20 Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben

20 Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben

Das Alter macht weise, heißt es. Aber wer will denn bitte so lange warten? Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, mit welchen Weisheiten man entspannt, heiter und gelassen durch seine 20er, 30er und 40er gehen kann

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Meine Großmutter trug Dutt und Twinset, war die präziseste Person auf diesem Planeten und sagte gern: „Jeder nach seiner Fasson.“ Als Teenager fand ich den Spruch diffus cool. Weil es lässig und elegant klang, wie sie es sagte, während sie ihren Bernsteinanhänger auf ihrem Busen zurechtrückte. Ich glaube, ich begriff erst Jahre

später, was dieser Satz im Wesentlichen bedeutete. Er besagt nicht nur, dass jeder auf seine Weise glücklich werden darf. Er bedeutet auch, dass man sich in Toleranz üben sollte. Nicht über andere zu richten hat. Oder einfach mal den Mund hält. Ein Berg an klugen Weltanschauungen stand hinter diesen vier einfachen Worten meiner Großmutter. Sie lebt leider nicht mehr, um uns noch mehr Antworten auf die großen Fragen zu geben – aber dafür hakten wir bei anderen klugen Frauen nach. Wir hoffen, dass Sie genauso viel Freude beim Stöbern haben wie wir beim Sammeln dieser zwanzig kleinen Lebenshilfen. Und dass Sie auch dran denken, wenn’s drauf ankommt!

DIE 20ER ALLES DREHT SICH UM LIEBE UND HERZSCHMERZ.

Männer, Männer, Männer! Da geht sogar die ein oder andere Freundschaft bei flöten–(fast) alles ist dramatisch, Freundschaften, Beziehungen, Entscheidungen. Was soll nur aus mir werden? Ein typischer Satz einer 20erin

Hab keine Angst!

Obwohl man mit zwanzig noch meint, der interessanteste Mensch im ganzen Land zu sein, plagen einen gleichzeitig endlos Zweifel. Absurd, oder? Niemals mehr ist man knackiger, gesünder und tatendurstiger, trotzdem plagt man sich – wenn keiner hinsieht – auf die verspannteste Weise mit seinen Haaren, dem Hintern und überhaupt mit allem. Schlimm! Was man mit 20 nicht weiß – nur jetzt sehen Hot Pants richtig gut aus. Darum: Das Leben ruft! Rein in die unmöglichsten Klamotten! Alles will und muss ausprobiert werden! Ob man auch zwingend Pilze rauchen, Kröten küssen und den perfekten Vollrausch üben muss, na ja. Aber selbst das gehört dazu. Darum: Hab dich lieb und hau rein. Grüne Detox-Smoothies runterwürgen und Falten zählen kann man als Rentnerin noch lange genug.

Denke nicht in Absolutismen.

Ja, an dieser Stelle kommt wieder die liberale Großmutter ins Spiel, die so gar nichts von absoluten Wahrheiten hielt. Aber genau die findet man in den 20ern super. Schauspielerin? Ein Traumberuf. Lügen aus Höflichkeit? Das Allerletzte. Untreu werden? Passiert mir nie. Klar ist es praktischer, wenn man die Welt in Schwarz und Weiß kategorisieren kann. „Nur das ist gut und wichtig, alles andere taugt nichts, höre ich oft von jungen Frauen“, bestätigt auch die Philosophin Rebekka Reinhard („Die Sinn-Diät“, Heyne, 8,99 €). Ja, nie denken wir wieder so radikal wie in den 20ern. Aber irgendwann merkt man, dass das Leben nun mal kein Märchen mit guten Feen und bösen Hexen ist. Es gibt außerdem Trolle, gute Hexen, ziemlich bescheuerte Prinzen und mittelmiese Feen. Und das ist irgendwie auch ganz gut so.

Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.

