
Es trifft fast jeden irgendwann: Plötzlich betrachten wir Fassaden mit anderen Augen, entdecken die ästhetische Finesse von Türgriffen und schwanken hin und her zwischen romantischem Altbau und eigener Baustelle. Auf einmal hat der Gedanke an das Eigenheim nicht mehr den leisesten Hauch von Raiffeisen- Spießigkeit – sondern verspricht ultimatives Wohlfühlgefühl, ist vielleicht sogar die Krönung der Liebe. Doch gerade weil so viele Erwartungen dran hängen, sollten sich Frau und Mann in den wichtigsten Punkten einig sein. Und die wären ...
1. Ein Herz und eine Seele – aber zwei unterschiedliche Ziele: Er will aufs Land und sie in die Stadt Schade, dass Häuser nicht zu den regelmäßigen Anschaffungen gehören. Sonst könnten wir es wie beim Urlaub halten: Ein Mal darf der eine, dann der andere bestimmen. So bleibt uns nur Beziehungsarbeit. „Man muss herausfinden, was hinter den Wünschen steckt“, sagt Diplompsychologe Roland Kopp-Wichmann (paartherapie4you.de). Sprich: Warum will der Liebste überhaupt ins Grüne? Der Ruhe wegen, der niedrigeren Preise, der besseren Luft? Und was zieht uns in die Urbanität? Kompromisse müssen letztlich beide machen. „Denn unterwirft sich einer aus Konfliktscheu den Wünschen des anderen, ist das kein guter Start“, sagt Kopp Wichmann.
2. Das WO ist geklärt, aber WIE: bauen oder kaufen? Ein Haus besorgt man sich nicht eben schnell im Supermarkt. „Daher sollte man den Hausbau oder -kauf von Anfang bis Ende durchdenken, sich Zeit nehmen und ein strukturiertes Projekt daraus machen“, rät Lars Seidel, Geschäftsführer beim Immobiliendienstleister Grossmann & Berger. Am besten beginnt man mit einer Liste: Was passt zu mir, was brauche ich, was will ich überhaupt? Damit fällt auch die Bau-oder-Kauf-Entscheidung leichter ...
3. Schatz, ich möchte bauen. Dann ist alles genau so, wie wir es uns wünschen. Ein Haus nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten klingt traumhaft. Der Haken, so Psychologe Kopp-Wichmann: „Die Bauphase ist eine enorme Belastung für die Beziehung. Mindestens ein Partner sollte genügend Nerven und Zeit haben, die Bauaufsicht zu führen.“ Und akribisch planen können. Denn das kennt auch Immobilienexperte Lars Seidel: „Wir erleben immer wieder, dass es zu Stress kommt, weil Paare in ein unfertiges Haus einziehen müssen.“ Ganz Umsichtige zahlen deshalb für eine Baufertigstellungsgarantie drauf. Die greift, wenn der Bauträger in Schwierigkeiten gerät, und sichert die Fertigstellung des Hauses. In der Regel reichen aber auch gute Referenzen des Bauträgers. Und klar sollte man sich alle Kosten ganz detailliert im Vorfeld aufstellen lassen. „Viele vergaloppieren sich, weil sie die Gesamtkosten unterschätzen“, erklärt der Immobilienexperte. „Mit einer zehnprozentigen Reserve muss eigentlich immer gerechnet werden.“
4. Lass uns lieber ein fertiges Haus kaufen! Wer hätte gedacht, dass eine Haussuche so sinnlich sein kann? „Der Vorteil beim Fertig-Kaufen: Ich kann reingehen und sehe und fühle sofort, was ich bekomme. Und ich habe weniger versteckte Kosten“, sagt Seidel. Denn der Verbrauch an Wasser, Strom etc. geht aus den Betriebskostenabrechnungen hervor. Auf eines sollte man dennoch nicht verzichten: „Nehmen Sie zur Besichtigung einen Bauingenieur mit oder jemanden, der sich wirklich auskennt.“
5. Funktional oder schön? Stylisher Neubau versus romantischer Altbau Geschmackssache oder Geldfrage, könnte man auch sagen. Ein Neubau besitzt den Vorteil, dass die Betriebskosten niedrig sind und Sanierungsbedarf so bald nicht zu erwarten ist. Dagegen lebt ein Altbau vom optischen Charme, der uns aber teuer zu stehen kommen kann: durch höheren Heiz- und Instandhaltungsaufwand. Das rechnet sich erst, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht. „Dann können Sie fast die kompletten Modernisierungskosten steuerlich geltend machen“, sagt Grossmann-&-Berger-Geschäftsführer Seidel.
