

Wenn es im Kopf rauscht und dröhnt, als brause ein Orkan über einen hinweg, wenn es im Unterleib zieht, die Brust spannt und sich hundert Pickelchen zu einem Flashmob auf der Kinnpartie zusammenrotten, dann spürt jede Frau, auch ohne Blick auf den Zykluskalender: „Ich krieg’ schon wieder meine Tage!“ Manche zählen feinsäuberlich aus, ob die nächste Menstruation den anstehenden Badeurlaub beeinträchtigen könnte oder das Date mit dem frisch kennengelernten Traummann. Kurz: All zu gern verdirbt der Zyklus so mancher Frau die gute Laune.
Aber schimpfen Sie nicht zu oft und nicht zu laut über die Hormone! Denn ehrlich gesagt haben wir doch manchmal auch auf eine völlig andere, viel angenehmere Art „unsere Tage“: Plötzlich läuft alles besser als in der Woche davor, der Teint schimmert rosig, die Haare haben Spannkraft, wir fühlen uns hübscher, souveräner, beschwingter, und wenn wir in den Spiegel schauen, strahlt uns dieses magische „gewisse „Etwas“ entgegen. Achten Sie mal drauf! Und seien Sie gewiss: Diese regelmäßig wiederkehrende gute, leichte Zeit ist keineswegs ein Zufall und auch keine optische Täuschung, sondern ebenfalls das Ergebnis der natürlichen weiblichen Hormonschwankungen. Man müsste nur wissen, wann genau diese Phase wieder beginnt.
Die amerikanische Gynäkologin Rebecca Booth hat ein Buch über die guten Tage des Zyklus veröffentlicht („The Venus Week“). Die angenehme Zyklus-Zeit nennt sie die „Venus-Woche“ – und verspricht: „Wenn Sie Ihren Alltag durch die Venus-Brille sehen lernen, können Sie die Zeit, in der Sie super aussehen und sich auch so fühlen, für sich nutzen.“
Einfach das Beste draus machen – das gilt beileibe nicht nur für die eine, die tolle, die wunderbare „Venus- Woche“! Wenn Sie Ihren Zyklus gut kennen, finden Sie schnell heraus, wie Sie auch die übrigen Tage optimal nutzen können und wann wofür die beste Zeit ist – in allen Lebensbereichen. Das erfordert nur ein bisschen Buchhaltung und einen regelmäßigen Eisprung, denn ohne Eisprung kein regulärer Zyklus. Falls Sie mit der Pille verhüten, können Sie leider nicht mitspielen
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ALLES SCHEINT SO LEICHT
WANN ES SO WEIT IST: in der Woche vor dem Eisprung
SO GEHT ES UNS: Wir fühlen uns so richtig „Wow!“. Die Haut ist glatt, Oberarme und -schenkel fester und schlanker als sonst, und das Gemecker vom Chef können wir auch viel leichter wegstecken. Rebecca Booth verrät, woran es liegt: In der Woche, in der es auf den Eisprung zugeht, steigt der Östrogenspiegel kräftig an – und macht uns schöner, kreativer, konzentrierter. Außerdem wächst unser Bedürfnis nach Nähe. Haben Sie jetzt mehr Lust auf Kuscheln und Knutschen? Evolutionär betrachtet ist das äußerst sinnvoll. Schließlich möchte das demnächst springende Ei auch befruchtet werden!
DAS TUT GUT: Einen solch guten Lauf muss man auskosten. Nehmen Sie Job- Termine wahr, vor denen Sie sich sonst lieber drücken, aber auch private Dates – und setzen Sie dabei auf die eigene Wirkung. Der Schwung reicht jetzt aus, um alles wegzuarbeiten, sogar den lästigen Papierstapel mit Behördenpost. Wer seiner Beziehung etwas Gutes tun will, geht in dieser Phase bewusst auf Vollkontakt. Mit etwas Glück wirkt der Zauber in die nächsten Wochen nach.
FINGER WEG: von übermäßigem Schminken! Eine britische Studie hat gezeigt: Frauen werden in der Phase vor ihrem Eisprung meist als schöner beurteilt. Der Effekt ging allerdings verloren, wenn sie Make-up auftrugen. Also: Verstecken Sie Ihr natürliches Strahlen jetzt nicht! Augen auf beim Hosenkauf! In der Venuswoche fühlen Sie sich deutlich schlanker – und sind es auch, denn der Körper lagert weniger Wasser ein. Falls Sie jetzt also knackenge Lederleggings kaufen, in die Sie gerade eben so reinpassen, könnten Sie das schon in der kommenden Woche bereuen – und sich dann wie in eine Wurstpelle gezwängt fühlen. Verzichten Sie auf Zucker, insbesondere auf weißen! Der unterdrückt die positiven Effekte rund um den Eisprung, sagt Rebecca Booth und rät, das Zeug ganz wegzulassen, ebenso weißes Mehl.
WAS WIR JETZT NICHT HÖREN WOLLEN: „Bist du größenwahnsinnig?“ Oder auch: „Hast du etwa deine Tage?“
DA GEHT DOCH WAS!
WANN ES SO WEIT IST: in den ein oder zwei Tagen genau vor dem Eisprung
SO GEHT ES UNS: Na, spüren Sie mal wieder das Raubtier in sich? Große Lust, heute Abend jemanden klarzumachen? Kommen Sie, wir sind doch unter uns, wir können offen reden. Und so empfehlen wir Ihnen unverblümt: Markieren Sie sich die ein bis zwei Tage direkt um den Eisprung in Leuchtfarben. Denn genau jetzt sind Sie heißer als sonst – und die Männer heiß auf Sie! Animalische Triebe rauben Ihnen jetzt den Verstand, Sie sind besonders anfällig für Flirts. Das liegt an dem Extra-Schub Testosteron, der Sie durchströmt, schlummernde Begierden weckt und vielleicht lauter Filme ab 18 vor Ihrem inneren Auge ablaufen lässt. Das Leben muss sich an diesen Tagen aber nicht unbedingt um Sex drehen: Das männliche Hormon verleiht Ihnen Biss und Durchsetzungskraft – und die können Sie auch woanders einsetzen.
