So werden Sie die Beste im Job!

So werden Sie die Beste im Job!

Jede ist ersetzbar? Sie nicht! Mit den zehn Strategien des Job-Experten Jürgen Hesse erreichen Sie, dass die Chefs Ihre Leistung wirklich zu würdigen wissen

Frau mit Anzug© Chris Müller/beyond/Corbis

Sie machen einen tollen Job, meckern nicht, falls Sie länger bleiben müssen, erledigen den Kram der Kollegin, wenn die Liebeskummer hat, und beeindrucken durch Ihr Know- how viele Kunden, die ganz bezuckert von Ihnen sind. Aber kriegt Ihr Boss das auch mit? Zugegeben: Es käme nicht gut an, ihm wöchentlich Ihre Verdienste per Power-Point-Präsentation vorzuführen. Aber Sie können Sie ihm auch anders klarmachen, dass er ein Glückspilz ist, weil Sie für seine Firma arbeiten.
Gelegenheiten ergeben sich täglich – in Krisenzeiten, in denen Ihr Improvisationstalent gefragt ist, genauso wie in einer Flaute: Dann können Sie Dinge anleiern, zu denen sonst die Zeit fehlt. Bringen Sie sich auf jeden Fall vielseitig ein – sonst macht es eine Kollegin.
Wie sieht das konkret aus? Darüber sprachen wir mit dem Diplom-Psychologen Jürgen Hesse, der in Berlin eines der größten deutschen Karriereberatungsunternehmen leitet. Mit seinem Kollegen Hans Christian Schrader hat er viele Jobratgeber verfasst. Mehr Infos im Netz unter www.berufsstrategie.de.

Wenn mal alles schief läuft, improvisieren Sie (nicht nur im Job). Schlimmer kann es doch eh nicht mehr werden...

Jede kennt diese Situationen: Sie stehen seit Ewigkeiten an der Supermarktkasse und sind endlich dran – da ist die Bonrolle leer. Sie waschen sich einmal nicht die Haare, schon klingelt der neue, attraktive Nachbar. Im Job sieht die Sache meist so aus: Sie haben wunderbare Handouts für die Konferenz erarbeitet, aber der blöde Drucker rückt sie einfach nicht raus. Ihnen bleiben noch genau fünf Minuten.
Was der Profi rät: Zeigen Sie, dass Sie improvisieren können. Gelingt es Ihnen, die Situation nach außen gelassen zu meistern, wird Ihr Chef begeistert reagieren – erst recht, wenn er selbst nicht die stärksten Nerven hat.
Was Sie jetzt tun: Den Techniker erreichen Sie eh nicht mehr. Schreiben Sie die wichtigsten Infos vom Bildschirm ab, sodass Sie die bei der Besprechung vor Augen haben. Allen Beteiligten mailen Sie im Anschluss das Handout.

Suchen Sie sich nette Kollegen auf die Sie zählen können (und helfen Sie den anderen)

Für den Termin mit dem wichtigen Kunden stehen Sie jederzeit parat – außer morgen Abend! Ihr Date wollen Sie nämlich nicht platzen lassen. Aber Ihrem Chef können Sie mit so einer privaten Ausrede nicht kommen.
Was der Profi rät: Nicht nur hier macht es sich bezahlt, zuverlässige Leute zu kennen, die Ihnen im Fall der Fälle den Rücken frei halten. Networking wird immer wichtiger im Job.
Was Sie jetzt tun: Hatte der Kunde nicht früher mal mit einer Kollegin zusammengearbeitet? Dann könnten Sie die bitten, Sie zu vertreten. Im besten Fall schuldet sie Ihnen sowieso noch einen Gefallen. Ihr Boss wird vermutlich zustimmen, wenn Sie ihm eine saubere Lösung präsentieren. Findet sich kein Ersatz, müssen Sie allerdings selbst zum Termin gehen – und freundlich palavern.

