
Frau Hill, Sie haben bei einem PETRA-Modeshooting so leidenschaftlich den Boden geschrubbt. Putzen Sie gerne?
Martina Hill: Ich bin Sternzeichen Krebs, also ziemlich häuslich. Ich mag es, wenn um mich herum alles kuschelig und ordentlich ist. Auf der anderen Seite neige ich auch des Öfteren zum Chaos. Entweder ist alles akkurat und geputzt – oder es herrscht absolutes Chaos. Aber wenn ich erst mal loslege, ist kein Winkel mehr sicher vor mir. Ich habe auch als Reinigungskraft im Hotel gearbeitet, allerdings nur ein halbes Jahr.
Hand aufs Herz, waren Sie korrekt oder eher schlampig?
Nee! Ich war sehr gewissenhaft und gründlich. Noch heute sehe ich so ein Hotelzimmer mit ganz anderen Augen. Deswegen sortiere ich immer die Handtücher und versuche, alles ordentlich zu hinterlassen. Ich hatte aber auch jede Menge andere Jobs, im Callcenter, bei der Meinungsforschung, habe gekellnert, war Buchhalterin …
Und Türsteherin!
Ja, in einem Club in Berlin. Da habe ich zwei Jahre nachts an der Tür gestanden, Gäste begrüßt, Eintritt genommen.
Auch mal Leute nach Hause geschickt?
Ja, klar, allerdings selten, da das Publikum dort sehr angenehm ist. Aber Besucher in Jogginghose oder mit zu viel Promille habe ich natürlich abgewiesen. Wenn man das charmant verpackt, gehen sie auch ohne zu murren. Für Notfälle gab es aber eine muskelbepackte Kampfmaschine – ich musste also nie in den Nahkampf.
Was haben Sie aus Ihren vielen Jobs mitgenommen?
Man guckt hinter die Kulissen. Das prägt. Außerdem wusste ich ewig nicht, wo für mich die Reise hingeht. Da war Rumjobben im Nachhinein betrachtet sehr hilfreich.
Es scheint, als wären Sie in Ihre Karriere so reingestolpert … Ich habe erst mit Mitte 20 entschieden, den Beruf Schauspielerin zu erlernen. Das war vorher nicht auf der Liste von Dingen, die mich interessiert haben.
Jetzt sind Sie eine der lustigsten Frauen Deutschlands. Träumen Sie trotzdem manchmal von ganz anderen, ernsthaften Rollen?
Martina Hill: Ehrlich gesagt denke ich gar nicht so sehr darüber nach. Natürlich kann ich mir vorstellen, auch ernste Rollen zu spielen. Mir ist nur wichtig, dass ich mich dabei wohlfühle. Und im Moment fühlt sich „Switch reloaded“ und auch die „heute-show“ genau richtig an – da ist alles möglich. Für die Zukunft vertraue ich einfach darauf, dass das Richtige kommt. Je weniger ich plane, desto offener bleibe ich.
Sie beschreiben sich selber als harmoniesüchtig – und trotzdem hauen Sie die Promis in die Pfanne.
Nein, so würde ich das nicht formulieren. Ich nehme die Promis unter die Lupe, und das, was ich sehe, karikiere und überspitze ich. Da steckt viel Vorarbeit und dadurch auch viel Liebe drin. Ich glaube, dass ein Prominenter das spürt – und darum ist das Feedback auch so positiv.
Wie werden Sie so einen Promi wieder los, nachdem Sie ihn sich „antrainiert“ haben?
Ich habe das Gefühl, dass alle Figuren ein Stück weit an mir haften bleiben. Ab und zu rutschen dann so ein paar untypische Töne raus. Als Letztes habe ich an Frau Katzenberger gearbeitet und erwische mich immer noch dabei, dass ich in diesen Pfälzer Singsang falle.
