Paar-Battle - Partnerschaft pushen

Paar-Battle - Partnerschaft pushen

Wir sind cooler als die! Ja, wir haben unsere Pärchen-Freunde lieb. Trotzdem fragt man sich, ob sie den besseren Sex haben, tollere Urlaube und mehr Geld. Ist man deswegen ein schlechter Mensch? PETRA-Autorin Bianka Morgen gibt Entwarnung: Sich zu vergleichen ist normal – ein Paar-Battle kann der eigenen Partnerschaft sogar gut tun.

Eifersüchtig auf andere Paare© Uwe Umstätter/Westend61/Corbis

Zwei Wochen ist es jetzt her, ich weiß nicht mehr, wie wir Mädels darauf kamen – auf jeden Fall erzählte Anna, dass sie mit ihrem Freund jeden zweiten Tag Sex hat. Ich versuchte, mein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Jeden zweiten Tag? Die beiden sind seit fünf Jahren zusammen. Es fühlte sich an, als hätte Anna eine imaginäre Glocke geläutet („Dingdingding, der Ring ist eröffnet!“). Alle Mädels am Tisch rechneten nach, ob sie mithalten könnten – und gingen in der ersten Runde k.o., während Anna mit einem Schlag den Meistertitel „Meine Beziehung ist besser als eure“ gewann.

Und damit ist es ja nicht getan. Kaum wird man im direkten Vergleich niedergestreckt, fängt man an zu grübeln: „Stimmt bei uns was nicht? Sollten wir mehr Sex haben?“ Obwohl vor zwei Minuten noch alles super lief. Warum macht man sich den Stress, sein Liebesleben zu vergleichen? Weil wir Meschen – und besonders wir Frauen – nun mal so sind. Oder haben Sie Ihren Hintern, Ihren Job oder den Inhalt Ihres Schuhschranks etwa noch nie mit dem einer guten Freundin oder Arbeitskollegin verglichen? Eben! Das geht sogar so weit, dass unsere Wissenschaftler dauernd vergleichen müssen, ob jetzt die Dänen glücklicher sind als wir Deutschen oder das Bruttoinlandsprodukt der Franzosen höher ist als unseres.

Der Vergleich mit anderen gibt uns Orientierung, durch den Abgleich mit anderen erschaffen wir quasi unsere eigene Identität, entdecken Übereinstimmungen, Abweichungen und versuchen herauszufinden, was die Norm sein könnte. Eine Studie der Uni Bonn besagt sogar, dass Arbeitnehmer nicht unbedingt ein faires Gehalt wollen, sondern dass sie vor allem mehr verdienen wollen als ihre Kollegen. Klar, dass sich dieser menschliche Zug nicht nur im Job wieder findet, sondern auch für Beziehungen gilt. Nicht nur in Sachen Sex, sondern auch, wenn es darum geht, wer die lustigeren Partys schmeißt, ob man im Häuschen im Grünen glücklicher wird oder im
urbanen Loft, ob der Sardinien-Trip cooler ist oder die Indonesienreise. Oder, nehmen wir Facebook und Instagram. Zweier-Selfies Hashtag #instalove, Fotos von gravierten Schlössern an Brücken ... Ich habe sogar Bekannte, die einen gemeinsamen Instagram-Account haben. Der Benutzername ist eine Mischung aus den beiden Vornamen – als wären sie Brangelina. Widerlich schmalzig, oder? Ich schaue ihn mir trotzdem gerne an.Weil ich dann immer denke, dass mein Freund und ich viel cooler als die Paare mit den „Wir beim Brotbacken“- oder „Wir auf der AIDA“-Fotos sind. Es gibt diese Paare, die brauchen die Bühne. Sie agieren als Statisten im angesagtesten veganen Restaurant der Stadt, vor dem schärfsten Auto des ganzen Freundeskreises, dem schönsten Strand ever. Sie erheben sich gegenseitig. Auch wenn mir das ein wenig zu weit geht. Wahrscheinlich passen die zwei genau darum so gut zusammen – und der andere Mann so gar nicht zu mir. Auch gut.

In den 50er-Jahren erstellte der US-Soziologe Leon Festinger die Theorie des sozialen Vergleichs. Sie besagt, dass Menschen Informationen über sich selbst durch den Vergleich mit anderen gewinnen können. Und er nannte das, was ich so schrecklich gern mache („Gott, sind die uncool!“), einen abwärts gerichteten Vergleich. Indem ich meine Beziehung mit einer Fremdschäm-Beziehung vergleiche, gewinne ich mehr Selbstbewusstsein und weiß meinen Partner (wieder) mehr zu schätzen.

