
Barbara Schöneberger müsste man sein. Die charismatische Blondine ist nicht nur schlagfertig wie ein geladener Lady- Colt, sondern auch eine der Top-Verdienerinnen im deutschen Fernsehen – und seit Sommer verheiratet mit einem echten Grafen. Ob nur adelig oder auch vermögend: Offenbar fühlt sich der Mann weder von Frau Schönebergers Ruhm, noch von ihren Moneten gestört. Auch Heidi Klum zählt zur Gattung „Medien- Millionärin“, und ihr Kontostand dürfte den ihres Gatten Seal um einiges überflügeln. Doch die beiden scheinen sehr glücklich und setzen ein Kind nach dem anderen in die Welt. Die meisten Nullen verzeichnet aber vermutlich Madonnas Sparbuch.
Gern ließ sich Ex-Gatte Guy Ritchie bei der einen oder anderen Filmfinanzierung unter die Arme greifen. Und seit der Trennung stehen reihenweise knusprig-knackige Kerle beid er einflussreichen Amerikanerin Schlange. Wie auch immer die TV-, Mode-und Pop- Diven das hinkriegen, für „Normalo- Frauen“ ist diese Kombination leider höchst unwahrscheinlich: Finanzieller Erfolg plus glückliches Liebesleben – das gelingt nur wenigen. Alle Konsumforscher, Sozialwissenschaftler und Psychologen kommen zum selben niederschmetternden Ergebnis: Vermögende Klassefrauen sind Ladenhüter auf dem Partnerschaftsmarkt.
Nur eine andere Personengruppe gilt als genauso schwer vermittelbar: männliche Hartz-IV-Empfänger. Fragt sich, was Deutschlands Top-Verdienerinnen falschmachen.Wieso sinkt ihr Sex-Appeal offenbar umso tiefer, je höher der Kontostand klettert?
Warum werden alle anderen vor den Traualtar geführt – während die gut und besser betuchten Erfolgsfrauen zum siebten Mal seufzend die Trauzeugin geben? Isabel aus Berlin kennt das Euro-Dilemma aus eigener Erfahrung. Die wortgewandte Hauptstädterin vom Typ Liv Tyler arbeitet in leitender Position in der Pharmaindustrie. Im Gehaltsvergleich mit Lebenspartner Chris brachte sie monatlich fast 3.000 Euromehr nach Hause. „Bei Chris lief es einfach nicht gut. Als freischaffender Künstler musste er ganz schön knapsen“, erzählt die 42-Jährige.
Geld wird plötzlich wichtiger
„Anfangs war er erleichtert, dass wenigstens einer von uns beiden finanziell fest im Sattel saß.“ Doch nach zwei Jahren häuften sich die Abende, an denen ihr Freund nur noch wortkarg und mit düsterer Miene durch die Wohnung schlich, statt sie nachdem Arbeitstag mit einem Kuss zu empfangen. „Nichts konnte ich ihm mehr recht machen. An allem meckerte er herum, etwa an meiner Frisur oder meiner angeblich schlechten Laune.“ Erst habe sie die Fehler bei sich selbst gesucht und sich gefragt, ob sie sich etwa gehen lasse: „Aber ich war doch dieselbe wie früher, am Anfang unserer Beziehung.“ Bis es irgendwann, bei einem der vielen verworrenen Krisengespräche am Küchentisch, aus Chris herausplatzte: „Du brauchst mich doch gar nicht für dein tolles Leben, verdammt!“
Da erkannte Isabel ein leider vertrautes Muster wieder – das sie bei ihrem Chris, dem lockeren Avantgarde-Typen, nicht für möglich gehalten hatte. Denn auch dieser Mann hatte ein heimliches, aber hartnäckiges Problem mit dem innerpartnerschaftlichen Gehaltsgefälle. Das Sexleben lag da längst auf Eis. „Er hatte keine Lust mehr auf mich“, sagt Isabel heute, leicht lakonisch. „Und dann war er eines Tages einfach weg.“ Traurig sei sie gewesen – aber keineswegs überrascht. Denn zuvor war ihr mit Olaf, dem Software-Experten, und mit Peter, dem Sprachlehrer, schon dasselbe passiert. „Die sind regelrecht vor mir geflüchtet“, sagt Isabel.