Sie haben ja beim letzten Comedy-Preis eine tolle Katzenberger-Choreografie hingelegt …
Meine Tanz-Performance habe ich abends in der Küche entworfen. Die Idee dazu kam mir ganz spontan. Leider hatten wir nur wenig Zeit zum Proben – der Auftritt hat mich viele Nerven gekostet. Die Bühne war so glatt. Dazu meine wackeligen Knie auf den hohen Schuhen. Ich weiß nur noch, wie mir Dieter Nuhr kurz vor dem Auftritt „Viel Spaß!“ zurief. Und ich dachte: Spaß? Hauptsache, ich rutsche nicht aus. Als die Musik dann einsetzte, hat es tatsächlich Spaß gemacht. Man legt einfach los und verliert sich ein bisschen.
War das PETRA-Shooting eigentlich Ihr Debüt als Model?
Na ja, als ich 18 war, hat mich mein Vater mal bei so einem Modelwettbewerb angemeldet. Ich war groß, schlank und hatte als einzige Teilnehmerin so einen dunkelbraunen Mireille-Mathieu-Bobschnitt, sah also eher ungewöhnlich aus. Und so bin ich in einer Modelagentur gelandet und hatte meine ersten Shootings. Aber ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht meine Welt. Heute sehe ich die Sache mit anderen Augen, das PETRA-Shooting war für mich einfach purer Fun. Früher musste ich ständig Diät halten und täglich sechs Liter Wasser trinken: Wer schafft denn das?
Wer weiß, hätten Sie mehr Wasser getrunken, wären Sie heute so erfolgreich wie Heidi Klum …
(lacht) Nee, niemals!
Sie haben Heidi Klum mal bei „Wetten, dass..“ kennengelernt. Ich habe gelesen, dass kurz vorher Vater Klum an die Garderobentür geklopft hat. Gab’s da ein paar hinter die Ohren?
Martina Hill: Ach was, Herr Klum wollte sich nur vorstellen, bevor die Sendung losgeht. Er wusste ja nicht, ob ich jemand bin, der womöglich seine Tochter in einer Livesendung bloßstellen will. Das hatte ich ja überhaupt nicht vor. Ich hab ihn gleich mit meiner Quietschestimme begrüßt: ,Hallo, Papa!‘ Und da war das Eis auch schon gebrochen.
Heidi hat über Ihre Parodie ja gelacht, auch wenn es etwas gezwungen wirkte. Also war die Begegnung okay?
Auf jeden Fall! Wir haben uns mit Küsschen begrüßt und sind beide auf unseren hohen Stöckelschuhen nicht umgekippt. Alles gut!
Stimmt es, dass Sie mal zehn Jahre lang Vegetarierin waren und dann einen Fleischkoller bekommen haben?
Ich war sogar 13 Jahre lang Vegetarierin. Und dann kam dieser Tag im Mai, und es wurde gegrillt, und ich saß da wieder mit meiner Paprika und meinem Schafskäse, und die anderen haben sich die frischen Würstchen auf den Teller gelegt. Da bin ich dann schwach geworden. Und von da an musste ich jeden Tag Fleisch essen. Jetzt hat es sich eingependelt, sodass ich mich wieder als Vegetarierin bezeichne, aber wenn ich total Lust darauf habe, esse ich auch mal eine Wurst.
Aha, dann sind Sie also ein sogenannter „Flexitarier“ …
Eher ein „Inkonsequentarier“. Mir geht es um gerechte Tierhaltung und die Einstellung zum Leben. Wenn ich Fleisch esse, dann versuche ich es ganz bewusst zu tun, und mit Dankbarkeit.
Sie wirken so unglaublich nett und natürlich. Wo verstecken Sie den ganzen Wahnsinn?
Danke für das Kompliment. Ab und an bin ich eher ein schüchterner Mensch. Ich kann nicht immer auf Knopfdruck lustig sein. Der Wahnsinn kommt vor allem raus, wenn ich mich wohlfühle und entspannt bin. Das ist vielleicht diese kindliche Ader, die jeder von uns hat. Und einen an der Klatsche haben wir doch alle, oder?