
DAS PROBLEM
„Jedes Jahr stelle ich mir dieselbe Frage: Was schenkt mein Freund mir wohl zum Geburtstag? Dabei weiß ich die Antwort ganz genau: Ich bekomme einen Gutschein. Die letzten Jahre waren es Gutscheine für Parfums, für ein Frühstück im Bett und für einen Restaurantbesuch. Das ist bestimmt lieb gemeint, aber ein bisschen mehr Kreativität könnte nicht schaden. Sogar meine verzweifelten Hinweise wie „Die Schlüsselkette von Tiffany ist ja hübsch!“ werden ignoriert. Wieso macht er sich so wenig Gedanken um mein Geschenk?“
Natalie, per Mail
Das sagen die drei Weisen dazu:

Der Single - Sascha Borrée lebt in Hamburg und arbeitet dort als Journalist und Coach. Er ist seit Jahren Single, sucht noch die eine, findet aber immer mal wieder eine andere.
„Frauen können sich ja so wunderbar begeistern, schon für die ganz kleinen Dinge, an denen wir Männer oft achtlos vorbeilaufen. Dafür lieben wir euch (meistens): Ihr macht uns immer wieder darauf aufmerksam, wie zauberhaft die Welt doch eigentlich ist. So voll von fabelhaften Schlüsselanhängern, Schuhen, Handtaschen, Babys … Also freuen wir uns, mit euch und über euch. Aber wir verstehen nicht jeden eurer Hinweise gleich als Bestellung. Wenn du also „hübsche Schlüsselkette“ zu ihm sagst, hört er genau das – und kein einziges Wort mehr.“

DER EHEMANN - Thomas Soltau: Der Journalist hat eine fünfjährige Tochter und ist seit zwölf Jahren sehr glücklich mit seiner Frau verheiratet. Allerdings kommt es etwa zweimal im Jahr zum Riesenkrach.
„Ganz im Gegenteil: Er macht sich besonders viele Gedanken um dein Geburtstagsgeschenk! Vorher hat der arme Kerl seine Hirnzellen malträtiert, Freunde befragt und ist tagelang in Geschäften hin und her getigert, um dir dann die DVD „Lawrence von Arabien“ zu schenken. Dreieinhalb Stunden verwegene, schöne Männer. Großer Einsatz! Doch außer einem entsetzten „Danke, aber Doris-Day-Filme finde ich noch schöner“ hattest du nichts mehr zu sagen. Jetzt ist die Erwartungshaltung auf beiden Seiten gering – und die Enttäuschung nicht mehr so groß.“

DER SCHWULE FREUND - Jens Maier: Der Journalist führt seit sechs Jahren eine Fernbeziehung und hält es mit Oscar Wilde: „Kein Mann wird wie seine Mutter, das ist seine Tragödie.“
„Du wünschst dir bessere Geschenke? Dann nimm die Sache selbst in die Hand. Dein Prachtexemplar von Freund gehört nämlich zu jener Sorte Mann, die schon im Supermarkt hoffnungslos überfordert ist. Am besten schreibst du ihm einen Einkaufs-, ähm Wunschzettel mit detaillierten Anweisungen. Oder bitte deinen besten schwulen Freund, deinem Geschenkemuffel zu helfen. Ich garantiere, du wirst das beste Präsent aller Zeiten erhalten. Allerdings könnte es passieren, dass dein Freund beim Anblick seiner Kreditkartenabrechnung einen Weinkrampf bekommt.“