Der Freund landet mit einer anderen im Bett. Man selbst landet mit seiner Freundin im Bett. Das Studienfach war eine totale Fehlentscheidung. Mann, dabei war alles so super geplant! „Selbst die Dinge, die den ursprünglichen Weg blockieren und Sie auf einen anderen Kurs schicken, bergen Vorteile. Sie blicken nun aus einer anderen Perspektive auf das Leben“, sagt Bestseller-Autorin Bronnie Ware („Leben ohne Reue“, Arkana, 18,99 €). Anders gesagt – Herrjeh, wie gut, dass man den Mistkerl los ist und man nicht erst mit 50 merkt, welche Ausbildung man eigentlich hätte machen sollen! Manchmal erweisen sich „Lebensunfälle“ als glücklichste Wendungen.

Nimm doch bitte nichtalles persönlich.

Auf die Bewerbung kam eine Absage. Heißt mit Anfang zwanzig: Weltuntergang. Eigentlich könnte man sich gleich die Kugel geben. Auf die Idee, dass der Ausbildungsplatz bereits an die Tochter der Sekretärin vergeben wurde und man eh keine Chance hatte, kommt man nicht. Weil man sich mit zwanzig jeden Schuh anzieht, jede Kritik der Apokalypse gleichkommt und man jeden Regenschauer persönlich nimmt. Dass es viel gesünder und realistischer ist, einfach mit den Schultern zu zucken und weiterzugehen, darauf kommt man leider viel später. (Und selbst mit fünfzig ist es nicht die Regel.) Darum niemals, niemals vergessen: Nein, ich bin nicht an allem Schuld, nicht immer der Auslöser, nicht alles dreht sich um mich. Basta.

DIE 30ER DIE DREI Ks: KARRIERE, KIND, KLINKERHAUS.

Geld (Finanzen), Wohnung (Haus), Urlaub und Auto (oder die Bulthaupt-Küche) – es werden Nägel mit Köpfen gemacht. Typischer Satz: Ich erwachte an meinem 35. und fragte mich, wo die Zeit geblieben war. Ach ja, bei der Arbeit.

Es ist egal, was andere sagen und wie sie leben.

Es macht keinen Spaß, tut selten gut – trotzdem machen wir es. Die Rede ist vom Vergleich, natürlich immer nach oben, damit der Neid schön schwefelgelb strahlen kann. „Die andere hat schon ihr Diplom in der Tasche, zwei Kleidergrößen weniger und mehr Nullen auf dem Konto!“ Mit dreißig wird das erste Mal Resümee – und gerne der Kürzere gezogen. Was könnten wir uns an Stress sparen, wenn wir nicht nach rechts und links schielen würden! „Am besten leben die, die es schaffen, sich von dem Wörtchen ,man‘ zu distanzieren“, so Rebekka Reinhard. „Um vom ständigen Vergleich wegzukommen, ist es wichtiger, sich in Ruhe zu fragen: Was will ich sein?“ Lauten die Antworten: „Dünner und reicher“, gut, dann muss man etwas dafür tun. Aber wahrscheinlich (und hoffentlich) strebt man nach anderen Werten im Leben.

Du bist nicht gescheitert, weil du nicht die Standards erfüllst.

Seien wir ehrlich, manchmal stinkt das Leben. Menschen sterben, sie werden krank oder gefeuert. In den 30ern haben wir schon Krisen durchlebt und realisiert, dass das Leben eher komplizierter als einfacher wird. Aber: Krisen formen die Persönlichkeit. Wer niemals durch eine schwierige Zeit im Leben geht, bleibt einfach immer ein bisschen dümmer als die anderen. (Gut, das wäre man manchmal gern, aber das ist ein anderes Thema.) Und: Es gibt so etwas wie ein Schicksal, welches es nicht immer gut mit einem meint. „Es hilft zu akzeptieren, dass das Leben eine launische Diva ist, die nicht daran denkt, nach unserer Pfeife zu tanzen“, sagt die Philosophin. Da bleibt nur eins: Selber das Diadem wieder zurechtrücken, Rücken gerade, die Pelz-Stola mit Schwung nach hinten werfen und weiter im Takt.

Manage dich selbst, denn sonst tut es keiner.