Auch diese Männer hatten am Monatsanfang wesentlich weniger Gehalt auf dem Konto – und am Monatsende erst recht. Doch warum die Flucht? Liegt es tatsächlich am dickeren Portemonnaie? „Geld ist gleichbedeutend mit Macht. Verdient die Frau besser als er, fühlt sich der Partner unterlegen. Das halten nur wenige Männer aus“, erklärt die Psychologin Gabriele Leipold. Seit 25 Jahren kommen Paare zu ihr in die Praxis. „Es klappt selten, wenn die Frau das größere Vermögen hat“, resümiert die Therapeutin.
Liebe braucht eine eigene Währung
Schlechte Aussichten also für Frauen, die auf eigenen Beinen stehen? „Ich verstehe nicht, was Männer daran stört“, wundert sich Isabel. „Es müsste doch eine Entlastung für ihn sein.“Tja–„müsste“. Befriedigend erklären lässt sich das alles nicht, jedenfalls nicht auf Anhieb. Ein möglichst nüchterner Blick auf die (neuen) Realitäten hilft wohl am ehesten weiter. Und die Realitäten im Geschlechterverhältnis sehen heute nun mal ziemlich verzwackt aus – und oft sehr widersprüchlich. Da ist zu meinen dieTatsache, dass Frauen im Schnitt immer noch rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer.
Ein gesellschaftspolitischer Skandal – der uns ärgert und politischen Zündstoff birgt. Denn wir wissen auch: Frauen arbeiten fleißiger und schneller als Männer! Seit 20 Jahren stellen wir die Mehrheit der Abiturienten (56 Prozent), schließen Ausbildung oder Studium in der Regel zügiger und besser ab als die Jungs – ohne, dass wir entsprechend auf den Gehaltslisten repräsentiert sind. Das ist schlicht ungerecht! Trotzdem schaffen es doch einige Frauen auf Spitzenpositionen. Diese gut ausgebildeten Einzelfälle sind quasi die Speerspitze einer ganzen Frauengeneration: Sie setzen praktisch um, wofür ihre Mütter und Großmütter jahrzehntelang gekämpft haben.
„Der Spiegel“ bezeichnete die neuen Leistungsträgerinnen anerkennend als „Alpha- Mädchen“. Was das Nachrichtenmagazin und andere jedoch gern übersehen: Oft werden die Alpha-Mädchen für ihre Karriere mit Liebesentzug bestraft. Plötzlich lauern nämlich Fallstricke, wo früher keine waren – jedenfalls im Privaten. Angeblich wünscht sich „der moderne Mann“ händeringend eine Partnerin auf Augenhöhe, kein um Taschengeld bettelndes Liebchen mehr.
MAL EHRLICH… …
Wer schwindelt hier wen an?
Tatsächlich antworten Männer und Frauen recht unterschiedlich auf die Frage nach dem Geld: So behaupten 92 Prozent der deutschen Männer, „kein Problem“ damit zu haben, wenn ihre Partnerin mehr verdient als sie selbst.
Gleichzeitig beklagt sich jede dritte Frau, dass ihr höheres Einkommen Stress in der Partnerschaft verursacht. Das ergab eine repräsentative Studie der Online- Partnervermittlung PARSHIP.de. Demnach wirkt sich der Euro-Frust auch negativ auf die Sexualität aus.
Übrigens: In 22 Prozent der deutschen Haushalte bringen Frauen schon heute mehr Geld nach Hause als der Partner.
Angeblich möchte er nicht mehr automatisch zum Versorger bestimmt sein, der allein die Verantwortung für Frau, Kinder, Auto und Lebensversicherung trägt. Das behaupten jedenfalls einschlägige Studien. Andererseits ist den Kerlen aber wohl doch etwas unheimlich zumute angesichts der Tatsache, dass sie nicht mehr „gebraucht“ werden – jedenfalls nicht mehr als haariger Höhlenmensch, der Säbelzahntiger jagt, zerlegt und der dankbar grunzenden Höhlenfrau vors Lagerfeuer legt. Doch auch viele Frauen tun sich schwer! Einer Umfrage des Forsa-Instituts zufolge lehnt jede vierte Frau einen Mann, der weniger verdient als sie selbst, als Partner komplett ab. „Weibliches und männliches Rollenverhalten haben sich in über 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte nicht geändert“, bestätigt auch der Wissenschaftler Karl Grammer.
