
Mit großen Augen schaut er uns an, lächelt dazu und sagt: „So hast du mich doch kennengelernt. Am Anfang hat dich das auch nicht gestört.“ Es stimmt. Sein Chaos, das uralte Cord- Sakko, seine Art zu küssen finden wir am Anfang süß, verschroben, nicht so schlimm. Bis ein paar Monate vergehen, die Dinge zu nerven beginnen und wir feststellen: Dieser Mann ist eine Baustelle. Aber wir geben ihn nicht so leicht auf. Wenn wir nur genug an ihm arbeiten, wird er am Ende der Märchenprinz sein – da sind wir ganz sicher. Nur kann man einen Mann verändern, sobald er jenseits der 20 ist? Die acht größten Baustellen, acht typisch weibliche Änderungstaktiken. Und ein Mann, der uns sagt, ob das alles überhaupt was bringt.
Lars Christiansen ist Autor in Berlin und lebt seit fünf Jahren in fester Beziehung. Er verrät natürlich nicht, welche kleinen Macken seine bessere Hälfte an ihm zur Großbaustelle erklärte – dafür gibt er uns ehrliche Antworten darauf, wie wir am besten weiterkommen, wenn uns etwas stört…
ER MUSS DOCH LERNEN, DANKE ETC. ZU SAGEN
Bitte. Danke. Entschuldigung. Drei Wörter, die Männer gern sparsam einsetzen. Ein bisschen mehr Anerkennung aber fänden wir schon schön. Das tägliche Kochen, Organisieren, Einkaufen macht sich ja nicht von allein… Und auch uns fällt es nicht leicht, „Sorry“ zu sagen. Aber wir machen’s, wenn’s sein muss… Unsere Strategie: Wir meckern los – nur, dass das so gar keinen Spaß (und Effekt) bringt!
Er: Aus meiner Sicht stellt es sich so dar: Wir entschuldigen uns nicht so häufig, weil wir immer im Recht sind. Außerdem wollen wir nicht so viel von den 2000 Wörtern verbrauchen, die Männern am Tag maximal zur Verfügung stehen. Im Ernst: „Entschuldigung“ zu sagen fällt uns deshalb nicht leicht, weil es uns schwerfällt, Fehler einzugestehen. Und das wiederum bedeutet, Schwäche zu zeigen und „besiegbar“ zu sein. Denn Partnerschaft ist immer auch ein bisschen Kampf. Wie Sie es dennoch schaffen, ihm ein „Sorry“ abzuringen? Erklären Sie ihm Ihre Gefühle. Sagen Sie ihm ernsthaft, was Sie empfinden, wenn Sie kochen und er Ihr Tatar vom Galloway-Rind mit von Hand zubereitetem Kartoffelpüree einfach mit vor die Glotze nimmt. Wenn das in seinem Gehirn an der richtigen Stelle angekommen ist, wird er den Fernseher ausmachen und sich entschuldigen. Und Sie können sicher sein: Es kommt von Herzen.
ER WIRD SCHON MERKEN, WAS ICH IM BETT WILL
Unsere Strategie: Wir geben wirklich alles, um es ihm leicht zu machen: machen wohlige (und laute) Geräusche, wenn was wirklich gut ist. Die Hand (oder den Kopf) führen wir sanft – aber bestimmt – woanders hin, wenn es sich nicht so toll anfühlt. Das dürfte doch selbst ein Sex-Legastheniker verstehen.
Er: Im Prinzip ist Ihre Strategie gut und richtig. Noch besser fände ich es, wenn Sie Ihre erotischen Seufzer noch mit ein bisschen Deutsch paaren würden. Will sagen: Stöhnen Sie doch mal: „Ja, da ist es schön.“ Oder, falls Sie’s gerade als optimierungsbedürftig empfinden: „Ein bisschen weiter links, Baby.“ Bei etwas stumpferen Kandidaten ist ihre Lautleise-Taktik nämlich schön und gut, muss aber nicht klappen. Doch Männer brauchen klare Ansagen. Hinzu kommt, dass wir Männer beim Sex nur kurze Sätze verstehen – Sie wissen ja, zwei Dinge gleichzeitig zu tun fällt Jungs schwer – und verschiedene Stöhnvarianten könnten für das männliche Gehirn zu viel sein. Hat sie jetzt laut oder leise gestöhnt, wohlig oder unwohlig? Keine Ahnung, weitermachen! Wir verfolgen beim Sex ja auch unseren eigenen Plan. Nämlich den, der uns selbst geil macht. Und das muss mit dem, was Sie überkochen lässt, nicht übereinstimmen.
