Lust statt Frust: So kommt unser Sexleben wieder in Schwung

Lust statt Frust: So kommt unser Sexleben wieder in Schwung

Wenn wir im Bett nur noch Spannendes lesen, aber nicht mehr erleben, sollten wir aus der Routine ausbrechen – mit einem Spiel, in dem passiert, was wir uns wünschen… 

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Paartherapeutin und Kommunikationstrainerin Daniela Bernhardt klärt auf.

Zu selten Sex, schlechter Sex, bis hin zur kompletten Flaute im Schlafzimmer – kaum ein anderes Thema birgt so viel Brisanz und lässt an widersprüchlichen Emotionen selbst die besonnensten Charaktere verzweifeln. Ganze Bücherregale lassen sich mit einschlägigen Ratgebern füllen, die dem Leser die ersehnte Wunderlösung versprechen. Die Libido ist ein sehr komplexes Thema, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab und lässt sich weder erzwingen noch mit Patentrezepten kurieren. Streit, Stress, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und viele weitere Faktoren haben immensen Einfluss auf das Liebesleben. Auch wenn es sich vielleicht so anfühlt: Sie sind dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert und können mehr tun, um den Sex in Ihrer Partnerschaft zu verbessern, als Sie vielleicht glauben. Wenn Sie beide bereit sind, sich darauf einzulassen, können Sie sogar relativ schnell zu Ergebnissen gelangen. Für eine erfüllte Sexualität dürfen Sie Zeit, Aufmerksamkeit und Kreativität investieren und – ja, lachen Sie nur – Durchhaltevermögen zeigen. Auch wenn es unsexy erscheinen mag: Ohne Planung und Kommunikation, ohne Zeit und Geduld und ohne fantasievolle neue Ideen funktioniert es nicht. Im gemeinsamen Alltag entwickeln sich zwischen Beruf, Haushalt und anderen Verpflichtungen mit der Zeit immer mehr Gewohnheiten und Routinen. Die Sexualität kommt in diesem Alltagsgefüge schnell zu kurz, wenn sie nicht aktiv eingeplant wird. Wie war es dagegen am Anfang der Beziehung? Als Sie sehr verliebt waren, haben Sie sich da nicht ab einem gewissen Punkt Ihre nächste Begegnung ausgemalt? Sich schön gemacht, rasiert, parfümiert und sich voller Vorfreude mit Bereitschaft zum Sex getroffen? Das war dann auch nicht wirklich spontan.

Reden ist das A und O

Eine ebenso wichtige Investition wie Berührungen ist Offenheit. Reden Sie miteinander, so oft wie möglich! Am Anfang werden die Gespräche vielleicht noch nicht sofort ins Paradies führen, aber können der Grundstein für erfüllende Begegnungen sein. Immer wieder erlebe ich, dass Partner mit Sexproblemen nicht voneinander wissen, was sie sich so sehnlich wünschen. Ihr Partner kann höchstens vermuten, was Sie brauchen, wenn Sie es ihm nicht sagen. Nicht selten denkt einer von beiden, das gemeinsame Sexleben wäre in Ordnung, während der andere in Wirklichkeit still vor sich hin leidet.

Neues ausprobieren

Eine wichtige Voraussetzung für guten Sex ist neben dem richtigen Hormonmix immer mal wieder der Reiz des Neuen. Und dass beide in der Lage sind, ihre Wünsche zu benennen, zu artikulieren und sich auszuprobieren. Auch in langen Beziehungen existieren zahlreiche Möglichkeiten, immer wieder Neues zu entdecken, den Spielgefährten zu überraschen und gemeinsam (statt allein) auf Erkundungstour zu gehen. Eine amerikanische Autorin hat die Probe aufs Exempel gemacht und mit ihrem Mann ein einzigartiges „Sexperiment“ gewagt. In ihrem Buch „52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück“ beschreiben Betty und Herbert (mehr geben die Autoren von ihren Namen nicht preis), wie sie nach zehn Jahren Ehe ihr eingeschlafenes Sexualleben wieder in Schwung brachten, indem sie sich dazu verpflichteten, einmal pro Woche etwas Neues in Sachen Sex auszuprobieren. Es muss nicht gleich jede Woche sein, aber bringen Sie Überraschungen und Ungewohntes in Ihr Sexleben, denn Alltagstrott und die ewig gleichen Gewohnheiten sind selten sexy. Für alle, bei denen Sex auf der Liste der Prioritäten eine rasante Talfahrt erfahren musste: Holen Sie sich diesen beglückenden Teil Ihres Lebens zurück. Geben Sie Ihrem Liebesleben wieder mehr Raum in Ihrem Terminkalender. Es hat sich bewährt, selbst für guten Sex einen Jour fixe in der Woche (oder wenigstens alle zwei Wochen) einzurichten.

Wünsche äußern

"Wie du wünschst, Meister!“ Kennen Sie diesen Spruch der Bezaubernden Jeannie? In der gleichnamigen Serie aus den 60ern findet ein Astronaut eine verzauberte Flasche mit einer eingesperrten Dschinnie darin. Obwohl er sie in die Freiheit entlässt, bleibt sie bei ihm und verspricht, fortan all seine Wünsche zu erfüllen. Dabei geht einiges schief, weil sie versucht, seine Wünsche zu erahnen, statt seine Bitten zu erfüllen. Beim Sex kann das passieren, wenn Bedürfnisse nicht klar formuliert werden oder der Partner diese erraten soll. Lassen Sie den Geist aus der Flasche! Verabreden Sie ein Date und grenzen Sie die Dauer ein, vielleicht zunächst nur ein oder zwei Stunden. Das Spiel – als solches sollte es betrachtet werden – kann beginnen: Einer ist Dschinnie (oder Dschinn), der andere der Meister (oder die Herrin). Während der gesamten Spielzeit muss der Dschinn den Wünschen seiner Herrin nachkommen. Diese können breit gefächert sein und müssen nicht mit Sex zu tun haben. Die Herrin kann auch ein Schaumbad verlangen, oder Dschinn soll ihr vorlesen, sie bekochen und ein feines Abendessen anrichten; oder aber sinnliche Vergnügen wie Massagen, Kuscheln oder Streicheln – es orientiert sich an den Vorlieben von Meister/Herrin und nicht am Geschmack von Dschinn/Dschinnie. Die Gebieterin darf bestimmen, wie der Abend ihrer Regentschaft abläuft, und teilt dies dem Befehlsempfänger mit. Grenzen sollten zuvor gezogen werden – Dschinns sind keine Sklaven und sollen nicht leiden. Die Begegnung dient auch nicht dazu, dem Dschinn zu gefallen, er soll allein die Anweisungen genauestens ausführen. Die Gebieterin hat ihrerseits die Aufgabe, sich zu überlegen, was ihr gefällt, genaue Hinweise zu erteilen und im Bedarfsfall diese zu präzisieren: „Nein, da nicht, lieber da, nein, ein wenig fester, jetzt lieber da, o ja, so ist es angenehm…“ Es darf experimentiert, ausprobiert und gelacht werden. Bei Ihrem nächsten Treffen tauschen Sie die Rollen. Wer beim letzten Mal Dschinn war, ist nun an der Macht.

Buch-Tipp: Mehr Erkenntnisse aus Paartherapien und Burnout Coaching in Daniela Bernhardts neuem Ratgeber: „Raus aus dem BeziehungsBurnout“ Ariston, 208S., 17 Euro

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