
Fakt ist: Wie so vieles, das nicht Mainstream ist, hat auch die nachhaltige Mode mit einigen negativ behafteten Vorurteilen zu kämpfen. Den "Öko"-Stempel haben die Brands, die sich damit beschäftigen, bereits aufgedrückt bekommen. Und hierbei spreche ich nicht von einem namhaften Nachhaltigkeitssiegel, sondern von der Art und Weise, wie ein Großteil der Gesellschaft "Green Fashion" meiner Meinung nach wahrnimmt: und zwar nicht sehr sexy.
Zusätzlich hat die grüne Mode mit dem Vorurteil zu kämpfen, überteuert zu sein! Denn Wolle von glücklichen Schafen und fair bezahlten Bauern oder Stoffe, die in Portugal und Italien hergestellt werden und nicht in Bangladesch, haben ihren Preis, den sich nicht jeder leisten kann oder will ... inklusive mir. Zu sehr verwöhnt sind wir von den niedrigen Zahlen auf den Etiketten der Kleidungsstücke von Primark, H&M und anderen Fast-Fashion-Häusern. Obwohl auch hier und da die genannten Modekonzerne mit nachhaltigen Kollektionen und Recycling werben. Aber handelt es sich dabei um "Green Washing"? Mir schwirrt der Kopf! Und genau darin liegt das Problem.
Nachhaltigkeit ist ein zu komplexes Thema und das Wort an sich – nun ja – bedeutet gefühlt alles und nichts. Sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, ist somit der komfortable Weg, aber ist es auch der richtige?
Schließlich ist es einfach zu behaupten, nachhaltige Mode sei zu teuer, zu öko und zu unsexy. Also habe ich mir in den Kopf gesetzt, meine eigene Denkweise zu "challengen".
Wenn zweite Wahl zur ersten wird
Schritt 1: Fangen wir an mit dem, was ich am besten kann: Shoppen! Denn wer hat behauptet, dass die Challange nicht Spaß machen sollte? Beim Scrollen durch Social Media bin ich nämlich auf einen riesigen Trend (vor allem unter der Gen Z-Generation) aufmerksam geworden: Vintage-Klamotten! Ein bahnbrechender Fund ist das Ganze natürlich nicht, Second-Hand-Shopping ist weit verbreitet, doch manchmal gerät der nachhaltige Ansatz, der ganz nebenbei mitschwingt, in Vergessenheit. Denn was gibt es nachhaltigeres, als in Klamotten zu investieren, die es bereits gibt und nicht erst industriell hergestellt werden und eine lange Lieferkette durchlaufen müssen. Die Lebenszyklen verschiedener Kleidungsstücke werden somit verlängert und wir können mit den einzigartigen Pieces unseren Looks eine individuelle Note verleihen. Win-win!
Perspektivenwechsel: Was ist, wenn nachhaltige Mode doch sexy ist?
Schritt 2: Ich frage mich, müssen mich alle nachhaltigen Kleidungsstücke an Kamillentee und kratzige, selbst gestrickte Wollsocken erinnern (no offense) oder kann Green Fashion sexy sein? Das beste Beispiel und Vorreiter in diesem Gebiet ist die Marke Birkenstock. Wer hätte gedacht, dass die einstigen Öko-Latschen zum gehypten Fashion-Piece werden. Die Denkweise ist also ein wenig veraltet – das gebe ich zu – und schon längst keine Ausrede mehr! Diese drei Marken haben mich davon überzeugt:
- Zakeia:Diese Brand benutzt Haute-Couture-Stoffreste von Luxus-Marken wie Hermès und fertigt daraus einzigartige Mode und individuelle Pieces. Mit diesem Zero-Waist-Ansatz trägt die Marke dazu bei, dass weniger Textilabfall entsteht. Dazu kann ich nur sagen: "one man's trash is another man's treasure".
- Lotta Ludwigson:Dieses Label wirkt "Fast- und Ultra-Fast Fashion" entgegen und entwirft zeitlose Mode, die an keinen Trend gebunden ist und trotzdem modern aussieht. Der Fokus liegt bei der Marke auf Businesskleidung und diese ist zwar nicht gerade günstig, jedoch sollte man hierbei an den sogenannten "cost per wear" (Kosten pro Tragen) denken. Bedeutet: Langlebige Mode, die ich über Jahre hinweg trage, ist günstiger als ein vergleichsweise billiges Teil, das ich nur zweimal anziehe. Ein Hoch auf "Girl Math"!
- We Dress Collective:Sich einfach mal den Kleiderschrank teilen? Geht bei diesem Konzept, bei dem du Kleidungsstücke für einen oder mehrere Tage mieten kannst. Das ist besonders dann praktisch, wenn ein wichtiges Event wie eine Hochzeit ansteht und du nicht für diesen einmaligen Anlass einen komplett neuen Look shoppen möchtest.
Neugierde ist der beste Kompass im Nachhaltigkeits-Dschungel
Schritt 3: Wichtig ist mir persönlich, mich vom Perfektionismus zu lösen. Ich muss keine Nachhaltigkeits-Heldin werden und à la Greta die Welt retten. Genauso wenig möchte ich auf die Finger geklopft bekommen, wenn ich mir bei Zara ein Trend-Teil shoppe, das nicht den Ansprüchen einer grünen Gesellschaft gerecht wird. Natürlich: Vor dem Thema sollte ich nicht die Augen verschließen und müde belächeln kann ich es bei dem Ernst der Lage ebenfalls nicht. Doch: Jeder ist auf seinem individuellen Weg und wichtig ist, dass – wie bei so vielen Dingen im Leben – der Spaß und die Neugierde an der Sache nicht verloren gehen. Denn zu erzählen, dass sein kuscheliger Schal, der aussieht wie vom Designer, eigentlich aus alten Plastikflaschen besteht, die aus dem Meer gefischt wurden, ist schon ziemlich cool, oder?
