
MORGENSEX MACHT EINFACH SCHÖN...
...weiß Yvonne Adamek:
Wenn die ersten Lichtstrahlen langsam durch den Vorhang ins Schlafzimmer fallen und meine Nase kitzeln, grab ich mein Gesicht gerne noch einmal ganz tief in diese warme Kuhle zwischen der Schulter und dem Kopf meines Freundes. Dann einatmen und einen tiefen Zug von diesem herrlichen Geruch aus Schlaf und etwas frischem Schweiß nehmen. Nein! Das muffelt nicht! Das duftet, und vor allem turnt es mich an. Ich robbe mich dann noch ein bisschen näher, bis ich meine Beine einmal um seine schlingen kann. Die Augen bleiben geschlossen, ein bisschen den sexy Bildern nachhängend, die mir grad noch im Traum so durch den Kopf gehuscht sind. Und jetzt bloß nichts von der im Schlaf gesammelten Energie verschwenden.
Nicht zu hastig sein. Das ist nämlich das Wichtigste beim Morgensex: schön langsam machen. Wenn der Wecker klingelt, drückt man ja auch mindestens dreimal auf die Snooze-Funktion, bis man bereit ist aufzustehen. Morgensex ist so eine Art erweiterte Snooze-Funktion, wo man mit jeder Berührung ein bisschen wacher wird, den Körper langsam auf Touren bringt. Mit dem Aufwacheffekt können keine Dusche und kein Kaffee mithalten. Zumindest zaubert mir beides nicht ansatzweise so rosige Wangen ins Gesicht. Von dem Dauergrinsen, das ich später auf der Fahrt zur Arbeit im Gesicht trage, ganz zu schweigen. Ich genieße es, im Bus zu sitzen und daran zu denken, was ich kurz vorher getrieben habe. Es ist auch ein bisschen Schadenfreude mit dabei, wenn ich in all die ausdruckslosen und vom Schlaf noch ganz zerfurchten Gesichter um mich herum blicke. Sie sind der beste Beweis dafür, dass die 15 oder 20 Minuten Schlaf, auf die ich heute Morgen verzichtet habe, auch nichts bringen.
Frischer als jetzt hätte ich höchstens dann ausgesehen, wenn ich eine Stunde an der Elbe entlang gejoggt wäre. Aber warum sollte ich das tun, wenn ich den gleichen Effekt auch in meinem kuscheligen Bett erreichen kann? Dass man beim Sex auch ordentlich Kalorien verbrennt, ist ja schließlich bekannt. Und laut neuester britischer Studien verbessert Morgensex auch noch die Haut, lässt Haare glänzen und stärkt das Immunsystem mit zusätzlichen Antikörpern. Und jetzt raten Sie mal, wer den ganzen Winter keine einzige Erkältung hatte.
NACHMITTAGS KANN ES ÜBERALL GESCHEHEN...
...sagt Katharina Kütemeyer:
Vielleicht ist unser Job der Schlüssel zu unserem Liebesglück. Mein Freund und ich sind beide Freiberufler. Und es gibt diese Tage, an denen wir gemeinsam zu Hause arbeiten. Naja, so lange eben, bis einer anfängt, den anderen zu berühren, eher nebensächlich zuerst, am Arm oder am Ohrläppchen, und plötzlich ist sie da, die Lust! Ich liebe es, wenn sie sich spontan entwickelt – ob beim Kochen, Fernsehen, Arbeiten. Ich mag es, wenn die Leidenschaft an solchen Nachmittagen in Sekunden von null auf 100 steigt. Und dann derart explodiert, dass unrasierte Stellen und Baumwollunterwäsche nichts und das Miteinander alles ist.
Natürlich weiß ich: Für die meisten Paare sind Liebesakte zu tageswacher Zeit und unter der Woche auf Urlaube beschränkt. Aber wenn man dann die Chance ergreift, schleichen sie sich ins Herz und bleiben da. Und man möchte es immer wieder tun, so gegen 15 Uhr. Selbst am Sonntag, so nachmittags auf der Couch, wenn der eine liest, der andere gerade zappt, die warme Tasse Tee auf dem Tisch – und aus wohligen Kuscheleinheiten langsam mehr und mehr wird. Eine schöne Art der Gemütlichkeit ist das.
Nein, ich würde nur ungern darauf verzichten – wenn das Tageslicht nebenbei für einen Kitzel sorgt, den keine Bettwärme toppen kann. Was ich persönlich jedoch besonders mag: dieser prickelnde Reiz des Ungewöhnlichen. Die Nachbarn könnten etwas mitbekommen, der DHL-Bote oder das Handy könnten klingeln. Wenig ist doch belebender als ein sexuelles Tages-Intermezzo, das Hormonspiegel und Kreislauf in die Höhe treibt. Außerdem kann es am Tag überall geschehen – auf dem Esstisch, Sofa, der Waschmaschine oder Auto-Rückbank. Das sorgt für eine Spannung und Leidenschaft, wie wir sie als Teenager zuletzt erlebt haben. Damals, als die Liebe noch neu war. Aber mit einem Nachmittags-Höhepunkt erhalte ich sie immer noch so frisch wie damals.
FÜR DAS BESTE MUSS ES ABEND WERDEN...
...findet Stefanie Lindenberger:
Ich würde unseren Sex mit einem guten Rotwein vergleichen. Den macht man auch nicht mal so eben morgens vor dem Zähneputzen auf. Für die besten Dinge im Leben muss die Sonne untergehen. Ich liebe es, wenn nur das Sternenlicht seine Gesichtszüge weich zeichnet und meinen Körper ohne Bodylifting und – hex, hex – zehn Jahre jünger zaubert. Ich kuschele lieber unter lauschigen Decken als auf eisigen Kühlerhauben. Ich halte ein Bett für einen sinnlicheren Ort als eine Flugzeugtoilette – okay, hier spricht eine Eisbärin von der Hitze in der Wüste. Aber: Den schönsten Schlaf kriege ich nach einer Gute-Nacht-Nummer. Dann sinkt jede Faser meines Körpers fast hörbar in die Kissen. Dazu schaue ich neben mir in ein lächelndes Gesicht, das die ganze Nacht genau da bleiben wird. Das war in meinem Leben nach dem Sex auch nicht immer so.
Okay, wir sind Eltern. Bei uns fallen bestimmte Sexzeiten ohnehin aus. Sonntags morgens zum Beispiel müsste ich meiner Tochter erst mal eine Heidi-DVD einlegen, damit ich mit meinem Mann überhaupt zehn Minuten allein wäre. Ganz ehrlich, die Auftaktmusik von Gitti und Erika turnt mich ungefähr so ab, als würde heute noch einer Barry White auflegen. Ich glaube heute Abend machen wir mal einen guten Rotwein auf. Einfach so, weil Dienstag ist. Vielleicht tun wir es dann mitten in der Nacht – weil wir beide zufällig zur gleichen Zeit wach werden. Das passiert manchmal. Dann haben wir den allerschönsten Schlaf-Taumel-Sex. Die Stadt schläft, nur wir zwei sind wach. Und niemand spielt Barry White.