Keine Liebe - aber Geld!

Keine Liebe - aber Geld!

Wir wollen einen Mann, der klug ist und witzig – und gerne mit einem knackigen Hintern. Was aber, wenn wir einen kennen - lernten, der so richtig reich wäre? Wie fühlt es sich an, wenn er alles bezahlt – auch unser Herz? Wir fragten drei Frauen, die uns ganz offen von ihrem neuen Leben in Reichtum erzählten

Keine Liee aber Geld© egorr / iStock
Keine Liee aber Geld

Plötzlich war mir klar: Ich hatte in dieser Beziehung überhaupt NICHTS ZU MELDEN. Ich fühlte mich wie eine Angestellte.

NATALIE, 35, SUCHTE SICH BEWUSST EINEN GUT BETUCHTEN MANN, DER IHR EIN LEBEN IN LUXUS ERMÖGLICHT

Jedes Pärchen hat doch seine Kennenlern-Geschichte, die mit jedem Erzählen noch spektakulärer, lustiger und romantischer wird. Wenn Markus unsere Geschichte erzählt, dann klingt es, als wären wir die Hauptfiguren aus einer Hollywood-Schnulze. Er auf dem Flug von Frankfurt nach Dubai. Dann Auftritt ich, die schöne Stewardess, der alle hinterherglotzen. Und ausgerechnet ihm kippe ich den Tomatensaft über die Hose. Der Beginn einer großen Liebe, 15.000 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn er an dieser Stelle angelangt ist, sieht er mich voller Besitzerstolz an. Und ich lächele ihm zu. Unser Publikum ist dann immer schwer beeindruckt: Wow, da hat es das Schicksal aber gut gemeint. Meine Version der Geschichte klingt anders. Nach dem Abi jobbte ich erst als Model, aber mehr als Katalog-Shootings kam dabei nicht herum. Ich hatte keine wirklichen Interessen oder Ehrgeiz, irgendeine Karriere anzuschieben. Mein Plan war, schnell in ein komfortables Nest einzufliegen. Also kam ich auf die Idee, als Stewardess anzuheuern. Natürlich flog ich keine Touri-Bomber nach Mallorca, ich ließ mich auf Strecken einsetzen, die von Geschäftsmännern frequentiert wurden. Während meine Freundinnen in Jura- oder Germanistikseminaren saßen, studierte ich reiche Männer. Schnell kapierte ich, dass ich auf die Kleinigkeiten achten musste wie manikürte Fingernägel oder rahmengenähte Schuhe. Und dann kam der Tag, an dem ich Markus in der First Class sitzen sah. Er passte genau in mein Beuteschema: Er strahlte eine gewisse Macht aus, aber war nicht allzu attraktiv. Ich hatte schließlich keine Lust, ständig aufpassen zu müssen, ob nicht auch andere Frauen auf ihn abfuhren. Schnell kontrollierte ich seine Hände. Kein Ring. Check! Dann erfolgte die Tomatensaft-Attacke. Die ersten fünf Ehejahre waren super, weil ich voll beschäftigt war. Zuerst richtete ich die Villa ein, die Markus für uns gekauft hatte, stellte Putzfrau und Gärtner ein. Ich organisierte Dinnerpartys und Urlaube. Im Winter auf die Malediven, im Sommer nach Sylt. Dann kamen kurz hintereinander unsere beiden Kinder zur Welt. Ich denke, ich war glücklich. Bis es zu diesem heftigen Streit kam. Worum es genau ging, weiß ich nicht mehr – aber ich weiß noch genau, dass ich total schockiert war, als Markus leise, aber bestimmt sagte: „Ich diskutiere nicht mit dir. Wir machen das so, wie ich es für richtig halte.“ Vorher hatte ich das Gefühl, ich sei diejenige, die die Fäden in der Hand hielt. Weil Markus doch so verliebt in mich war.