Verdammt, Überholspur! In den 30ern haben wir es eilig. Innerhalb von zehn Jahren muss man Kind und Karriere auf die Kette bekommen haben. Oder zumindest eins von beiden. Und: Niemand hilft bei Entscheidungen und beim Gasgeben. Zum einen ist es toll, für seine Karriere die volle Verantwortung zu übernehmen. Zum anderen sind wir Profis darin, uns dabei selbst auszuhöhlen. „Ich kann es am Besten!“ und „Ich mach das schon!“ sind so Sätze, nach denen man funktioniert. Aber: Vergessen Sie über allem nicht zu leben, auch wenn Sie meinen, Sie könnten alles schneller erledigen als alle anderen um Sie herum.

Wenn du verzweifelst, hol dir einen Coach.

Sollte es einen doch mal so richtig umpusten, wirkt ein guter Coach Wunder. Der hat ja schließlich gelernt, wie das geht, das Köpfchen wieder geradezurücken. Und am Ende ist es wie mit dem Umziehen. Bis zum Ende des Studiums lassen sich Freunde mit ein paar Schnittchen und einem Kasten Bier als Packesel anheuern, aber jenseits der 30 überlassen Sie das besser den Profis.

Sei gut vernetzt und halte dich an ältere Frauen.

Da wir schon bei den Profis sind: Manchmal braucht man im Job eine gute und sichere Einschätzung, einen Rat, jemanden, der uns in die richtige Richtung stupst oder den richtigen Leuten vorstellt. In dieser Hinsicht ist es besonders hilfreich, sich Mentorinnen und Inspiratorinnen zu suchen. Ältere Frauen, die noch eine Portion mehr Erfahrung haben als Sie selbst.

Es ist nie zu spät, den falschen Mann zu verlassen.

Rebekka Reinhard: „Leben Sie nie unter Ihrem Niveau, sollte das Motto sein.“ Und nicht: Sei perfekt – in allen Bereichen. Dazu gehört auch der Mut, unbequeme Entscheidungen zu treffen, die das Leben total in Unordnung bringen. „Beim falschen Mann zu bleiben bedeutet, keine Entscheidung zu treffen, bzw. die falsche.“

Pflege deine Freundschaften.

In zehn Jahren brauchst du sie! Ohne den Teufel an die Wand zu malen: Man braucht Freunde, wenn der Mann wegläuft. (Oder man selber.) Wenn die Karriere nicht so toll läuft. (Oder zu toll. Bis zum Burn-out.) Wenn die Familie einen wahnsinnig macht. Klar sind Männer prima und der Job gut fürs Ego. „Aber es ist wichtiger, ob es einem gelingt, funktionierende Beziehungen zu haben“, sagt Reinhard.

DIE 40ER WAR ES DAS JETZT? MÜSSTE ICH NICHT ANDERS LEBEN?

Wir ziehen ein Resümee. Überlegen, welche Weichen wir jetzt stellen. Typische Frage einer 40erin: Wie will ich später leben, auf dem Land, mit mehreren zusammen oder allein? Macht mich mein Job (noch) glücklich?

Altern ist nichts für Feiglinge.

Mit 40 häufen sich Glückwunschgrüße mit dem Tenor „Jetzt wird es langsam ernst“. Aber mal ehrlich, das haben wir bereits mit 30 gedacht. „Im Grunde könnte das auch schon auf der Torte zum 1. Geburtstag stehen“, sagt Christine Weiner, Autorin und Mentoring- Expertin an der Uni Mannheim („Ab durch die Decke“, Ariston, 16,99 €). „Ernst war es doch immer schon – und wir sind wunderbar damit gefahren. Altern ist was für neugierige, mutige und wache Frauen.“

Endlich weißt du, was du wirklich gut findest.

Schon gemerkt? So selbstbewusst wie jetzt waren Sie noch nie. Sie müssen nicht ständig an sich herumzupfen und in jeder Fensterscheibe den Frisuren-Check machen. Spielen Sie Ihre Persönlichkeit aus, die spiegelt sich in Ihrem Gesicht, Ihrem Gang, in Ihrer Stimme. Toll! Wie alt war noch gleich Jodie Foster? Ach ja, 52. „Machen wir uns zudem klar, dass uns nichts mehr so leicht aus der Bahn wirft. Zeit, Bedenkenträger und Moralapostel endgültig aus unserem Umfeld zu eliminieren“, so die Autorin Christine Weiner.

