Leben mit Autoimmunerkrankungen

Hashimoto, Morbus Crohn, Diabetes-Typ-1 oder Zöliakie – davon haben die meisten schon gehört. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, bei denen sich das eigene Immunsystem gegen den Organismus richtet. Sie zählen daher zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen, von denen drei bis zehn Prozent der Menschen in Deutschland betroffen sind. Doch was genau ist eine Autoimmunerkrankung? Welche Ursachen und Symptome haben sie? Sind sie heilbar? Und welche gibt es überhaupt?

Autoimmunerkrankung© Pixabay © innamykytas (CC0 Public Domain)
Das Immunsystem wehrt normalerweise Krankheitserreger von außen ab. Bei einer Autoimmunerkrankung richtet es sich gegen den eigenen Körper. 

Was sind Autoimmunerkrankungen?

Bei einer Autoimmunerkrankung kann das Immunsystem nicht zwischen Krankheitserregern, feindseligem Gewebe und dem eigenen Körpergewebe unterscheiden. Daher beginnt die Immunabwehr körpereigenes Gewebe zu bekämpfen und zu zerstören, was unterschiedliche Symptome auslösen kann. 

Häufige Angriffspunkte sind die Nerven, der Verdauungstrakt oder die Schilddrüse. Je nach Krankheit kann die Autoimmunreaktion sich fast überall im Körper auswirken. Einige der Erkrankungen sind systemisch, das bedeutet, dass sie sich auf den gesamten Körper auswirken, andere bleiben auf bestimmte Organe begrenzt. 

Typisch für Autoimmunerkrankungen ist, dass sie in einem bestimmten Lebensabschnitt ausbrechen. Typ-1-Diabetes beginnt meistens im Alter von sechs bis dreizehn Jahren. Erste Symptome der Multiple Sklerose treten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Zu Morbus Crohn kommt es meist zwischen 15 und 30 oder zwischen 60 und 80.

Typisch für Autoimmunerkrankungen ist, dass sie in einem bestimmten Lebensabschnitt ausbrechen. Typ-1-Diabetes beginnt meistens im Alter von sechs bis dreizehn Jahren. Erste Symptome der Multiple Sklerose treten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Zu Morbus Crohn kommt es meist zwischen 15 und 30 oder zwischen 60 und 80.

Welche verschiedenen Autoimmunerkrankungen gibt es?

Es gibt sehr bekannte und ziemlich weit verbreitete Autoimmunerkrankungen, wie Diabetes mellitus, die autoimmune Form des Diabetes, oder Hashimoto-Thyeroiditis, bei der das Immunsystem die Schilddrüse zerstört. Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Zöliakie, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gehören dazu. Sehr selten sind das Guillan-Barré-Syndrom, das das periphere Nervensystem betrifft, und Myasthenia gravis, eine schwere Muskelschwäche, die schon sehr gut erforscht ist. 

Kommt es heute häufiger zu Autoimmunerkrankungen?

Tatsache ist, dass heute Ärzte heute bei immer mehr Menschen eine Autoimmunerkrankung diagnostizieren. Der Grund dafür ist wahrscheinlich darin zu suchen, dass es einfach bessere Diagnosemöglichkeiten gibt. Dass es wirklich daran liegt, dass die Erkrankungen häufiger auftreten, ist fraglich. 

Wer kann an einer Autoimmunkrankheit erkranken?

Insgesamt sind mehr Frauen als Männer von Autoimmunkrankheiten betroffen. Bei einigen Erkrankungen ist das besonders deutlich, wie Lupus erythematodes, die bei Frauen zehnmal häufiger vorkommt als bei Männern. Dabei kommt es zu Entzündungsreaktionen mit nachfolgenden Organschäden. Morbus Crohn ist dabei eine Ausnahme. Davon sind mehr Männer als Frauen betroffen. 

Wissenschaftler vermuten, dass ein wichtiger Faktor dabei die Chromosomen sein könnten. Männer haben ein XY-Chromosomen-Paar, Frauen ein XX-Chromosomenpaar. Das zweite X-Chromosom wirkt aktivierend auf die Steuerung der Immunabwehr, was zu mehr Abwehrprozessen im weiblichen Körper führen könnte. Dadurch kann es häufiger zu Überreaktionen kommen. 

Vermutlich spielen auch die Geschlechtshormone eine wichtige Rolle. Es scheint, dass die Östrogene der Frauen Immunreaktionen verstärken, während Testosteron eher abschwächend wirkt. 

Wie kommt es zu einer Autoimmunerkrankung?