Auf einmal war mir klar: Ich hatte in dieser Beziehung überhaupt nichts zu melden, plötzlich fühlte ich mich wie eine Angestellte. „Was erwartest du?“ fragte mich meine Freundin, bei der ich mich ausheulte. „Dein Mann ist Chef von fast tausend Mitarbeitern. Ist doch klar, dass der abends nicht mit dir streitet, wer den Müll rausbringt.“ Wir haben keinen Ehevertrag, sollten wir uns trennen, würde ich alles verlieren. Und was dann? Als Halbtagskraft beim Bodenpersonal arbeiten? Nee, danke. Dann schlucke ich meine Widerworte lieber runter. Oder gehe joggen, das hilft mir, um den Kopf freizukriegen. Außerdem ist das gut für meine Figur, die immer schön vorzeigbar bleiben muss. Nein, ich will mich nicht beschweren. Ich lebe ein Hochglanz-Leben mit zwei zauberhaften Kindern, einem Kleiderschrank voller Designerfummel, und seit Kurzem gehört mir sogar ein Reitpferd. Was mir fehlt, ist ein Partner auf Augenhöhe. Der war nicht drin im Rundum-sorglos-Paket.

„Ich hatte Angst, dass er MEIN HERZ KAUFT. Ich entschied mich gegen ihn – und ärgere mich noch immer.“

KATHARINA, 37, ANGELTE SICH EINEN REICHEN MANN IM INTERNET. UND LIESS IHN DANN SITZEN

Früher habe ich immer über Frauen gelacht, die sich aushalten lassen. Ich fand es unemanzipiert und auf eine seltsame Art unmoralisch. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mir meine Mutter immer eingebläut hat, dass man stets unabhängig bleiben soll und seine eigene Kohle verdienen muss. Als ich dann nach meiner Trennung ins Internet ging, um einen neuen Mann kennenzulernen, dachte ich weniger an Finanzielles, ich mochte nur nicht mehr allein sein. Meine Beziehung war vier Jahre zuvor in die Brüche gegangen, und ich war es leid, dass mir Freundinnen immer irgendwelche „supersüßen Typen“ vorstellten, die sich spätestens nach dem zweiten Treffen als neurotisch herausstellten. Also meldete ich mich bei einem renommierten Singleportal an, lud mein Profil hoch und wartete. Keine zwei Tage später meldete sich Ralph. Und schnell war mir klar: Der schwimmt in Geld. Er lebte in einem teuren Viertel der Stadt, seine Geschäftsreisen führten ihn nicht nach Bad Pyrmont, sondern nach Peking, Dubai oder London. Beim Anblick des Wagens, mit dem er mich zu unserem ersten Treffen abholte, stockte mir leicht der Atem. Ich hätte mir von dem Kaufpreis eine Eigentumswohnung kaufen können. Mit drei Zimmern und Balkon, wohlgemerkt. Nein, keine Frage, Ralph hatte keine Existenzängste, und der erste Abend mit ihm war ein echter Knaller. Wir verspeisten einen bis zwei Hummer, das Kerzenlicht ließ den Stoff seines sündhaft teuren Anzugs schimmern – er machte mir erst Komplimente über meine Beine und bekam nach drei Stunden Plüschaugen. Und dann passierte das Absurdeste, was ich mir je hätte träumen lassen. Ralph verknallte sich Hals über Kopf in mich, schenkte mir Schmuck, überschüttete mich mit Aufmerksamkeiten – aber mein Herz blieb so unberührt und kühl wie der Mond am Nachthimmel. Was war los mit mir!? Ich hatte die Gelegenheit, mir einen wirklich netten Kerl (das war er nämlich auch noch) zu angeln, jeden Tag Champagner zu süffeln und mit Charlotte-Olympia-High-Heels zu jonglieren. Ralph war der verdammte Hauptgewinn.

Gut, vielleicht ein bisschen oft weit weg von zu Hause, um irgendwo auf der Welt irgendwelche Millionen-Geschäfte abzuwickeln. Vielleicht auch ein bisschen zu besitzergreifend. Aber wie oft trifft man im Leben einen Mann, der einem den roten Teppich ausrollt? Ich habe die Beziehung zu Ralph nach ein paar Monaten beendet. Er war unglaublich unglücklich darüber und versuchte erfolglos, mich umzustimmen. Vielleicht war es der beunruhigende Gedanke, dass er mein Herz kauft. Vielleicht hatte ich Angst vor den feinen Kreisen, in denen ich mich von da an hätte bewegen müssen. Vielleicht hatte ich Angst, nur noch nach seinen Regeln spielen zu müssen. Vielleicht habe ich zu sehr auf meine Mutter gehört. Aber ganz ehrlich? Ein kleines bisschen bereue ich es. Ist natürlich ehrenwert, dass ich so emanzipiert und hoch erhobenen Hauptes von dannen zog. Dass ich mich nicht verkaufte. Aber wenn ich heute bei Lidl an der Kasse stehe und meinen Einkauf auf das Band lege, schlucke ich schon trocken. Das hätte ich wirklich ganz anders haben können. Aber damals entschied sich mein Herz gegen das Geld. Schön blöd, so ein Herz.