DAS TUT GUT: Im Grunde sind wir jetzt sehr leicht zufriedenzustellen. Alles, was wir brauchen, ist ein Sexualpartner! Ob mit Batterie oder ohne.
FINGER WEG: Lassen Sie sich in der Nymphen-Phase nicht von der sogenannten „Liebe auf den ersten Blick“ blenden! An- gestachelt von einer Höllenlust, laufen Sie Gefahr, mit Typen aufs Ganze zu gehen, die Sie schon übermorgen nerven oder Ihnen nicht mehr guttun. Allein aufgrund hormoneller Wallungen neigen Frauen jetzt dazu, sich schneller als sonst zu verknallen. Und so was hakt sich allzu leicht im Gehirn fest. Jetzt kommt es darauf an, Lust und Liebe als zwei zwar ähnliche, aber doch unterschiedliche Sportarten anzuerkennen.
WAS WIR JETZT NICHT HÖREN WOLLEN: „Bist du fremdgegangen oder warum grinst du so gefährlich?“ Und auch jetzt nicht: „Hast du etwa deine Tage?“
GESUNDER EGOISMUS WIRKT WUNDER
WANN ES SO WEIT IST: in den beiden Wochen nach dem Eisprung beziehungsweise vor der Periode.
SO GEHT ES UNS: Minerva gilt als Göttin der Weisheit und der taktischen Kriegsführung – für albernes Geplänkel hat sie weder Zeit noch Talent. Auch deshalb gibt das Haar sich nun struppig, die Laune tendiert gen Keller – und uns steht der Sinn eher nach Vernunft als nach Vergnügen. Rebecca Booth erklärt: Das Hormon Progesteron übernimmt die Führung und bereitet die Gebärmutter auf eine beginnende Schwangerschaft vor. Moment mal! Sie sind aber nicht schwanger und wollen es auch nicht werden? Im Sinne der Natur wäre die Eizelle jetzt befruchtet worden, der Körper müsste ein paar Gänge runterschalten. Und genau das fordert er jetzt ein: Wir sind müde und leichter reizbar, erleben Heißhungerattacken und fühlen uns „fett“. Manche nennen es auch PMS…
DAS TUT GUT: Geben Sie Haut und Haar die volle Packung, pflegen und betütern Sie sich selbst. Alles, wo „Wellness“ draufsteht, wurde für die Minerva-Woche erfunden! Finden Sie Ihren Partner gerade richtig doof? Könnten Sie Ihre Kinder auf den Mond schießen? Das geht vorbei, wissen Sie doch. Jetzt ist die geeignete Zeit, um sich zurück- zuziehen: Lesen Sie den Roman zu Ende, dessen Lektüre Sie während der Venuswoche unterbrochen haben. Oder lösen Sie endlich den monatealten Massage- Gutschein ein.
FINGER WEG: Vorstellungsgespräche, Streits, Flirt-Touren. Außerdem unbedingt vermeiden: fieses Umkleidekabinenlicht!
WAS WIR JETZT NICHT HÖREN WOLLEN: „Wie siehst du denn aus?“ Und auf gar keinen Fall: „Hast du etwa deine Tage?“
ALLES WIEDER AUF NULL
WANN ES SO WEIT IST: wenn Sie eine neue Packung Tampons anbrechen.
SO GEHT ES UNS: Herrje, die Regelblutung, welch lästige Einrichtung. Ob drei oder fünf Tage, ob Slipeinlagen mit oder ohne Flügel: Sie selbst wissen am besten, was Sie jetzt brauchen.
DAS TUT GUT: Juno ist in der römischen Mythologie die Ehefrau des Zeus, das antike Urbild der Ehefrau und Mutter. Deshalb brauchen Sie sich nun aber keine Schürze umzubinden! Im Gegenteil: Ideal ist es, Sport wie Radfahren, Spinning oder Tanzen in kleinen Wohlfühldosen zu betreiben, um gegen etwaige Depressionen oder Migräne anzugehen. Gönnen Sie sich wenigstens ein paar ausgiebige Spaziergänge. Ja: Denken Sie antizyklisch!
FINGER WEG: Manche Frauen neigen jetzt zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Also Schwimmbäder meiden, dasselbe gilt für parfümierte Hygieneartikel und Intimspülungen.
WAS WIR JETZT NICHT HÖREN WOLLEN: „Oh, ist dir da ein klitzekleines Bäuchlein gewachsen?“ Und wirklich, wirklich, wirklich (!) nicht: „Hast du etwa deine Tage?“
PILLE SCHLUCKEN? JA, ABER…
Sie bügelt alles platt. Ja, es stimmt: Kein Verhütungsmittel ist so sicher und unkompliziert wie die Pille. Knapp 40 Prozent der deutschen Frauen im gebärfähigen Alter schätzen die künstliche Hormonzufuhr – auch weil sie Gemütsschwankungen und Regelschmerzen eindämmt. Die Kehrseite: Ohne Tiefs keine Hochs! Zwar ist PMS mit der Pille praktisch ausgeschlossen, doch bleiben auch die euphorischen Lust-Phasen aus, denn der Eisprung wird verhindert und damit jegliche „Nymphen“- oder „Venus“- Wallungen. Letztlich müssen Sie entscheiden, wie viel Wollust (mit gelegentlich auftretendem Katzenjammer) Sie sich gönnen – oder nicht.