MÄNNERABENDE SIND IHM BALD NICHT MEHR WICHTIG
Ein Jungs-Date die Woche ist für uns okay. Aber warum muss es immer der Freitag sein? Klar, dass auch der Samstag schon halb gelaufen ist, wenn Monsieur gegen Mittag verkatert aus den Federn krabbelt. Unsere Mädels gefährden doch auch nicht unser (heiliges!) Wochenende. Unsere Strategie: Wir beschweren uns immer wieder. Irgendwann setzen wir unseren Willen schon durch.
Er: Was würden Sie tun, wenn Ihnen jemand wieder und wieder dieselbe (aus Ihrer Sicht) dumme Frage stellt? Richtig: irgendwann auf Durchzug schalten. Natürlich geht Ihr Mann am Wochen - ende aus, weil zu einer anständigen Männerrunde auch ein frisch gezapftes kühles Blondes gehört. Nein, keine kühle Blonde, ein kühles Blondes. Oder auch zwei oder drei. Wir wollen nur stundenlang in Ruhe Bierchen trinken, quatschen und kleine Späße mit der Kellnerin machen. Stellen Sie sich mal vor, was passierte, wenn Ihr Mann unter der Woche ausginge? Das Gleiche. Mit dem Unterschied, dass er jeden Mittwoch trinken und donnerstags mit Fahne im Büro auftauchen würde. Daraufhin würde er gefeuert, wäre den ganzen Tag zu Hause und machte sich schon mittags das dritte Oettinger auf. So gesehen können Sie doch ganz froh sein – da sind die Männerabende das kleinere Übel.
WIR BRINGEN IHM SCHON BEI, DASS ER AUCH MAL STAUBSAUGEN MUSS
Wir verstehen ja, dass nicht nur die Bundesliga, sondern auch alles andere interessanter ist als der Staubsauger. Aber einen Sinn hat er schon. Unsere Strategie: Den Wink mit dem Zaunpfahl: „Puh, ist ganz schön staubig, unser Boden!“ nimmt er anscheinend nicht wahr. Also stellen wir einen Haushaltswochenplan auf!
Er: Schuld sind die Gene. Männer SEHEN einfach weniger als Frauen. Und wir stören uns an nicht so vielen Sachen. Ein Staubknäuel am Boden? Laufen wir drüber weg. Verschmierte Zahnpasta im Waschbecken? Nehmen wir nicht wahr. Geschirr auf der Arbeitsplatte, das in die Spülmaschine sollte? Weckt nicht unser Interesse. Seit Beginn der Menschheit sind wir darauf gepolt, Beute zu jagen – und in die Höhle zu bringen. Wie es in der Höhle aussieht, ist anderen (den Frauen) überlassen. Wenn Sie uns dennoch zum Putzen bringen wollen, müssen Sie klare Regeln vorgeben. Und Ihrem Mann sagen: „Freitag ist Putztag. Denn egal, wie es FÜR DICH aussieht, am Ende der Woche ist die Wohnung dreckig.“ Seien Sie ein wenig geduldig mit ihm. Wie lange hat es noch mal gedauert, bis er sich beim Pinkeln hingesetzt hat? Na sehen Sie, Evolution verläuft in ganz kleinen Schritten.
SEIN LOOK LÄSST SICH DOCH NOCH ÄNDERN
Am Anfang war es uns zugegebenermaßen nicht so wichtig – aber er hat da ein paar „Lieblingsstücke“ im Schrank, die wir am liebsten heimlich verschwinden lassen würden. Klar, das wäre fies! Unsere Strategie: Wir schenken ihm Teile, die gut an ihm aussehen. Und gehen mit ihm einkaufen.
Er: Ein Mann, ein Look. Ich hatte mal einen Freund, der trug immer Anzüge. Coole im 20er-Jahre-Style, viele karierte und welche mit schönen Nadelstreifen waren darunter. Der Anfang vom Ende seiner Beziehung war der Tag, an dem er sich von seiner Freundin eine Jeans schenken ließ. Er fühlte sich nicht mehr wohl, und sie hatte irgendwie den Respekt vor ihm verloren. Was ich damit sagen will: Machen Sie nicht zu viel! Eine neue Hose, die auf der Hüfte, statt wie die alte darüber, sitzt, ist okay. Aber lassen Sie ihm seinen Stil. Machen Sie aus einem Cowboy keinen Indianer oder umgekehrt. Ich kenne jemanden, der stand mal in einem Laden und rief verzweifelt seine Frau an: „Schatz, ich weiß nicht, was ich nehmen soll. Vor deiner Zeit konnte ich doch auch was selbst entscheiden!“ Er hatte sich selbst verloren.
