
Das Telefon klingelt nicht. Ich schaue schon seit zwei Stunden auf die Smartphone-Uhr,
die minütlich den diffusen Mix aus Sehnsucht, Verlustangst, Ungeduld und Eifersucht steigert. SMS bleiben trotz Kuschel-Emojis unbeantwortet. Bei WhatsApp sehe ich, dass er mein Foto nicht geöffnet hat. Skype auch tot. Nach 13-mal Läuten stottert die PC-generierte Stimme der Mobilbox. 534,26 km Luftlinie trennen uns: Hamburg, Stuttgart. Flüge teuer. Zug? Nervig, lang. Auto? Stau, noch länger. Jegliche Spontaneität ist da so gut wie ausgeschlossen. Aber hatten wir uns nicht versprochen, dass wir uns immer erreichen können, wenn es sein muss? Und jetzt muss es sein. Warum? Weil ich es will.

Fernbeziehungen in Deutschland
Das Telefon klingelt nicht. Ich schaue schon seit zwei Stunden auf die Smartphone-Uhr,die minütlich den diffusen Mix aus Sehnsucht, Verlustangst, Ungeduld und Eifersucht steigert. SMS bleiben trotz Kuschel-Emojis unbeantwortet. Bei WhatsApp sehe ich, dass er mein Foto nicht geöffnet hat. Skype auch tot. Nach 13-mal Läuten stottert die PC-generierte Stimme der Mobilbox. 534,26 km Luftlinie trennen uns: Hamburg, Stuttgart. Flüge teuer. Zug? Nervig, lang. Auto? Stau, noch länger. Jegliche Spontaneität ist da so gut wie ausgeschlossen. Aber hatten wir uns nicht versprochen, dass wir uns immer erreichen können, wenn es sein muss? Und jetzt muss es sein. Warum? Weil ich es will.
Tipp 1 für de Fernbeziehung: kleine Aufmerksamkeiten schenken
Wir haben uns Kalendersprüche geschenkt, die uns in ihrer simplen Aussage doch Kraft gegeben haben: Lieber nah in der Ferne – als fern in der Nähe oder Nicht die Ferne ist das Entscheidende – sondern unsere Beziehung, die wächst. Und dabei alles genutzt, was 2017 technisch möglich ist. Kleiner Tipp: Intimer mit dem Smartphone Video-Telefonieren als mit Facetime geht fast nicht. Aber mein großer Tipp ist analog: Das, was das eigene Herz am höchsten während der getrennten Zeit hüpfen lässt, ist ein handgeschriebener Brief, den man unverhofft aus dem Postkasten holt. Tinte auf Papier. „Ich umarme Dich, ich drücke Dich, ich liebe Dich. Ich habe Lust auf Dich!“. Seine krakelige Schrift. Irgendwie berührt mich das ganz tief. Und so haben wir daraus ein Ritual gemacht. Manchmal stecke ich schon am Wochenende, während er da ist, einen Brief von mir ein. Es wirkt, beinah therapeutisch. So ist zwischen uns eine zweite Kommunikationsebene entstanden. Denn unsere Schreibsprache ist anders: schöner. Lyrischer. Erotischer.
Gehen Fernbeziehungspaare häufiger fremd?
Inzwischen tigere ich durch die Wohnung. Durchs Fenster gegenüber kann ich sehen, wie eine junge Familie am Esstisch sitzt. Zusammen. Fröhlich. In diesem Moment muss ich mir selber Mut machen. Ich will jetzt nicht ohne ihn sein und komme mir gerade vor wie ein Single – ohne einer zu sein. US-Psychologe Dr. Gregory T. Guldner, Autor von „Long Distance Relationships“ hat in einer Langfriststudie 200 unverheiratete Paare, im Schnitt 500 km getrennt, mit Nah-Beziehungen verglichen. Überraschendes Ergebnis: Die Beziehungsmuster unterschieden sich kaum, bis auf einen Aspekt: „Fernbeziehungspaare machen sich viel mehr Sorgen über Affären des anderen als solche, die geografsch nah beieinander wohnen“. Dabei kann die Statistik hier keinen Beleg bieten, denn US-Studien beweisen, dass Affären in Distanz-Beziehungen nicht öfter vorkommen. Man glaubt es einfach nur, weil man sich einbildet, die echte Kontrolle über den anderen zu haben, nur weil er nachts neben einem schlummert.

Lösungen für die Fernbeziehung
Sein Handy ist aus. Jetzt springt die Mailbox sofort an ... Irgendwie ist diese Art einer Beziehung brutal. Man kann die Bilanz beziffern. Jeden Monat: „Reise-Spesen“, Telefon, Wartezeiten, Porto, Geschenke. Was investiert man, was gibt es zurück? Hier setzt Paartherapeut Wendl an: „Jedes Paar braucht mittelfristig einen gemeinsamen Lebensentwurf“. Das bedeutet: Zusammenziehen muss immer ein erreichbares Ziel sein. Auch der Mainzer Soziologie-Professor Norbert F. Schneider geht nicht davon aus, „dass eine Fernbeziehung über Jahre hält – es sei denn, es ist beiden klar, dass es sich um ein Übergangsphänomen handelt“. Dabei ist die Trennungsquote von 40 Prozent genauso hoch wie bei allen Paaren sonst auch. Dann sollten wir uns aber nicht mit gegenseitigen Erwartungen überfordern. Das fängt bereits beim nächsten gemeinsamen Wochenende an. Oder etwa jetzt? Nur weil ich gerade will und ich ihn nicht erreiche. Wäre das Gefühl nicht genauso, wenn wir bereits zusammenwohnen würden? Eigenartig. Der Gedanke beruhigt mich. Wendl spricht vom Weihnachtseffekt, den man vom familiären Wiedersehen an Heiligabend kennt. „Das Verarbeiten der getrennten Zeit dauert in etwa so lange, wie die Trennung gedauert hat“. Auch hier helfen wieder Rituale. „Denn“, sagt Wendl, „Singlezeiten wechseln sich mit Zeiten intensiver Verbundenheit ab“, um gleich seine „zehn Gebote für die Liebe auf Distanz“ zu schnüren.
Die zehn Gebote für die Fernbeziehung
- Gemeinsam Probleme lösen lernen.
- Schaffen Sie ein Wir-Gefühl durch Rituale.
- Planen Sie Zeit-Inseln für Spontanität und Nichtstun.
- Zeigen Sie sich, dass Sie auch getrennt „ein Team“ sind.
- Keine Angst vor Konflikten beim Wiedersehen und Abschied.
- Achten Sie auf sich selbst.
- Sehen Sie das Positive dieser Partnerschaftsform (Zeit für Hobbys).
- Verschonen Sie Ihren Partner nicht mit Ängsten oder Unerfreulichem.
- Vertrauen ist unerlässlich.
- Die gemeinsame Perspektive (Familie, Ort, Job), dass aus fern ein „nah“ wird. Amen!