6. Ich liebe dieses Haus! Darf ich das überhaupt? Diese Art von Liebe kennen wir Frauen sonst nur aus der Edel-Boutique: Wenn die Hände schweißtriefend nach der Kreditkarte suchen und das Hirn den Kontostand so lange ausblendet, bis das Teil in der Tüte ist. Bei Häusern gibt es das doch auch, oder? „Viele Käufe finden überhaupt nur statt, weil es ein Bauchgefühl gibt“, verrät Immobilienfachmann Seidel. Und empfiehlt zugleich: „Bei aller Hausliebe muss man trotzdem ganz genau prüfen, bevor man sich ewig bindet!“
7. Und wie bezahlen wir das jetzt? Bar wird kaum einer sein Traumhaus bezahlen können, bei der Finanzierung gilt es, umsichtig zu sein. „Es gibt jede Menge Fallen, in die man tappen kann“, sagt Susanne Kazemieh, Expertin bei der Frauenfinanzgruppe (frauenfinanzgruppe.de). Das Wichtigste sind flexible Tilgungsmöglichkeiten und kompetente Ansprechpartner! „Also besser keine Banken oder Strukturvertriebe, sondern unabhängige Berater, die Sie im Vermittlungsregister finden. Und zwar solche mit der Berechtigung nach § 34“, rät Kazemieh. Diese beraten ohne Zeitdruck, präsentieren keine Hochglanzbroschüren und klären auch über Nachteile auf. Außerdem wichtig: Unverheiratete sollten unbedingt die Erbschaftssteuerfrage klären, da die Freibeträge sehr gering sind.
8. Macht es einen Unterschied, ob ein Partner mehr investiert? Eigentlich nicht. „Ist der ,Geldgeber‘ jedoch auch der dominantere in der Beziehung, kann das zu einer Schieflage führen“, sagt Psychologe Kopp- Wichmann. Oder aber, das Paar trennt sich. „Da ist es dann abhängig von der Vermögens- und Gehaltsstruktur beider, aber auch davon, ob die Frau wegen der Kinder beruflich kürzergetreten ist“, erklärt die Finanzexpertin. Die beste Vorsorge für beide Situationen: dass beide Partner im Grundbuch stehen.
Die häufigsten Fehler beim Hauskauf
1. FALSCH KALKULIERT Viele vergessen, dass neben monat- lichen Betriebskosten und Steuern auch ein Neubau nach 5 bis 10 Jahren die ersten Instandhaltungskosten erfordert.
2. KAUFEN OHNE HILFE Beim Altbau wird es besonders teuer, wenn man keinen Fachmann zurate zieht. Denn ob Bausubstanz oder Statik in Ordnung sind, lässt sich nur mit speziellen Messmethoden ermitteln. Die Folgekosten können enorm sein!
3. UNGENAUE PLANUNG Wer baut, läuft Gefahr, dass sein Haus am Ende nicht aussieht, wie geplant. Denn eine ungenaue Baubeschreibung ermöglicht dem Bauunternehmen, andere Materialien zu verwenden. Auch mündliche Absprachen stets festhalten!
4. SEIN HAUS Unverheiratete Paare sollten sich gut überlegen, wer den Kaufvertrag unterschreibt. Nur für den Fall, dass ...