
Wir taten es, ohne groß nachzudenken, fast immer und mancher sogar überall. Wir liebten es am Tag, gerne in der Uni und bei zu viel Alkohol auch auf Partys. Dann wurden wir alt. Naja, nennen wir es erwachsen. Und plötzlich mutierten wir zu Geizhälsen, die die Nachtruhe meiden, weil alles andere ja sooo unendlich viel wichtiger ist. Eine volle Stunde weniger schlafen wir heute als noch vor 20 Jahren! Das hört sich nicht viel an, hat aber massive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, da es den gesamten Hormonhaushalt durcheinanderwirbelt. Die Folge: Wir werden fett, blöd, faltig. und ziemlich unsexy. Mal ehrlich: Wie oft haben Sie sich schon mit einem „Oh, nicht heute, Schatz“ ins Land der Träume verabschiedet, weil Sie so müde waren, dass sie lieber schlafen wollten statt vögeln? Lieber „Promi-Dinner“ gucken und dabei wegschlummern als die scharfe Nummer zwischen Krabbencocktail und Crème brûlée.
Schlaf ist ein Luxusgut
So weh es tut, die Wahrheit ist: Schlaf ist irgendwie der neue Sex! Ein Luxusgut unseres modernen Lifestyles eben. Schlaf, das wissen wir dank Studien mittlerweile nur zu gut, bedeutet aktives Anti-Aging, eine gute Nacht somit einen schönen Morgen. Er bringt uns mehr Ausstrahlung, Klugheit, schlanke Kurven –und doch können wir nicht anders und sparen daran, um mehr vom Leben zu haben. Denn mögen wir noch so sehr über kleine Augen, müde Köpfe und Gähnattacken jammern: Letztlich betrachten wir unser Dasein als zu kostbar, um es selbst mit dem süßesten Nichtstun zu vergeuden. Ganz abgesehen davon, dass der Tag schlicht zu wenige Stunden besitzt, um sie untätig in der Horizontalen zu verbringen. Schließlich müssen wir nicht nur Geld verdienen, sondern wollen uns selbst verwirklichen, unsere Optik tunen und Kinder großziehen.
Wir wollen viel erleben und ferne Länder sehen, zumindest aber alle Staffeln von „True Blood“ Und da wir zur digitalen Bohème gehören, skypen wir abends noch ’ne Runde und checken vorm Schlafengehen die neuesten Facebook-Meldungen. Dabei trinken wir ein schlafförderndes Glas Rotwein und beginnen, inspiriert von der Farbe, unsere Nägel zu lackieren. Am Ende sinken wir schön, informiert und total erschöpft in die Kissen, müssen nachts aufs Klo (weil Wasser vorm Schlafen die Verdauung fördern soll) und verdammen den Erfinder des Weckers in alle Ewigkeit. Und zwar jeden Morgen. Der schmerzhafte Haken unseres wunderbar prallen Lebens: Schon wenige Tage zu wenig Schlaf schwächen Erinnerungsvermögen und Konzentration. Unsere innere Uhr gerät aus dem Takt und damit auch die Herrin über Nahrungsverwertung und Appetit. Kurz: Uns geht es schlecht und genauso sehen wir aus.
20 Millionen Beruftätige leiden an Schlafstörungen
Da wir das nicht wollen und die Industrie damit super Geld verdient, können wir inzwischen unter einer bunten Vielfalt von Schlafhilfen wählen, die uns die Nachtruhe wieder schmackhaft – und vor allem möglich – machen sollen! Denn bei aller Lust am wachen Leben können wir nicht mal dann schlafen, wenn wir es wollen: Jeder zweite Deutsche klagt über Schlafprobleme, 20 Millionen Berufstätige leiden laut DAK an massiven Störungen. Und als wäre dem nicht genug, sind Frauen zusätzlich benachteiligt, da sie schlechter schlafen als Männer, im geteilten Bett sogar noch unruhiger!
Das hilft bei Schlafproblemen
Offenbar hat es die Emanzipation also noch nicht unter die Daunendecke geschafft. Denn nicht das Zusammenleben ist das Schwierige an einer Beziehung, sondern das Zusammenschlafen. Natürlich entscheiden sich die meisten liebenden Paare fürs gemeinsame Bett. Doch bitte was, wenn er schnarcht? Oder sie zur Spezies der Deckenwegzieherinnen gehört? Genau dafür gibt es ja die neuen Schlafhilfen. Eine Matratze, zum Beispiel, verspricht, aufs Schnarchen des Partners zu reagieren und ihn mit leichtem Rütteln verstummen zu lassen. Alternativ sollen im Kissen integrierte Lautsprecher helfen, deren atmosphärischer Klang zudem notorische Wühler beruhigen soll. Und wer seine Schönheit beruflich braucht, bettet sich wie Angelina Jolie und Gwen Stefani auf das teuerste Modell aus Rosshaar, natürlich handgefertigt. Kostenpunkt: schlappe 60.000 Euro. Für den Bruchteil dieser Summe könnte unsereins auch ein paar erholsame Nächte im Hotel verbringen: Das Marriott und Crowne Plaza haben den Bestsellertrend Schlaf-Wellness ebenfalls entdeckt und werben mit Super-Komfort-Betten, Aromatherapie und Ruhezonen. Wer seine Nachtruhe lieber im eigenen Bett optimieren will, kann auch am Speiseplan arbeiten. Fleisch und Zucker am Abend stören den Schlaf ebenso wie hart gekochte Eier und alles, was bläht. Der Schlafforscher Jürgen Zulley rät zudem, alte Weisheiten zu achten. So hält Omas warme Milch mit Honig tatsächlich, was sie verspricht, weil sie hilft, schlaffördernde Hormone zu bilden.
Eine gültige Regel, wie wir am besten schlafen, gibt es aber nicht: Jeder besitzt seinen eigenen Rhythmus und ein individuelles Schlafbedürfnis. Manchen reichen fünf Stunden (angeblich), viele brauchen doppelt so viele; einige schwören auf Rituale, andere aufs richtige TV-Programm. Das Wann und Wie entscheiden wir – zum Glück – allein! Und damit hätte der Schlaf dem Sex immerhin was Wichtiges voraus.
Für großartige Nächte und traumhafte Tage
Schlummertrunk, Betthupferl oder doch in die heiße Badewanne? Mit diesen Tipps schlafen Sie wirklich besser (ein)…
- Trinken in Maßen: Ja, wir brauchen viel Flüssigkeit, aber bitte die richtige und nicht zu spät! Kaffee und Tee (außer Kräuter) sind für Schläfer ab 15 Uhr tabu. Und das Wasser vorm Zubettgehen sparen wir auch: Sonst weckt die Blase.
- Essen macht müde: Sie brauchen nur die richtigen Zutaten. Das ideale Schlummermenü besteht aus Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Denn Kohlehydrate machen müde, verkürzen die Einschlafdauer und sorgen für Tiefschlaf.
- Handy aus, bitte: Klingt komisch, bringt’s aber. Halten Sie Ihr Schlafzimmer frei von Arbeit und Technik, ja, auch von TV! Der Kopf muss wissen: Im Bett wird nur geschlafen.
- Wissen bringt weiter: Ob Schlafposition, -partner oder -problem: www.schlafen.de hat alle Infos zum Thema.