SEINE EX HÖRT SCHON AUF, UNS ZU NERVEN
Wir können ja durchaus verstehen, dass sie sich hin und wieder treffen. Aber sie ruft dreimal die Woche an und hat irgendwas zu hupen. Unsere Strategie: Dann telefonieren wir jetzt eben auch wieder mit unserem Ex. Und sehen, wann er auf die Barrikaden geht.
Er: Die Fragen sind zunächst: Wie lange ist sie her? Hat sie ihn verlassen oder er sie? Ist sie hübsch oder hässlich? Ist die Beziehung lange her, hat die Frau Warzen im Gesicht und er hat die Kurve gekratzt – dann lassen sie ihn doch telefonieren, bis Ihnen die Telefongesellschaft die Flatrate kündigt. Ist die Ex eine Sexbombe, die vor einem halben Jahr nur nicht mehr wusste, ob sie überhaupt eine Beziehung will, müssen Sie auf die Barrikaden gehen. Eine billige Retourkutsche wie den eigenen Ex-Freund wiederzubeleben, könnte da durchaus funktionieren. Die Frage ist nur, ob Sie damit nicht noch eine Baustelle mehr aufmachen. Andere Möglichkeit: Sie sprechen es offen an. Noch besser: Sie machen ihm klar, was er an Ihnen hat. Und zwar, indem Sie Ihre Verfügbarkeit einschränken. Denn nichts interessiert uns Männer mehr als das, worum wir uns bemühen müssen.
IRGENDWANN WÜNSCHT ER SICH AUCH KINDER
Erst neulich beim Sonntagsspaziergang durch unser Viertel haben wir ihn auf den neuen Kinderladen aufmerksam gemacht: „Guck mal, diese winzigen Schuhe!“ – doch unsere verzückten Ohs und Ahs ließen ihn kalt. Unsere Strategie: Kommt von unserer besten Freundin: „Ich leih Euch einfach mal meinen Sohn aus.“ Unter dem Vorwand, dass die jungen Eltern dringend mal wieder einen Abend (und eine Nacht!) für sich brauchen, laden wir unser zuckersüßes Patenkind ein. Und wenn der Kleine morgens schlaftrunken zu uns ins Bett krabbelt, muss der Papa-Radar doch einfach anschlagen…
Er: Theoretisch ist das eine gute Idee. Sie holen sich ein Anschauungsobjekt in die Wohnung, auf dass es Begehrlichkeiten wecke – wie der Festplattenrekorder, auf den er nach der Inbetriebnahme auch nicht mehr verzichten wollte. Das kleine Kerlchen ist ja so süß, den (oder einen ähnlichen Zwerg) will er dann auch bestimmt für immer behalten. Praktisch geht Ihr Plan aber nicht auf. Warum? Weil Männern fremde Kinder zunächst mal herzlich egal sind. Sie sind niedlich, das schon, aber für einen zugewanderten Tick, Trick oder Track möchte man nicht um sechs Uhr morgens aufstehen. Das möchte ich auch für den eigenen Spross nicht, aber da muss ich es, weil aus einem schlaftrunkenen Jungen innerhalb von Sekunden ein Action-Bündel wird. Sie möchten Kinder? Dann versuchen Sie es doch mal gerade heraus. Sagen Sie es. Dann kann er sich damit auseinandersetzen – und bleibt vielleicht schon bald vor dem nächsten Spielplatz stehen. Und sagt: „Ja, ich will.“
BALD VERDIENT ER ENDLICH RICHTIG GELD
Unsere Strategie: Wir sagen ihm natürlich nicht, dass er gefälligst mal aus den Puschen kommen muss. Aber wir unterstützen ihn bei jeder Fortbildung, bei jedem Karriereschritt…
Er: Ich persönlich sage ja immer: Augen auf bei der Berufswahl. Ab einer bestimmten Einkommensgrenze ist bei den meisten Berufen Schluss. Für Sie gilt deshalb: Augen auf bei der Männerwahl. Wenn Sie Geld wollen, brauchen Sie den passenden Mann mit entsprechendem Job. Eine Ex-Freundin von mir hat das clever angestellt. Sie wusste, mit mir wird’s bei einer Mietwohnung bleiben. Weshalb sie mir eines Abends mitteilte, ab heute wolle sie mit ihrem Chef zusammenleben. Ein Herr mit Firma, Cabriolet und einem weißen Haus in einem schicken Münchener Viertel. Sollten Sie Ihren Mann nicht tauschen wollen: Nehmen Sie ihn mit dem Portemonnaie, das er in der Tasche hat. Abgesehen davon: Wenn Geldbeutel und Bauch dicker werden, steigt auch die Gefahr, dass er schon bald das knackige junge Kindermädchen mal „zum Essen ausführt“.