
Erinnern Sie sich noch an die Visitenkarten-Partys der 90er Jahre? Damals galt es als schick, wildfremde Menschen anzusprechen und sich – mit einem möglichst beeindruckenden Job-Titel – von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Ein wenig angeben gehörte dazu, und meist war so ein Abend unter lauter Blendern ziemlich langweilig. Mittlerweile funktioniert Networking anders. Die Zeiten sind unsicher geworden, und Prahlerei wirkt ehe rkontraproduktiv. Stattdessen zählen ehrliches Interesse und langfristige Beziehungen zu wenigen, aber verlässlichen Menschen. PETRA räumt auf mit den sieben häufigsten Irrtümern – und sagt, wie Sie unbekannten Leuten im Job charmant gegenübertreten.
LÜGE 1: SETZEN SIE SICH IN SZENE
Ein gefährlicher Rat! Networking hat nichts mit Selbstmarketing zu tun. Klar, in einem Vorstellungsgespräch betonen Sie Ihre Stärken, beim Kennenlernen „in freier Wildbahn“ schadet Eigenlob jedoch mehr, als dass es nützt. Oder unterhalten Sie sich gern mit jemandem, der ständig über sich selbst spricht? So machen Sie es besser: Zeigen Sie Interesse an Ihrem Gegenüber. Fragen Sie nach Lieblings-Ländern oder Hobbys. Dieses Wissen können Sie später nutzen. Wenn Sie etwa wissen, dass jemand Asien-Fan ist und Sie einen Artikel über Thailand lesen, mailen Sie ihm doch einen Link zu dem Text. Sich mit kleinen Aufmerksamkeiten in Erinnerung zu rufen, kommt immer gut an.
LÜGE 2: TRENNEN SIE PRIVATLEBEN UND JOB
Sie brauchen keine intimen Details auszupacken. Aber bei der Beziehungspflege geht es darum, Vertrauen aufzubauen. Das schaffen Sie nicht, wenn Sie nur über Geschäftliches sprechen. Wer Leuten näher kommen will, muss auch etwas von sich preisgeben. Wem
würden Sie eher einen Gefallen tun, etwa Ihr Auto leihen – einer Freundin oder einer Frau, die Sie kaum kennen? Na also. So machen Sie es besser: Versuchen Sie nicht krampfhaft, seriös zu wirken, sondern machen Sie auch mal Scherze, vielleicht sogar über sich selbst. Über gemeinsame Erlebnisse, etwa einen Kinobesuch nach Feierabend, schaffen Sie Nähe.
LÜGE 3: LERNEN SIE WICHTIGE LEUTE KENNEN
Es nützt nichts, strikt strategisch vorzugehen und sich nur an einflussreiche Menschen zu hängen. Erstens können die morgen selbst abserviert werden, zweitens würden die Ihnen sowieso nicht helfen, wenn die Chemie nicht stimmt. So machen Sie es besser: Ihr Interesse sollte der anderen Person als Mensch gelten – und nicht dem Nutzen, den dieser für Sie haben könnte. Genau das sollten Sie Ihren Netzwerkpartnern auch signalisieren. Wenn Sie jemanden nicht mögen, brechen Sie den Kontakt einfach ab. Zu viel Berechnung ist leicht durchschaubar und schadet Ihrem Ruf nur.
LÜGE 4: TRETEN SIE EINEM PROMINENTEN BUSINESS-CLUB BEI
Sich in Berufsverbänden zu engagieren, ist durchaus sinnvoll, denn hier erfahren Sie wichtige Infos aus Ihrer Branche. Das Prestige eines Netzwerks kann Ihnen aber getrost egal sein. Nicht das Ranking oder die Zahl Ihrer Mitgliedschaften zählt, sondern, ob Sie sich wohlfühlen und einbringen können. So machen Sie es besser: Die meisten Clubs und Verbände bieten sogenannte Schnuppertage für Neulinge an. Dabei können Sie sich einen guten Einblick verschaffen – bevor Sie sich anmelden. Studieren Sie auch das Jahresprogramm, etwa Diskussionsabende, Vorträge oder Angebote für einen gemeinsamen Ski-Urlaub. Suchen Sie sich ein Netzwerk, das wirklich zu Ihren Interessen passt. Für gelangweiltes Herumsitzen ist Ihre Zeit schließlich zu schade, oder?
LÜGE 5: SAMMELN SIE VIELE KONTAKTE
Nicht Masse, sondern Klasse! Besser als hundert oberflächliche Kontakte sind fünf wirklich gute Bekannte. Denn nur wer wirklich auf Sie zählt und für Sie einstehen kann, wird bei wichtigen Gesprächen auch mal Ihren Namen ins Spiel bringen. Job-Kontakte funktionieren nachdem Multiplikations-Prinzip – aber eben auch mit Sympathie. So machen Sie es besser: Sieben Sie die Menschen aus, zu denen Sie keine engere Beziehung aufbauen wollen oder bei denen Sie das Gefühl haben, Sie müssten sich verbiegen. Meiden Sie auch Blutsauger, die Ihre Hilfsbereitschaft bloß ausnutzen. Solche Netzwerk-Vampire erkennen Sie daran, dass Sie sich nach einem Telefonat oder Treffen müde und erschöpf tfühlen.
LÜGE 6: GEHEN SIE IN ANGESAGTE LOKALE
Viele Branchen haben bevorzugte Szene-Treffs. Aber nichts ist mühsamer, als sich dort nach Feierabend herumzudrücken, in der Hoffnung, spannende Persönlichkeiten kennenzulernen. Das Nachtleben sollten Sie privat halten – Punkt. Außerdem sind After-Work-Partys komplett out! Dort tanzen nur noch Einsame und Verzweifelte. So machen Sie es besser: Fangen Sie in Ihrem persönlichen Umfeld an. Schreiben Sie alle Namen von Freunden und Bekannten auf, die Ihnen einfallen, auch von Sport-, Schul- und Studienkollegen. Schreiben Sie zu jedem ein paar Informationen auf, etwa den Geburtstag (das erledigen auch sogenannte Mindmapping-Programme, die Sie kostenlos aus dem Internet runterladen können). „Jeder kennt immer jemanden, der...“: Oft kommt ein Karriere-Tipp gerade von Menschen, die in einem völlig anderen Bereich arbeiten.
LÜGE 7: STREUEN SIE IHRE VISITENKARTEN
Eben nicht! Ma lehrlich: Wieviele Visitenkarten haben Sie schon weggeworfen? Natürlich sollten Sie Ihre Karten zur Hand haben, wenn Sie etwa zu einer Messe fahren, wo Sie tatsächlich übers Geschäft reden. Aber drücken Sie Ihre Karte nicht wahllos jedem in die Hand– das wirkt unsicher und unprofessionell. So machen Sie es besser: Um einen Kontakt zu vertiefen, laden Sie Ihr Gegenüber einfach zum Lunch oder Kaffee ein. Beim zweiten Treffen können Sie Ihre schicke Karte dann immer noch zücken, das reicht völlig.