hingegen alle Angelegenheiten geregelt und ihr habt nichts Verbindendes wie Nachwuchs, Immobilien & Co mehr, könnt ihr getrennte Wege gehen. Hier muss jedes ehemalige Ehepaar eine individuelle Entscheidung treffen, wie es zukünftig den Umgang miteinander gestalten möchte. 

10. Die Scheidung richtig verarbeiten

Mit den offiziellen Scheidungspapieren ist die Scheidung für dich selbst hingegen noch nicht vorbei – unabhängig davon, ob ihr noch Kontakt habt oder nicht. Nun gilt es nämlich, den schwersten Part zu meistern: die Trennung zu verarbeiten. Lass dir dafür so viel Zeit wie nötig und finde neue Visionen für deine Zukunft. Wenn dich hingegen negative Gefühle plagen, ist es vollkommen in Ordnung, ja sogar wünschenswert, dir professionelle Hilfe bei der Bewältigung dieser schmerzhaften Erfahrung zu suchen. Dann wirst du früher oder später wieder ein glückliches Leben führen…vielleicht sogar glücklicher als jemals zuvor.

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