Wer gut lachen kann, hat guten Sex

Wer gut lachen kann, hat guten Sex

Neue Studien belegen: Nur wer so richtig gut loslachen kann, hat auch guten Sex. Wir erklären warum – und liefern die Glücks... äh, Sexformel gleich dazu!

Ein Paar lacht im Bett © rilueda/iStock
Ein Paar lacht im Bett

Fast drei Viertel aller Männer geben an: „Der Sinn für Humor ist bei einer Frau genauso wichtig wie ihr Aussehen“

„Ein bisschen Spaß muss sein.“ Alex’ Stimme klang, als würde gerade der echte Roberto Blanco breit grinsend seine Zähne fletschen. Dabei kitzelte es mich plötzlich so sehr in der rechten Kniekehle, dass ich vom Lachreflex beinah explodierte. Irgendjemand muss ihm mal geflüstert haben, dass hier die erogenen Rezeptoren ganz besonders intensiv ihre Dienste tun. Bei mir war aber dort statt dem Erotik-Schalter nur ein Lachsensor verborgen. Danach musste ich schon losprusten, wenn sich seine Hand meinem Knie nur näherte. Ein paar Jahre ist das bereits her, aber ich erinnere mich noch gut, dass danach bei mir tote Hose war, was meine Lust anging. Denke ich heute daran, finde ich’s trotzdem lustig.

Wahrscheinlich gehörte Alex zu jenen 55 Prozent, die nach einer Emnid-Umfrage bekunden, dass „Humor in einer Beziehung wichtiger als guter Sex ist“. Fast drei Viertel aller Männer geben an, für sie sei bei einer Frau „der Sinn für Humor genauso wichtig wie ihr Aussehen“. Heißt das, den Body à la Gisele Bündchen bitte immer mit dem Humor-Hirn einer Carolin Kebekus zu kreuzen? Immerhin glauben zwei von fünf Männern, „je witziger eine Frau“ ist, desto lockerer sei sie im Bett. Und auch entgegengesetzt ist geforscht worden, wobei hier die Zahl beeindruckend hoch, aber nicht repräsentativ ist: 616.080 fremdgehende Frauen verrieten der virtuellen Seitensprung-Community Victoria Milan, dass Frauen humorvolle Männer am liebsten mögen, mehr noch als intelligente und solche, die „beim Cunnilingus besonders talentiert auftreten“. Irgendwie mag ich mir aber nicht vorstellen, dass ich Atze Schröder erotischer finden soll als George Clooney. Humor und Sex – zunächst ein Pärchen, das sich auf den ersten Blick nicht so recht vertragen will.

Jedes Problem scheint weniger dramatisch, wenn man es locker lachend nimmt

Googelt man „lustige Sexunfälle“, bleibt einem das Lachen eher im Halse stecken, so wie angeblich das Penispiercing vom Lover einer Engländerin, dass sie daran fast erstickt wäre. Auch wer heute noch an Dieter Bohlens Penisbruch erinnert wird, von dem seine Ex Nadja Abd el Farrag in ihrer Autobiografie „Ungelogen“ 2003 detailreich berichtet („Beim letzten Stoß hat es knack gemacht“), mag vielleicht klammheimliche Schadenfreude empfinden, aber lachen? Doch die Statistik widerspricht mir. Laut einer US-Studie gibt’s die meisten Sex-Pannen bei One-Night-Stands – und bei außergewöhnlichen Stellungen. Die große Mehrheit reagiert auf derlei erotische Fauxpas vollkommen entspannt. 85 Prozent gaben an, über kleinere Unfälle beim Liebesspiel sogar lachen zu können. Denn jedes Problem scheint weniger dramatisch, wenn man es locker lachend nimmt.

Lachen hat eine erotische Nebenwirkung

Der Berliner Paartherapeut Florian Klampfer gibt zu bedenken: „Es kommt aber darauf an, wie der Partner lacht. Wenn man miteinander lacht und nicht über den anderen, ist das völlig in Ordnung – und sogar befreiend.“ Lachen hat dann eine erotische Nebenwirkung – es wirkt physiologisch ähnlich wie Sex: rund 100 Muskeln werden aktiviert, die Atemfrequenz steigt, Luft katapultiert mit bis zu 100 km/h durch die Lungen, die Stimmbänder schwingen – bei Frauen bis zu 500- mal pro Sekunde. Und ganz ähnlich wie beim Sex, werden beim Lachen Stresshormone unterdrückt. Das setzt berauschende Endorphine frei. „Lachen“, weiß Florian Klampfer, „stimuliert Glückshormone und hilft der Partnerin, sich besser zu entspannen.“ Und je entspannter Frau sich fühlt, desto besser kommt sie zum Höhepunkt – so die geile Logik.

