
Danke, Mark Simpson! Da hat uns der britische Journalist echt was eingebrockt. 1994 kreierte er den Begriff „metrosexuell“ – und nichts war mehr wie zuvor. Denn Föhn, Pinzette, Bronzing-Puder und Lipgloss mussten wir plötzlich teilen. Evolution ist ja schön und gut. Aber manchmal nimmt sie absurde Formen an. Früher zerrten uns die Kerle an den Haaren in die Höhle, und weil’s die Steinzeit war, muckten wir nicht mal auf. Heute streicheln wir unserem Liebsten durch die Locken, und was ernten wir? Böse Blicke und Sprüche wie: Toll, jetzt ist meine Frisur im Eimer. Was ist in den vergangenen 15 Jahren passiert? Wir wollten doch bloß, dass unsere Männer sich in Sachen Pflege etwas mehr Mühe geben. Wie hätten wir ahnen können, dass das in Schminkorgien, Waxing-Sessions und Solariums- Besuche ausartet? Bei unseren Vätern stand maximal eine Flasche Irish Moos oder Tabac im Badezimmerschrank. Und das nur, weil die Haut nach der Rasur so fies brannte. Nie hätte mein Vater meine Mutter gefragt: „Schatz,wie lange muss die Maske einwirken?“ Doch sogar diesen Mann, dessen Motto „Rein ins Bad, raus aus dem Bad, fertig!“ lautete, hat es erwischt. Ich gestehe: Mein Vater ist ein Metrosexueller geworden. Mittlerweile verdrängen seine Kosmetik-Produkte fast die meiner Mutter. Und der Vater einer Kollegin färbt sich den ergrauten Haaransatz mit der Mascara seiner Gattin. Soweit ist es also gekommen!
Hammer steht einem Mann einfach besser als Nagellack
Lernten Männer den Effekt einer Hautreibung früher allenfalls durch ein Asphalt-Peeling kennen (gerne am Vatertag nach ein paar Bier), können sie inzwischen Peeling-Produkte sämtlicher Marken aufsagen. Dachten Männer in den 60ern, Maniküre sei eine französische Boutique, sitzen die Kerle heute im Kosmetiksalon und lassen sich die Fingernägel machen. Einen Schrank von Mann wie Seal z.B. sieht man ja selten ohneNagellack, gern schwarz. Wo wir gerade bei den Klums sind: Geht Heidi erst wieder in Mutterschutz, übernimmt vermutlich Seal ihren Werbe-Job für eine bekannte Kosmetikkette. Oder den für die Süßwarenfirma. Ich sehe ihn schon vor mir, mit Fruchtgummi zwischen seinen frisch lackierten Pranken und den Slogan als Schmuse-Song schmachtend. Ich finde, Kerle sollen in Kosmetikläden unseren Lieblings-Duft kaufen, Punkt! Aber lieber shoppen sie Haar-Produkte – für sich selbst. So habe ich mir das mit der Gleichberechtigung nicht vorgestellt. Ich will die echten Männer zurück! Solche, die mit dem Hammer geschickter umgehen als mit dem Kajalstift. Aber ich gebe es zu, es ist eine Gratwanderung. Er soll gut riechen, das Brusthaar soll perfekt gestutzt sein, wie bei Jude Law!, aber ohne das wir den Aufwand mitbekommen. Til Schweiger, der gern überall blankzieht, wirbt jetzt für einen Kombi-Rasierer – haarlos und trotzdem männlich. Denn eine Sache, die früher eine typisch weibliche Domäne war, dürfen die Kerle heute für sich allein beanspruchen: das Waschbrett.