Genau das ist übrigens auch der Grund, warum wir bei „Frauentausch“ und „Bauer sucht Frau“ über den Teppich kugeln, weil wir nicht fassen, wie jemand so blöd sein kann. Man fühlt sich so gut dabei. Das Problem ist nur: wenn man gegen ein anderes Paar abstinkt. So geschehen bei meiner Freundin Christine. Sie und eine Kollegin haben am selben Tag Geburtstag. Und während ihre Kollegin von ihrem Mann einen Kurztrip nach Rom geschenkt bekam, log Christine, darauf angesprochen, was sie denn bekommen habe. Ihr Liebster hatte ihr nämlich einen Drucker gekauft. Einen Laserdrucker, um genau zu sein. Das kann man ja nicht in der Öffentlichkeit erzählen, ohne mitleidig angeschaut zu werden. Denn ein Drucker ist auf der gleichen Geschenk-Stufe mit einem Vierschlitz-Toaster, dem Thermomix oder Duschwandabstreifer – total praktisch, vielleicht sogar teuer, aber unterirdisch unromantisch. Was aber hat Christine also von dem Vergleich mit ihrer Kollegin, abgesehen von einer unbeschreiblichen Wut auf ihren stoffeligen Freund?

Eifersüchtig auf andere Paare© Uwe Umstätter/Westend61/Corbis

„Menschen vergleichen sich aus zwei Gründen mit anderen. Erstens, weil sie selbst unsicher sind, ob es richtig ist, wie sie es machen. Daher schauen sie, wie die anderen es machen. Und zweitens, weil sie nach Vorbildern suchen, die schon etwas erreicht haben, was sie gerne erreichen möchten“, erklärt Diana Dreeßen-Wösten, Management-Trainerin und Autorin („Steh auf und nimm dein Leben in die Hand“, dtv, 216 S., 14,90 €). Christine könnte sich also jetzt die Beziehung ihrer Kollegin als Vorbild nehmen. Das nennt Festinger einen aufwärts gerichteten Vergleich. Der motiviert uns, etwas besser zu machen. Die Partnerschaft zum Beispiel.

Aber Vorsicht. Wichtig ist, wie genau man sich vergleicht. Ja klar, Christine hätte gerne ebenso aufmerksame Geschenke von ihrem Mann wie ihre Kollegin. Trotzdem sollte sie ich erstmal auf die guten Seiten ihres Partners besinnen, sich überlegen, warum sie sich in ihn verliebt hat. „Vielleicht hat ihr Jonas, Peter oder Tom kein Händchen für romantische Geschenke, aber dafür krabbelt er sofort unter ihr Auto, wenn etwas kaputt ist ...“, gibt die Expertin zu bedenken. Will man danach immer noch dringend etwas an der eigenen Partnerschaft ändern, sollte man eine Sache vermeiden: nörgeln. Da stellen sich die Nackenhaare jedes Mannes auf. Der arme Kerl weiß ja schließlich nicht, was in unserem komplizierten Frauenhirn vermutlich schon seit Wochen alles rattert. „Meckern ist das Schlimmste, was man machen kann“, erklärt die Expertin. „Vor allem bei Männern hat es den gegenteiligen Effekt.

Sie brauchen drei Dinge zum Glücklichsein: gutes Essen, guten Sex und Lob.“ Wenn es Sie trotzdem stört, dass er mit Laserdruckern ankommt statt mit einer Romreise, sollten Sie zu Taktik Nummer 2 übergehen: nämlich das, was Sie erreichen wollen, selbst vorleben. Dann bekommt er zum Geburtstag eben ein praktisches Geschenk (Werkzeuggürtel) und ein persönliches (ein Fotobuch von Ihrem letzten gemeinsamen Urlaub). Das ein-, zweimal vorgemacht, wird ihn wie von selbst darauf bringen, Ihnen mal etwas Persönlicheres zu schenken. Christine war damit jedenfalls ziemlich erfolgreich. Neulich bekam sie einen Wok – und den hübschesten Verlobungsring der Welt. (Der Teil mit dem Wok bleibt unter uns, meinte sie. Sie arbeite ja noch dran.)

Wenn man es richtig anstellt, kann der Vergleich mit anderen Paaren also die eigene Beziehung verbessern. Weil der Vergleich uns im Bestfall dazu animiert, uns mehr Mühe zu geben. Und wenn andere Paare uns zum Beispiel vormachen, dass man trotzdem noch auf Partys gehen kann, selbst wenn man Babys bekommt, denken wir vielleicht: „Wenn die das hinkriegen, schaffen wir das auch.“ So ein Vergleich hilft also dabei, alte Denkmuster und Vorstelungen abzulegen und sich als Paar weiterzuentwickeln. Und da wäre noch eine andere Sache, die man sich von anderen Paaren abschauen kann, meint Dreeßen-Wösten: „Wertschätzung. Sehen Sie sich mal um. Sie werden feststellen, Vorbild-Paare machen sich nie gegenseitig klein, sie schätzen sich immer wert.“

Bestes Beispiel: meine persönliche Vorbild-Beziehung, die von meinem Kumpel Martin. Er bekam neulich einen Seitenhieb von einem Bekannten: Als Martins Freundin (die einiges mehr verdient als er) im Restaurant zahlen wollte, meinte der Typ: „Na, du lässt dich auch ganz schön aushalten von deiner Frau.“ Martins Freundin konterte: „Das ist er absolut wert. Du solltest ihn mal im Bett erleben!“ Bähm. Ich gebe neidlos zu: Die zwei sind definitiv cooler als ich und mein Freund. Aber wir arbeiten ja dran ...

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