Du musst es wirklich nicht mehr allen recht machen.

Deshalb machen Sie einfach. Noch nie hatten faule Kom - promisse so wenig Platz in unserem Leben wie in den 40ern. Noch Fragen?

Du weißt, wer du bist.

Entwarnung! Vorbei sind die Zeiten, in denen wir andere mühevoll von uns überzeugen wollten. Zumal es die eine wahre und klare Definition von einem selbst nicht gibt. „Wir sind nicht eine, sondern viele“, sagt Christine Weiner. Mal ist man kreativ, mal stinkefaul. Egozentrisch. Hilfsbereit. Gerechtigkeitsliebend. Himmelschreiend ungerecht.Und alle verschiedenen Charaktereigenschaften in einer einzigen Person! Christine Weiner: „Jede Teilpersönlichkeit hat ihren Sinn und Zweck und lässt uns flexibel und angemessen reagieren.“ Kurz: Wir können auch anders. Müssen es aber nicht mehr um jeden Preis.

Denk daran, dich selbst zu belohnen, durchzuatmen und einfach zu leben.

Hätte, hätte, Fahrradkette... Viel zu oft hadern wir mit unserer Vergangenheit. „Bereits jetzt geschieht es zuweilen, dass wir auf unser Leben zurückblicken und uns Dinge einfallen, die wir anders machen würden, wenn wir die Gelegenheit dazu hätten“, so Autorin Bronnie Ware. Sie würde, schreibt sie, mehr Risiken eingehen, viel früher damit anfangen, ihrem Spiegelbild zu sagen, ich liebe dich. Und mehr genießen. Machen Sie das doch genau jetzt einmal!

Es gibt Wichtigeres als Männer.

Für jüngere Männer scheinen Frauen ab 40 unsichtbar zu werden. Einerseits tragisch, andererseits entspannend. Als Ausgleich wird der Blick frei für die wirklich wichtigen und interessanten Menschen.

Die Sache mit der Schönheit.

1. Pflege dich, und du siehst gut aus, egal, wie alt du bist. Sagte schon die Großmutter –und recht hatte sie! 2. Im Amerikanischen gibt es den Begriff Grand Glamour. „Den hat man nicht mit 20, sondern muss ihn sich erwerben“, weiß Christine Weiner. Grand Glamour braucht die ganze Pralinenschachtel – leben, leiden, lieben. Mitgefühl, Eleganz, Hürden und Erfolge.

Es ist nie zu spät, etwas Neues anzufangen.

Egal ob Chinesischkurs oder Kitesurfen. „Ein Ziel sollte neben einem erfüllten Leben sein, viel zu erzählen zu haben. Jetzt sind die besten Jahre dafür, denn Sie haben die Erfahrung, die finanziellen Mittel und Ruhe, die es braucht, um neue Expeditionen zu starten“, so Weiner.

Lass dich nicht in Kategorien stecken.

Du bist zu alt für diesen Job. Du kannst kein Blau tragen. Da bist du nicht der Typ für. Wenn es nach der Meinung anderer ginge, wäre sicher etwas ganz anderes aus uns geworden. „Menschen wissen viel, wenn es um andere geht“, so Christine Weiner. Heißt es, man wäre zu alt für einen Job, rät sie, folgende Fragen zu stellen: „Warum glaubst du, wäre das (nicht) gut für mich?“ Oder auch: „Findest du, dass ich immer zu alt bin oder gab es auch mal Ausnahmen?“ Haben Sie einen Traum, dann verfolgen Sie ihn einfach. Jetzt erst recht. (Und tragen Sie unbedingt Blau, wenn Ihnen danach ist.)

Und übrigens...

Im Zweifel hilft der Satz: Auch das geht vorbei. Beerdigungen. Zahnarztbesuche. Herzschmerz. Weltschmerz. Auch wenn sich schwarze Tage in die Länge ziehen können wie kalter Sirup – alles ist endlich. (Auch dieser Artikel.) In diesem Sinne: Alles Beste für Sie!

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