Kurzer Selbsttest: Sitzen Sie morgens pünktlich am Schreibtisch? Halten Sie sich strikt an Abgabetermine? Bekritzeln Post-its, um nichts zu vergessen? Und beackern Sie Aufgaben, die nicht Ihr Ding sind, genauso gründlich wie die spannenden? Mit anderen Worten: Kann Ihr Chef sich hundertprozentig auf Sie verlassen?
Was der Profi rät: Ob privat oder beruflich: Jeder findet es angenehm, mit Leuten umzugehen, die mitdenken, verlässlich sind und Aufträge in der erwarteten Qualität, zum vorgegebenen Zeitpunkt und ohne weitere Erinnerung abliefern. Vorgesetzten spart das viel Zeit und Stress.
Was Sie jetzt tun: Konnten Sie eine der Testfragen nur mit „jein“ beantworten, besteht eine Chance, sich zu verbessern. Zeigen Sie in jeder denkbaren Situation, dass Ihr Boss auf Sie zählen kann. Das heißt nicht, dass Sie Nachtschichten einlegen müssen, sondern: Sobald sich abzeichnet, dass Sie eine gesetzte Frist nicht einhalten können, geben Sie Bescheid. Bei unklarem Sachverhalt fragen Sie sofort nach. Haben Sie Ihrem Chef erst mal bewiesen, wie gewissenhaft Sie arbeiten, wird er sich auch blöde Kontrollen verkneifen.

Versuchen Sie, stets cool zu bleiben, vor allem vor ihrem Chef. Gerade in Situationen, in denen Sie ins Schwimmen geraten

Ihre Firma ist von einem größeren Unternehmen geschluckt worden, jetzt stehen Umstrukturierungen an. In einem Vieraugen-Gespräch fragt Ihr Chef, ob Sie sich vorstellen könnten, in einer anderen Abteilung zu arbeiten. Sie brauchen nicht viel Feingefühl, um herauszuhören, dass er diesen Wechsel sehr begrüßen würde. Doch Sie selbst sind erst mal baff.
Was der Profi rät: Sie wirken professionell und flexibel, wenn Sie nicht emotional reagieren, sondern abwartend positiv. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wann es sich lohnt, Ihre Interessen klar zu vertreten, und wann es sinnvoller ist, sich anzupassen.
Was Sie jetzt tun: Kein Chef wird von Ihnen verlangen, dass Sie sich sofort entscheiden. Bitten Sie in jedem Fall um Bedenkzeit, und zeigen Sie sich erst mal neutral, aber interessiert. Selbst wenn Sie eher geschockt als erfreut sind, lohnt es sich, einige Eckdaten zu erfragen: Warum wendet sich Ihr Boss gerade an Sie? Was wären Ihre Aufgaben? Ändern sich Ihre Arbeitszeiten? Wirkt sich der Wechsel aufs Gehalt aus? Zu Hause diskutieren Sie dann in Ruhe mit Ihrem Partner oder Freunden darüber. Egal, zu welchem Ergebnis Sie kommen: Vertreten Sie Ihre Meinung sachlich und nachvollziehbar

Konzentrieren Sie sich voll auf Ihre Kompetenzen, und lassen Sie sich von Ihren Kollegen helfen

Um Ihre Recherchen für einen Vortrag beenden zu können, müssen Sie einen englischen Text voller Fachbegriffe beackern. Stundenlang wälzen Sie das Wörterbuch und fühlen sich wie früher in der Schule während einer Klausur: Die Zeit rennt, aber Ihre Übersetzung ergibt einfach keinen Sinn.
Was der Profi rät: Stressen Sie sich nicht mit dem Anspruch, alles können zu müssen. Machen Sie lieber Ihren „Nutzwert“ deutlich, indem Sie sich auf die Bereiche konzentrieren, die Sie besonders gut beherrschen.
Was Sie jetzt tun: Bevor Sie noch mehr Zeit verplempern, bitten Sie lieber eine Kollegin, Ihnen beim Übersetzen des Textes zu helfen. Umso eher können Sie Ihren Vortrag einstudieren – und mit Ihrer wahren Stärke glänzen: Dinge mit rhetorischem Geschick zu verkaufen.

„Was plustert sich der Typ hier so auf?!“, fragen Sie sich und sind kurz davor, auszuflippen. Stattdessen schlucken Sie den Ärger runter und lassen den Kollegen weiter reden. Obwohl er gerade vor versammelter Mannschaft so tut, als sei Ihre gemeinsame Arbeit allein sein persönliches Glanzstück.
Was der Profi rät: Frauen geben sich im Job oft zu bescheiden: Statt sich mit den eigenen Ergebnissen zu schmücken, verhalten sie sich zögerlich und unsicher. Obwohl sie privat völlig anders auftreten.
Was Sie jetzt tun: Wäre doch gelacht, wenn Sie dem reizenden Kollegen nicht die Show stehlen könnten. Sobald er das nächste Mal Luft holt, grätschen Sie rein und sprechen einfach mit einem freundlichen Seitenblick für ihn weiter. Durch Formulierungen wie „Meine Recherchen haben ergeben, dass...“ stellen Sie klar, dass Ihnen die Lorbeeren genauso zustehen.

