Familie und Karriere unter einen Hut bekommen – wie es gelingen kann

Moderne Eltern möchten oft beides: Einem Beruf nachgehen und dennoch für die Kinder da sein. Das gelingt vielen Paaren besser, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Um Familie und Job in den eigenen vier Wänden miteinander zu vereinbaren, sollten aber ein paar Vorkehrungen getroffen werden.

Frau vorm Laptop© Pexels/Andrea Piacquadio
So gelingt es.

Care-Arbeit ist auch Arbeit

Unter Care-Arbeit versteht man alle Tätigkeiten, die sich um die Betreuung des Kindes drehen. Dabei geht es nicht um die reine Beaufsichtigung, sondern auch um die Unterstützung bei der Körperpflege und beim Anziehen. Kombiniert mit den Aufgaben im Haushalt lässt sich eine berufliche Karriere nur schwer weiterverfolgen. Da die Care-Arbeit in Deutschland nach wie vor hauptsächlich von Frauen übernommen wird, sind sie auch diejenigen, deren Karriere auf der Strecke bleibt. Das zeigt sich auch gut, wenn man einen Blick in die Zahlen der erwerbstätigen Eltern mit minderjährigen Kindern wirft. Denn darunter sind deutlich weniger Frauen als Männer.

Erwerbstätigenquote
Glücklicherweise gibt es heute neue Arbeitsmodelle wie zum Beispiel die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

Welche Vorteile bietet die Arbeit im Homeoffice?

Die Corona-Pandemie und die damit verbundene vorübergehende Homeoffice-Pflicht hat den Stein ins Rollen gebracht: Immer mehr Arbeitgeber ermöglichen ihren Angestellten die Arbeit im Homeoffice. Für Eltern ist das ein echtes Glück. Denn auch wenn einige von ihnen eher schlechte Erinnerungen an die Lockdowns haben, können sie langfristig vom Homeoffice profitieren. Wenn die Kinder nämlich normal in die Kita und in die Schule gehen, wird die Doppelbelastung deutlich reduziert. Nur nachmittags sind die Kleinen dann im Haus. Zumindest vormittags kann also konzentriert und ohne Unterbrechungen durch die Kinder gearbeitet werden.

Wenn beide Partner von zu Hause aus arbeiten, profitieren sie von mehr Freizeit. Denn lange Wege zur Arbeit entfallen. Dementsprechend können sich beide absprechen und die Care-Arbeit fairer untereinander verteilen. Doch auch wenn sich ein Paar dazu entscheidet, dass nur einer von beiden für den Verdienst des Lebensunterhaltes zuständig ist, kann es vom Homeoffice profitieren. Denn dadurch ist der arbeitende Partner im Alltag der Kinder präsenter.  

Frühzeitig Regeln festlegen

Damit effizientes Arbeiten im Homeoffice funktionieren kann, müssen zunächst Regeln festgelegt werden. Diese gelten sowohl für die Eltern als auch für die Kinder, sofern diese bereits in der Lage sind, sie zu verstehen.

Zum Beispiel kann vorab besprochen werden, in welchen Situationen das Kind bei der Arbeit stören darf. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn es Hilfe von einem Erwachsenen braucht, weil es sich verletzt hat. Außerdem sollte es vorher an der Tür klopfen, damit Mama oder Papa nicht in einem Videocall oder bei einer anderen wichtigen Sache überrascht werden. Welche Regeln für den jeweiligen Berufsalltag von Interesse sind, legen die Eltern selbst fest. Sie müssen auch nicht in Stein gemeißelt sein, sondern können durchaus später geändert werden. Nach einer Weile stellt die Familie schnell fest, was gut funktioniert und was nicht.

Wenn die Kinder schon lesen können, besteht auch die Möglichkeit, die Regeln zu verschriftlichen und sie in einem Gemeinschaftsraum aufzuhängen. Dort kann auch ein Wochenplan platziert werden, auf dem zum Beispiel die Pausenzeiten festgehalten werden. So wissen die Kinder genau, wann ihre Eltern Mittagspause machen oder Feierabend haben und können sich darauf freuen.

