
DAS PROBLEM:
Mein Freund ist der König der Ausreden – zumindest wenn es um Familientreffen geht. Meine Familientreffen, wohlgemerkt. Und nein, so schlimm ist meine Verwandtschaft wirklich nicht. Sofort heißt es: ,Oh, das tut mir ja leid! Ich habe das echt total vergessen. Ich muss ja zu Thorstens Geburtstag. Wie ärgerlich. Aber geh du ruhig. Mach dir einen netten Tag und grüß alle gaaaanz herzlich.‘ Ihm fällt das natürlich erst dann ein, wenn man nichts mehr verschieben kann. Warum stellt er sich so an?
Sabine, 32, aus Bonn
Das sagen die drei Weisen dazu:

„Eine meiner Verflossenen hätte sich am liebsten selbst um die Feste ihrer eigenen Verwandtschaft gedrückt. Weil sie sich als gute Tochter, Nichte und Enkelin verpflichtet fühlte, ging sie trotzdem hin. Mich nahm sie natürlich als ihr menschliches Schutzschild mit. Gegen ihre Familie gab es eigentlich gar nichts einzuwenden. Nur deren gewollt harmonische Feiern waren furchtbar anstrengend. Irgendwann bin ich in Streik getreten – und empfehle das durchaus zur Nachahmung: Bleibt da künftig besser beide weg, macht euch halt einen schönen Tag zu zweit.“

„Du sagst, dass deine Familie nicht wirklich schlimm sei. Vielleicht haben sie keinen Buckel, rülpsen beim Essen nicht und kleiden sich besser als ,die Flodders‘. Aber irgendetwas muss deinen Freund ja stören. Frag ihn doch mal, warum er dich immer alleinlässt. Manchmal passieren Dinge unterhalb deines Wahrnehmungsradars – wie etwa unterschwellige Beleidigungen. Wenn es nicht daran liegt, dann dreh den Spieß doch einfach mal um. Vielleicht merkt er dann, wie du dich fühlst.“

„Du willst also Schwiegermuttis Liebling zum Freund. Einen, der ohne aufzumucken die Spießer-Feiern bei deiner ,Nicht so schlimm‘-Familie erträgt, sich dort mit Kuchen vollstopft und von der Verwandtschaft fragen lässt, wann er dich endlich heiratet. Hölle! Kein Wunder, dass er sich lieber mit seinen Kumpels betrinkt, als mit deinen Tanten Eierlikör zu schlürfen. Hör auf, ihn zum Familienmonster zu erziehen, und sei froh, dass du einen echten Kerl zum Freund hast. Aus einem lieben Hasen an Muttis Kaffeetisch wird zu Hause im Bett nur selten ein Rammler.“