Setzen Sie sich in Szene

Manchmal fühlen Sie sich wie eine bessere Praktikantin: erledigen Hilfsarbeiten und opfern sich für Aufträge, zu denen keiner Lust hat. Da läuft eindeutig was falsch, denn Sie können viel mehr.
Was der Profi rät: Vielleicht wirkt Ihr Profil noch zu ungenau. Kreieren Sie ein Image, das zu Ihren beruflichen Zielen passt. Wenn Sie sich als eigene Marke präsentieren, können andere Sie besser einschätzen.
Was Sie jetzt tun: Sie haben in Ihrer Bewerbung betont, wie kreativ Sie sind? Dann sprudeln Sie los, sobald ein Brainstorming ansteht. Ihre Stärke liegt im Teamwork? Zeigen Sie den Kollegen, dass Sie gut vernetzen können. Betonen Sie, wofür Sie stehen. Dann werden Ihnen Projekte anvertraut, die Sie fordern – und Ihr Einsatz wird gewürdigt.

Lästern macht Spaß – und schnell die Karriere kaputt. Im Büro lieber die Klappe halten

Weil der Chef mal wieder grundlos ausgerastet ist, lästert die Mittagsrunde kräftig ab: In der Kantine diskutieren Ihre Kolleginnen lautstark, ob seine Frau fremdgeht oder sein Sohn ein Drogenproblem hat. Sonst könne es doch nicht angehen, dass er in letzter Zeit chronisch schlecht drauf ist und ständig irgendwen zur Schnecke macht.
Was der Profi rät: Vielleicht stimmt’s sogar, das spielt aber keine Rolle. Innerhalb der Firma sollten Ihre Bemerkungen über den Boss so moderat ausfallen, dass er sie problemlos hören könnte. Denn hat Ihr Vorgesetzter den Eindruck, dass Sie gegen ihn arbeiten, kommen Sie bei ihm nicht weiter, egal, wie serviceorientiert und flexibel Sie sind.
Was Sie jetzt tun: Schlimm genug, dass Sie mit in der Runde sitzen und nicht nur vom Chef, sondern auch von Petzen belauscht werden könnten. Geben Sie jetzt bloß nicht Ihren Senf zu dem Thema ab, lästern auf diesem Niveau ist im Büro tabu! Was nicht bedeutet, dass Sie im Flur Schleimspuren hinterlassen und den Chef über den grünen Klee loben müssen. Richten sich seine Wutausbrüche gegen Sie persönlich, dürfen Sie ihm sagen, dass sein Verhalten zu weit geht. Dabei sollten Sie aber unbedingt den Ton wahren.

Glauben Sie nicht alles, was die Kollegen so erzählen, und filtern Sie den Rest

Angeblich plant der Vorstand, Leute zu entlassen – behauptet zumindest eine Kollegin. Sie wissen zwar nicht, ob da was dran ist – aber nervös machen die Gerüchte Sie schon.
Was der Profi rät: Selbst wenn Ihr Stuhl tatsächlich wackelt: Lassen Sie nicht zu, dass Sie vor Muffensausen nachts wach liegen. Fantasieren Sie zur Beruhigung, was eine Kündigung tatsächlich zur Folge hätte – und welche Alternativen und Kontakte Sie dann nutzen könnten, um sich beruflich neu zu orientieren.
Was Sie jetzt tun: erster Schritt: Bürotür zu! Diese Panikmache müssen Sie sich nicht antun. Zweiter Schritt: weiterarbeiten! Falls Sie jetzt den Stift fallen lassen, liefern Sie nämlich wirklich einen Grund, Ihnen zu kündigen.

Denken Sie mit. Und bieten Sie dem Chef auch ungefragt Ihre Hilfe an, wenn es brennt

Ihr Abteilungsleiter dreht durch, als sich kurzfristig Geschäftsbesuch aus London ankündigt. Er hat weder Zeit noch Muße, die Herren zu empfangen und zwei Tage lang zu bespaßen.
Was der Profi rät: Trotz Angestellten- Vertrag: Verstehen Sie sich als Unternehmerin, die ökonomisch handelt – besonders in brenzligen Situationen. Je selbstständiger Sie mit Verantwortung umgehen, desto öfter wird sie Ihnen gleich von Anfang an übertragen.
Was Sie jetzt tun: Sie fühlen sich nicht zuständig? Bieten Sie Ihrem Vorgesetzten erst recht an, die Betreuung der Gäste zu übernehmen. Das ist DIE Chance, sich auf neuem Gebiet zu beweisen. KATJA BARTHELS 

Lade weitere Inhalte ...