Separaten Arbeitsplatz einrichten

Bei der Arbeit im Homeoffice stellt die Trennung von Beruf und Privatleben eine große Herausforderung dar. Damit die Arbeit nach Feierabend keine Rolle mehr spielt, sollte ein separater Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. Dieser befindet sich im besten Fall in einem eigenen Raum. Das macht es auch für die Kinder leichter zu akzeptieren, dass Mama oder Papa gerade arbeiten, als wenn sie am Esszimmertisch zwischen einem Wäschekorb und einer Obstschale sitzen.

Für eine angemessene Kinderbetreuung sorgen

Wenn die Kinder noch sehr klein sind, können sie auch im Homeoffice nicht unbeaufsichtigt sein. Die Eltern haben aber keine Zeit, durchgängig nach dem Nachwuchs zu schauen. Sie müssen nämlich ihre Arbeit erledigen. Deswegen sollte vor allem für Kleinkinder dennoch eine Kinderbetreuung organisiert werden. Vielleicht bieten sich ja die Großeltern an. Vom Arbeiten aus den eigenen vier Wänden profitieren Eltern mit jungen Kindern trotzdem. In der Mittagspause können sie das Kind selbst von der Kita oder der Schule abholen und abends sind sie aufgrund des fehlenden Weges von der Arbeit schneller wieder für den Nachwuchs da. Die Kinderbetreuung ist also meist nur für ein paar Stunden notwendig.  

Moderne Jobmodelle für berufstätige Kinder mit kleinen Eltern

Das reine Homeoffice ist nicht die einzige Lösung, die Eltern wählen können. Je nachdem, was der Arbeitgeber anbietet oder wieweit er auf seine Angestellten zugeht, gibt es noch weitere Optionen. Einige davon lassen sich natürlich auch mit dem Homeoffice kombinieren:

  • Teilweise aus dem Homeoffice arbeiten: Viele Angestellte verbringen zum Beispiel zwei Tage im Büro und arbeiten drei Tage von zu Hause aus.
  • Die Vier-Tage-Woche: Wenn beide Partner nur vier Tage pro Woche arbeiten, ihren freien Tag aber jeweils an einem anderen Wochentag haben, bleiben nur noch drei Werktage, an denen für eine Kinderbetreuung zusätzlich zur Kita oder zur Schule gesorgt werden muss.
  • Variable Teilzeit: Im Gegensatz zur normalen Teilzeitstelle kann sich der Angestellte aussuchen, wann er seine Wochenstunden abarbeitet. Für Eltern ist dieses Modell ideal. An besonders stressigen Tagen können Sie sich mehr Zeit für die Kinder nehmen. An einem ruhigen Vormittag können Sie jedoch direkt mehrere Stunden abarbeiten.
  • Gleitzeiten: Wenn Mama oder Papa einmal etwas später auf der Arbeit erscheinen, weil das Kindergartenkind am frühen Morgen einen Trotzanfall hatte, ist das bei diesem Arbeitsmodell kein Problem, solange die verlorene Arbeitszeit abends nachgeholt wird. Gleitzeiten sind nicht optimal, geben aber mehr Raum für Flexibilität. 

Homeoffice als Arbeitsplatz einrichten: Darauf müssen Arbeitgeber achten

Der anhaltende Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen zu schaffen. Deswegen ist es wichtig, dass sie entsprechende Jobmodelle, wie oben vorgestellt, einführen. Mit diesen werden die Firmen für den Arbeitnehmer attraktiver. Damit die Telearbeit auch arbeitgeberseitig reibungslos funktioniert, sollten folgende Punkte beachtet werden:

Der Arbeitgeber ist für die Ausstattung des Arbeitsplatzes im Homeoffice zuständig.

Die Bereitstellung der notwendigen Hard- und Software erfolgt ebenfalls durch den Arbeitgeber. Gegenebenfalls sind Einweisungen notwendig, um den Mitarbeitern zum Beispiel die Verbindung über ein VPN-Netzwerk oder den Umgang mit der Videotelefonie zu vermitteln.

Ferner ist der Arbeitgeber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Mitarbeiter auch im Homeoffice die Anforderungen an den Datenschutz erfüllt.

Die Erfassung der Arbeitszeit ist Pflicht. Das kann auf Vertrauensbasis über Aufzeichnungen des Arbeitnehmers oder per digitaler Arbeitszeiterfassung geschehen.