
Eine ist immer die Erste. Die es ihm beibringt, die empfindlichen Stellen zeigt, den Ablauf, die Vorlieben und Abneigungen. Denn Sex, das ist keine Sache, die uns so selbstverständlich mit in die Wiege gelegt wird wie essen oder trinken. Klar – die reine Technik beherrscht der Mensch. Trotzdem gibt es keine Naturtalente beim Vögeln. (Auch wenn das viele von sich behaupten mögen.) Wie Männer es tun, ist vor allem durch eine Sache bedingt: Prägung. Sie machen Dinge im Bett, weil eine Frau vor uns irgendwann mal signalisierte, dass genau diese eine Berührung oder Bewegung wahnsinnig heiß sei. Was er dabei flüstert, wie er streichelt, ob er kneift, an den Haaren zieht, ins Ohrläppchen beißt, auf den Po haut – all das hat eine Frau vor uns zu verantworten. (Es sei denn, man gerät an ein unberührtes Exemplar, aber davon gehen wir hier einmal nicht aus.)
"Welche von mir fand das jetzt geil?"
Der erfahrene Mann wurde durch ein leises Stöhnen gelehrt, einen lauten Aufschrei, ein tiefes Seufzen im richtigen Augenblick. Oder im falschen. Jede von uns hat mindestens einen Liebhaber in ihrem Leben, der vollkommen falsch gepolt wurde. Meiner steckte mir gleich mit 17 auf einer Keller-Klammer-Blues-Party mal die Zunge in den Hals. So tief, als könne er dort ein unentdecktes Ölfeld finden. Der Kuss schmeckte nach Bierspucke. Im Hintergrund lief: „I just died in your arms tonight.“ Und richtig. Ich dachte für einen kurzen Moment: „Lasst mich sterben. Die Sache mit dem Sex ist ja grauenvoll.“ Welche Frau hatte diesem armen Tropf beim Küssen je signalisiert: Baby, genau so will ich das, du machst das super!? Ich für meinen Teil machte mich auf jeden Fall ziemlich schnell vom Acker. Und auch Jahre später noch – egal, wie alt wir werden und wie souverän im Bett man sich auch findet – laufen uns diese Typen über den Weg. Sie tun Dinge, bei denen wir uns fragen: Warum bitte jetzt das? Welche vor mir fand das je geil? Und leise verfluchen wir die Vorgängerin, die vielleicht auch einfach nicht ihre Klappe aufkriegte, als er sie mal wieder auf die laufende Waschmaschine setzte. Weil wiederum ihre Vorgängerin dort einmal soooo irrsinnig gut gekommen war. Und wir? Halten brav den Mund, lassen uns durchschütteln und stöhnen ein wenig dazu. Irgendwann gehen wir dann, ohne Erklärung. Und dieser Typ zieht das Ding mit der Waschmaschine wahrscheinlich bis heute durch.

Weibliche und männliche "Sex-Typen"
Würde ein Mann ohne Rücksicht auf unsere Wünsche (die gute Mischung aus vertraut und versaut, Machismo, aber bitte sinnlich und sexy, nicht tumb und egoistisch) Sex haben, würde er vermutlich nicht viel mehr tun, als selber zum Ziel zu kommen. Wie männerfeindlich, sagen Sie jetzt. Als ob Frauen als superscharfe Betthasen vom Himmel hüpfen würden und sich dann mit jedem Mann ganz neu erfänden. Fragt man also gerechtigkeitshalber einen Mann zum Thema Lernkurve und unterschiedliche weibliche Vorlieben, fällt man bei der Antwort nicht unbedingt in eine romantische Ohnmacht. „Ja, am Anfang weiß man nicht, was man geil findet.“ (Also doch.) Und die zweite Erkenntnis: „Manche Frauen bevorzugen die schnelle Nähmaschinentechnik und andere die langsame Schiebung.“ Ah ja. Teilen uns Männer also grob in vaginale und klitorale Exemplare ein? Scheint so. Frauen hingegen können auf Anhieb zwanzig unterschiedliche erotische Gattungen aufzählen – da wäre der Nippelknabberer, der Streichler, das hoppelnde Kaninchen und das ewige Fragezeichen („Gut so? Oder mehr nach links?“), der Flipperautomaten- Spieler oder der Praecox. („Oh, das tut mir jetzt leid. Soll ich es dir noch mit der Hand machen?“ „Ne, danke, lass mal.“) Was man aber der Männerwelt zugute halten muss: Das durchschnittliche Exemplar des geschlechtsreifen Mannes mag zu Beginn seiner sexuellen Laufbahn ein unbeschriebenes Blatt sein. Er hat vielleicht auch Schwierigkeiten damit, zwischen verschiedenen Frauen fein zu differenzieren. (Bei einem Auto wechselt man beim Tanken schließlich auch nicht zwischen Diesel und Benzin.) Aber: Ein herkömmlicher Mann ist wiederum unheimlich bestrebt, es der Frau richtig gut zu besorgen. Frei nach dem Slogan einer Katzenfutterwerbung könnte man sagen: „Ist die Pussy gekommen, freut sich der Mann.“

Männer finden es einfach super, wenn sie es schaffen, dass die Frau scharf ist – alles andere ist zweitrangig. Und: Nach einer Studie der Singlebörse Lovepoint ist es 42 Prozent der Männer wichtig, mit der Partnerin gemeinsam zum Orgasmus zu kommen. Ich habe da so eine leise Ahnung, dass es Frauen nicht ganz so am Herzen liegt. Was vielleicht in der Natur der Sache liegt: Sich als oberstes Ziel zu setzen, dass der Mann einen Höhepunkt hat, ist ungefähr so, als würde man sich feste vornehmen, mit einem Porsche auch mal schneller als 30 km/h zu fahren. Und um auf die Nummer mit der Prägung im Bett zurückzukommen – das geht Frauen ja genauso. Ich kann mich lebhaft daran erinnern, als ich einem frisch erbeuteten Mann zart über das Gemächt streichelte und er zu mir sagte: „Wenn da irgendwas passieren soll, musst du zupacken wie ein Bauarbeiter.“ Hätte ich den – sagen wir – Vorgänger-Schwanz so behandelt, der Abend wäre unter dem bläulich schimmernden Neonlicht einer Notaufnahme ausgeklungen. Aber: schönes Beispiel dafür, dass Männer einfach sagen, was ihnen nicht passt oder gut gefällt, während Frauen sich in einem Anfall von Harmoniesucht auf die Zunge beißen, anstatt anzumerken, wie genau sie es gern hätten. Eine Bitte: Bleiben Sie nicht auf der Waschmaschine sitzen. Steigen Sie ab. Sie machen drei Menschen mit einem Schlag glücklich. Sich selbst, Ihre mögliche Nachfolgerin – und den Mann, der sich nichts mehr wünscht, als die Frau (auf welche Art auch immer) in den siebten Himmel zu vögeln.