Die genaue Entstehung von Autoimmunerkrankungen ist noch nicht vollständig erforscht. Es gibt allerdings Faktoren, die die Entstehung dieser Erkrankungen begünstigen, beispielsweise Stress, Ernährung, Schadstoffe, Gene und auch das Rauchen. 

Welche Symptome können auftreten?

Je nach der zugrundeliegenden Erkrankung zeigen Autoimmunerkrankungen ganz unterschiedliche Symptome. Bei jeder Erkrankung sind andere Körperbereiche betroffen. Bei Psoriasis kommt es zu Hautveränderungen, rheumatoide Arthritis führt zu Gelenkschmerzen, Betroffene von Morbus Crohn leiden unter Durchfällen. Dabei können die Erkrankungen mild bis schwer verlaufen. 

Einige Symptome sind jedoch als frühe Anzeichen von Autoimmunerkrankungen bekannt. Sie treten meist plötzlich und sehr intensiv auf, beispielsweise:

  • Hautausschläge und Hautrötungen
  • Bauchschmerzen und Probleme mit der Verdauung
  • Häufiger Fieber
  • Schmerzen und Schwellungen der Gelenke
  • Schmerzen in den Muskeln
  • Ständige Müdigkeit und Erschöpfung

Zudem verlaufen die meisten Autoimmunerkrankungen schubweise. Es kommt immer wieder zu Entzündungen. In manchen Phasen sind die Beschwerden besonders ausgeprägt, in anderen Phasen gibt es kaum oder nur wenig Beschwerden. 

Diagnose von Autoimmunerkrankungen

Im Blut finden sich meist Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung, wenn beispielsweise sogenannte Autoantikörper vorliegen, die den eigenen Körper angreifen. Sie sind im Blut feststellbar. Weitere wichtige Werte in diesem Zusammenhang sind die Entzündungswerte, beispielsweise das CRP, c-reaktives Protein. 

Über die Blutwerte allein gibt es allerdings keine sichere Diagnose. Ärzte führen auch eine körperliche Untersuchung durch, machen eine Anamnese und befragen die Patienten zu typischen Symptomen und ihrem allgemeinen Gesundheitszustand. Die Antworten fallen bei jeder Autoimmunerkrankung anders aus, da die Symptome sehr unterschiedlich sind. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine klare Ursache gibt es nicht. Deshalb gibt es hier auch keine ursächliche Behandlung und auch keine Heilung. Für die Beschwerden gibt es allerdings fast immer gute Behandlungsmöglichkeiten, damit die Betroffenen gut damit leben können. Oft arbeiten Ärzte aus mehreren Fachrichtungen bei der Behandlung zusammen.

Welche Medikamente helfen?

Je nach Erkrankung ist es sinnvoll, die Angriffe des Immunsystems abzuschwächen, bei beispielsweise bei Lupus erythematodes, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Multipler Sklerose. Dafür gibt es Medikamente, die eine überschießende Immunreaktion verhindern. Andere Medikamente wirken gegen die Entzündungen im Körper, wie beispielsweise Kortison.

Es gibt auch Medikamente, die bei einzelnen Krankheiten gut helfen. Typ-1-Diabetiker müssen Insulin spritzen. Patienten mit Hashimoto nehmen Schilddrüsenhormone ein. Bei Psoriasis kommen Cremes, Tinkturen und Salben zur Anwendung. 

Neuere Forschungen gehen in Richtung von Wirkstoffen, die dem Körper helfen sollen, mehr Toleranz gegen die Immunreaktionen aufzubauen, sodass es weniger häufig zu Krankheitsschüben kommt. 

Ernährung und Lebensstil bei Autoimmunerkrankungen

Ernährung© Pixabay © silviarita (CC0 Public Domain)
Ärzte empfehlen eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse und mit wenigen tierischen Produkten.

Wissenschaftler vermuten, dass die Ernährung Entzündungen im Körper begünstigen kann. Einige vermuten sogar, dass die Ernährung sich auf Entstehung und Verlauf der Krankheiten auswirkt, beispielsweise kann ein hoher Fleischkonsum Multiple Sklerose begünstigen Deshalb empfehlen sie eine entzündungshemmende Ernährungsweise, die viel frisches Obst und Gemüse beinhaltet, den Körper ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt, keine einfachen Weizenprodukte und nur wenig tierische Lebensmittel sowie Zucker enthält. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind Ballaststoffe und Probiotika wichtig. Menschen mit Zöliakie müssen lebenslang auf alle glutenhaltigen Nahrungsmittel verzichten. 

Darüber hinaus empfehlen Ärzte einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, wenig Stress, einem gesunden Körpergewicht sowie Bewegung und Entspannung in einem ausgeglichenen Verhältnis.