
Petra.de: Theresa, für wen bist du schon alles gelaufen?
Theresa: Oh, die Liste ist lang (lacht). Auf der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin war ich beispielsweise für Escada, Boss Orange und Lala Berlin im Einsatz. Internationale Kunden sind unter anderem Fendi, Emporio Armani, Libertine... Vor zwei Jahren hat mich sogar Vivienne Westwood gebucht.
Wie hat man sich das vorzustellen, wenn man als Model für eine Fashion Week eingekauft wird? Kriegst du die Termine kurzfristig rein oder weißt du schon Wochen vorher, wann du wohin musst?
Das Ganze funktioniert sehr spontan. Wenn die Castings beginnen, kriegt man zunächst abends sein Schedule mit den Terminen für den nächsten Tag von seiner Agentur. Am Casting-Tag selber kommen immer wieder neue Castings rein, deswegen ist es wichtig, dauernd ein Handy dabeizuhaben. Mit aufgeladenem Akku! Irgendwann kommen zu den Castings dann auch die Fittings, also die Anproben, dazu. Von einigen erfährt man abends, manche bekommt man einfach zwischendurch, so dass man seinen Zeitplan immer wieder komplett umstrukturieren muss.

Klingt ganz schön aufregend...
Oft schafft man durch das Umgeplane auch nicht alle Castings, da dort natürlich auch noch andere Mädchen warten und die Wege teilweise sehr weit sind von Location zu Location. Die Buchungen kommen normalweise dann auch im Lauf der Casting-Woche. Es kann aber genauso gut passieren, dass man noch immer zu Castings und Fittings rennt, während die Fashion Week schon im Gange ist und man bereits Shows zu absolvieren hat.
Und wie ist die Stimmung hinter den Kulissen bei so einer Modewoche?
Es ist eine Mischung aus: Hektik, Freude, Spannung und auch ganz relaxten Phasen, wo die Models sich ausruhen, ein Buch lesen, Kaffee trinken und warten, bis es los geht. Kurz vor der Show ist immer Stress angesagt. Aber das mag ich besonders gerne. Dieses Kribbeln im Bauch, wenn wir alle darauf warten, dass es endlich losgeht...
Man hat ja schon gehört, dass Models backstage kaum etwas zu essen kriegen. Stimmt das eigentlich?
Als ich 2009 das erste Mal auf der Mercedes-Benz Fashion Week war, hatten eigentlich alle Designer tolle Buffets für die Models und Helfer bereitgestellt - mittlerweile hat sich das sehr stark reduziert! Kaffee, Kakao, Wasser ist immer vorhanden, aber etwas zu essen sollte man sich besser selber mitbringen.
Und wie sieht es mit dem Thema „Diäten“ aus? Wirst du regelmäßig von deiner Agentur gewogen oder vermessen?
Meine Mutter hat mir sehr gute Gene für diesen Job vererbt, von daher muss ich keine Diät halten. Gewogen wurde ich noch nie. Aber was sagt das Gewicht auch über die Maße aus? Während einer Fashion Week kommt es allerdings öfter vor, dass die Designer die Maße nehmen. Sie müssen schließlich sicherstellen, dass ihre Entwürfe passen.
Hast du unter den Models Freundinnen, die du regelmäßig auf Schauen triffst?
Berlin, New York, Paris – wir sind ein internationaler Freundeskreis!
Wie sieht es mit den Aftershow-Partys aus? Gehst du hin?
Ich bin so gut wie nie auf diesen Feiern, da ich einfach keine Zeit habe. An Tagen, wo ich beispielsweise fünf Shows habe, bin ich froh, wenn ich Zuhause bin und noch ein paar Stunden Schlaf bekomme.

Verständlich. Dennoch träumen ja viele junge Frauen davon, Model zu werden. Was würdest du ihnen raten, wenn sie ins Geschäft einsteigen wollen? Es ist wichtig, dass junge Mädchen ihre Eltern hinter sich haben. Gerade am Anfang sollte jemand aus der Familie ganz genau schauen, was zum Beispiel in den Verträgen steht. Ebenso sollten sie sich nicht verbiegen für diesen Job. Man sollte auf keinen Fall seine Unabhängigkeit verlieren. Darum ist es meiner Meinung nach auch so wichtig, die Schule zu beenden.
Casting-Shows wie „Germany’s Next Topmodel“ sind dann eher kontraproduktiv, oder?
Total! GNTM ist reines Entertainment. Die Show repräsentiert nicht das Leben eines Models, so wie ich es kenne. Keiner fordert von mir seltsame Mutproben, dass ich im Bikini über einen roten Teppich gehen muss, um einen Job zu kriegen. Außerdem kann man seiner Agentur immer sagen: Unterwasser- oder Wäscheshootings möchte ich nicht machen. Dann wird man dafür auch gar nicht erst angeboten und das ist vollkommen okay.
Stichwort: Zukunftsplanung. Man kann ja nicht ewig modeln...
Stimmt. Ich habe mehrere Jahre hauptberuflich als Model gearbeitet und bin viel in der Welt herumgekommen. Seit etwa anderthalb Jahren wohne ich nun in Hamburg, da ich angefangen habe, Psychologie zu studieren. Im kommenden Sommer werde ich allerdings ein Urlaubssemester nehmen, um zurück nach New York City zu gehen. Langfristig will ich aber natürlich im psychologischen Bereich arbeiten. Mich interessiert einfach, warum der Mensch so tickt, wie er tickt.
Das Interview führte Anika Schulz.