Wie aber könnte es klappen mit dem Liebesglück
Seit 1987 führt der Evolutionsbiologe fortlaufend die weltweit größte Studie zur Partnerwahl durch. Rund 12.000 Singles haben sich daran beteiligt. Grammers Beobachtung klingt altbekannt: „Der Mann ist programmiert auf die Rolle des Versorgers, die Frau sehnt sich nach starken Armen und will aufschauen.“ Hilfe! Augen und Ohren zu! Das wollen wir nicht hören! Schließlich gehen wir doch sonst zu 100 Prozent mit dem Zeitgeist, haben ein Profil auf Facebook, epilieren Beine und Bikinizone – undwechseln gegebenenfalls eigenhändig den Keilriemen in unserem Hybrid-Van. Doch tatsächlich träumen viele von uns – Männer wie Frauen – von der sprichwörtlichen „Eier legenden Wollmilchsau“: Die Frau darf durchaus selbstständigsein,soll bloß keine Problememachen – muss sich aber auch hilfsbedürftig genug zeigen, dass der männliche Partner ab und an seine starke Seite ausleben kann.
Und der perfekte Mann? Tja. Ab und zu weinen darf er schon. Aber mal Hand aufs Herz: Wie sexy finden Sie einen Kerl, dem Sie unter dem Restauranttisch diskret Ihr Portemonnaie reichen müssen, damit er die Rechnung im konservativen Edel- Ambiente bezahlen kann? Mara, Dozentin aus Starnberg, erlebte es so: „Ich habe meistens alles gezahlt und fand das eine Zeitlang auch okay. Aber ohne es recht zu merken, habe ich irgendwann den Respekt vor ihm verloren.“ Sie habe sich ihre Beziehung immer „anders vorgestellt“, räumt die 35-Jährige zähneknirschend ein.
Wie aber könnte es klappen mit dem Liebesglück für Gut- und Besserverdienerinnen? „Downdating“ heißt ein Prinzip, das wir wiederum aus Promi-Kreisen kennen: „nach unten lieben“. Schwedens Prinzessin Victoria macht es uns allen gerade vor: Demnächst heiratet die Thronfolgerin ihren früheren Fitnesstrainer. Für uns würde das vielleicht bedeuten: Volljuristin verlobt sich mit Schuhverkäufer – und beide sind glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Warum auch nicht? Etwa weil der Freundeskreis die Nase rümpft? Faktisch sieht es doch so aus: Selten verlieben wir uns uns in ein Aktiendepot, meistens in einen Menschen aus FleischundBlut.Wiesingt Chanteuse Annett Louisan so treffend in einem Song: „Das mit dir und mir sieht verdammt nach Arbeit aus.“ Also: Ärmel hoch und los! Krempeln wir den Geschlechterladen doch einfach endlich um.
Expertenmeinung
Weniger Streit bei getrennten Konten“ Tipps von Markus Ernst, Psychologe und Single-Experte von PARSHIP.de
Tipps von Markus Ernst, Psychologe und Single-Experte von PARSHIP.de
PETRA: Egal wer mehr verdient, offen über Geld zu sprechen, fällt vielen Paaren schwer. Warum?
Weil das nicht zu unseren romantischen Vorstellungen passt. Es sollum große Gefühle gehen – da wird etwas Ernüchterndes wie Geld gern ausgeklammert. Außerdem hängen Macht und Geld eng zusammen. Wer wenigerverdient, fühlt sich oft unterlegen undbefürchtet, der andere könneihn in der Hand haben. Also wird der Kontostand lieber nicht thematisiert.
Und wenn darüber gestritten wird?
Dann steckt oft auch etwas anderes dahinter. Etwa der Wunsch nach mehr Zuwendung. Stattzusagen „Ich fühle mich von dir vernachlässigt“, schimpft man: „Dein Geiz bringt mich auf die Palme.“
Getrennte Konten – eine gute Idee?
Ja. Getrennte Konten schaffen mehr Freiheit. Ich muss so nicht rechtfertigen, was ich mir kaufe, und der andere kann mir nicht reinreden. Über ein gemeinsames drittes Konto sollten nur die Ausgaben laufen, die beide betreffen, etwa Miete und Reisen.
Was, wenn die Frau besser verdient und er nicht damit klarkommt?
Weniger gut verdienende Männer können etwas anderes in die Waagschale werfen. Ein Beispiel: Sie bezahlt den Urlaub – aber er übernimmt die Planung, stellt das Programm für beide zusammen. Das ist dann sein Beitrag. Es hilft, seinen Erfolg in einer anderen Währung zu berechnen als den seiner Frau.