Doch was uns im Alltag spontan über die Lippen geht, kann in der Horizontalen zum Lusttöter werden. Schwierig sei es dann, wenn die Partner nicht denselben Humor haben, meint der Paartherapeut. Während es für den einen witzig ist, wenn beispielsweise das Bett laut quietscht, geht für den anderen die Libido beim spontanen Kichern den Bach runter. Das Lachen des Partners kann auch verunsichernd wirken. Dann gibt es nur eine Lösung: „Sofort darüber reden! Man muss dem anderen sagen, dass man sich verletzt, abgelenkt oder gedemütigt fühlt.“ Dabei ermittelte eine Studie des Kondomherstellers Durex, dass sich ein Drittel der Befragten wünschten, beim Sex „mehr zum Lachen“ zu haben. Mit Witz und Spaß etwaige Hemmungen zu verlieren und Vertrauen aufzubauen. Kissenschlachten, kindisch sein, spielerisch sich gehen lassen – das ist gelebter Humor.

Viele erleben auch, dass sie nach dem Orgasmus vermeintlich grundlos lachen müssen. Warum es zu solchen Humor-Höhepunkt-Eruptionen kommt, erklärt die Schweizer Sexologin Dr. Dania Schiftan: „Frauen halten sich beim Sex häufig in ihrer Intensität zurück. Sie bewegen sich weniger und sind nicht so laut. Während dem Sex baut sich im Körper eine Spannung auf, die sich im Orgasmus entlädt. Lässt sie sich nicht vollständig gehen, entspannt sich nur der Unterleib – der Rest des Körpers ist noch angespannt. Lachen schüttelt den ganzen Oberkörper – eine geniale Erfindung des Körpers, um sich zu entspannen.“

Der kanadische Psychologe Eric Bressler ist in einer Studenten-Studie zum Ergebnis gekommen, dass Männer und Frauen etwas Gegensätzliches meinen, wenn sie von „Sinn für Humor“ als Attraktivitätsmerkmal sprechen: „Es ist ein großer Unterschied zwischen jemandem, der dich zum Lachen bringt – und jemandem, der über deine Witze lacht.“ Bressler spricht von Männern als „Humor-Produzenten“ und Frauen als „Humor-Empfängern“. Sein eindeutiges Resultat: „Wenn es um Freundschaft geht, mögen Männer lustige Frauen – geht es jedoch um Sex, suchen sie nur nach Frauen, die über ihre Witze lachen.“

Witzigsein ist „ein Signal der kognitiven Fitness“

Evolutions-Biologe Geoffrey Miller (Die sexuelle Evolution: Partnerwahl und die Entstehung des Geistes) sieht die humoristische Kluft zwischen Mann und Frau als Ergebnis der „sexuellen Selektion“: denn Frauen wählten schon immer lieber „lustige Männer“ für Sex und Fortpflanzung, auch da Witzigsein „ein Signal der kognitiven Fitness“ sei. Männer mussten also lernen, Humor und Witz zu entfalten – nicht um eine Partnerin zu finden, sondern auch um sich von anderen Männern abzuheben. In die gleiche Kerbe schlägt John Morreall, New Yorker Philosophie-Professor und Gründer der International Society for Humor Studies: „Männer verspotten männliche Rivalen oft mit demütigenden Spitznamen und kleinen Beleidigungen – Frauen machen genau das nicht.“ Die Evolution hing also nicht vom besten Jäger und Ernährer ab, der seine Sippe satt durchs Neandertal führte, sondern auch von denen, die am Lagerfeuer die lustigsten Witze erzählen konnten?

„Ja“, sagt Dr. Gil Greengross, der in der Fachzeitschrift Psychologie Today über seine Studie „Humor und Paarung“ mit 400 jungen Erwachsenen berichtet: „Der Grad der Humorfähigkeit kann tatsächlich in sexuelles Verhalten übersetzt werden. Je lustiger die Teilnehmer waren, desto mehr Sex mit mehr Sexualpartnern hatten sie und desto früher im Leben hatten sie erstmals Sex. Wir fanden heraus: Humor ist ein Indikator für Intelligenz, der die Paarung schließlich zum Erfolg führt.“ Der Wissenschaftler, der sich selbst als humor sapiens bezeichnet, gibt aber allen Witzeerzählern einen Rat auf den Paarungsweg: „Bedenken Sie, dass Humor manchmal eine riskante Strategie ist. Denn mit schlechten Witzen verlieren Sie an Attraktivität.“

Bevor ich Alex wieder anrufe, noch schnell ein Witz, bei dem alle in meiner Bekanntschaft immer gleich laut lachen: Sie beim Sex: „Sag mir schmutzige Sachen!“ Er: „Küche, Wohnzimmer, Bad ...“

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