Sugardaddy No. 7 lud mich zum Shoppen ein. Endlich hielt ich die neue Hermès-Tasche in meinen Händen.

KATHRIN, 27, KELLNERT, UM IHR STUDIUM ZU FINANZIEREN. FÜR IHREN LUXUS KOMMT EIN SPONSOR AUS DEM INTERNET AUF

Beim Onlinebanking kam ich drauf. Die roten Zahlen leuchteten unübersehbar, schon wieder im Minus, vierstellig. Ich liebe coolen Schmuck, teure Taschen und Schuhe – schon immer. Leisten konnte ich mir das nie. Ich kellnerte in den Semesterferien mindestens 50 Stunden in der Woche – und es reichte trotzdem nicht für all die Sachen, die in den teuersten Läden der Stadt immer meinen Namen riefen. Früher ließen sich meine Eltern erweichen und bügelten regelmäßig mein Konto gerade. Ja, früher. „Ich müsste den richtigen Mann treffen“, dachte ich damals zum ersten Mal und surfte weiter. Und so fand ich dann heraus, dass das Netz voll ist von „richtigen“ Männern. Also, richtig reichen Männern. Auf mysugardaddy.eu zum Beispiel tummeln sich neben notorisch klammen Frauen wie mir auch erstaunlich viele betuchte Herren mit Hang zum Schenken. „Versuch macht klug“, dachte ich vollkommen blauäugig, und meldete mich bei der Seite an. Die erste Nachricht kam nach nur einem Tag von einem 52-jährigen Eventmanager. Er schrieb, dass ihm meine Augen gefielen. Dass er etwas anderes meinte, darauf kam ich erst mal nicht. Der Mann auf dem Foto sah gut aus – leicht gebräunt mit vollem Haar. Eine Art Dr. Dreamy nur ohne den treudoofen Hundeblick. Ich schrieb ihm zurück, und eine Woche später hielt er mir die Tür zu einem Sterne-Restaurant auf. Wir tranken Wein, aßen irgendwas Teures und gingen zu ihm nach Hause. Ein perfekter Abend, bis er plötzlich erwähnte, dass einige seiner Internetbekanntschaften für so eine Nummer gerne mal größere Geldbeträge verlangen würden. Mir wurde flau. Hielt er mich für eine Prostituierte, die zu blöd war, aus so einem Abend Geld rauszuholen? Ich fühlte mich plötzlich unglaublich naiv, denn ich hatte tatsächlich keinen Gedanken daran verschwendet, dass mich dieses „Sugar Babe“- Ding wie eine Hure aussehen lassen könnte. Ich stotterte irgendwas von „morgen früh raus …“ und fuhr zurück in meine Einzimmerwohnung. Ich hätte die Sache gleich abhaken und mich abmelden sollen. Aber irgendetwas hielt mich zurück. Fast täglich lagen neue Nachrichten in meinem Postfach. Die meisten waren vulgär, ganz wenige witzig. Nur eine empfand ich als charmant genug, um es noch mal zu versuchen. Sugardaddy No. 7, wie er sich im Netz nannte, lud mich direkt zu einem Einkaufsbummel ein. Endlich bekam ich die Hermès-Tasche, die ich mir schon so lange wünschte. Diesmal revanchierte ich mich nur mit einem Kuss auf die Wange. Seit einem halben Jahr ist die No. 7 jetzt meine Nummer eins, trotz Bauchansatz und Geheimratsecken. Mittlerweile schlafe ich auch mit ihm. Es fühlt sich nicht seltsam oder falsch an, weil er mich wie eine Frau behandelt und nicht wie ein Objekt. Er respektiert mich. Trotzdem haben wir keine Beziehung. Eher ist es ein Deal. Der kommt vor allem meinem Kleiderschrank zugute – und das geht für mich vollkommen in Ordnung.

Lade weitere Inhalte ...