
Als Loki Schmidt einmal nach dem Geheimnis ihrer langen Ehe (68 Jahre!) mit Helmut gefragt wurde, sagte sie: "Komm bloß nicht auf die Idee, ihn erziehen zu wollen. Du findest ihn ja attraktiv, weil er so ist, wie er ist, und nicht anders." Klingt so einfach. Nur: Warum sitzen wir nicht auch jeden Abend mit Schatzi auf dem Sofa und quatschen entspannt über den Tag? Warum kommt es immer wieder zum Krach – oft um die selben Themen? Warum gehen wir jedes Mal gleich hoch? Warum…? Die gute Nachricht: Es gibt Antworten auf diese Fragen und sogar gewisse Regeln, die helfen, typische Streitpunkte sofort zu erkennen und zu entschärfen.
Beziehungs-Problem: Wir haben kaum noch Sex
Das Problem: Es ist später Abend, sie liegt mit dem neuen Stephen King im Bett, er schaut die "Tagesthemen". Dann ein flüchtiger Kuss, Licht aus und gute Nacht. Sex? Was war das noch mal? Man ist einander nah, aber doch so fern. So scheint es zumindest, wenn er ihr an die Wäsche will, sie aber Kopfschmerzen hat. Oder sie seinen Rücken krault und er ihre Hand zurückschiebt, weil er zu müde für Zärtlichkeiten ist. Die Zeiten, in denen man sich leidenschaftlich die Klamotten vom Körper riss, sind vorbei. Die Folge: Unzufriedenheit, ein Gefühl der Zurückweisung.

Die Lösung: Sexuelle Ruhephasen sind nicht das Ende der Welt, im Gegenteil: Es ist sogar nichts Ungewöhnliches, wenn zwei Menschen unterschiedlichen Appetit aufeinander haben oder vielleicht sogar beide weniger Lust verspüren. Der Münchner Arzt und Paartherapeut David Wilchfort erklärt: "Es geht nicht darum herauszufinden, wer die richtigen Bedürfnisse hat, richtig oder falsch gibt es nicht! Es geht darum, dass beide einlenken müssen. Und es ist wichtig, dem Partner klarzumachen, dass man ihn immer noch attraktiv findet." Da reicht schon eine kleine Geste, ein tiefer Blick. "Sex ist nicht essenziell für eine gute Beziehung. Vergessen Sie Normvorstellungen und setzen Sie sich nicht unter Druck", rät Wilchfort. Wer diesen Satz verinnerlicht, macht sich locker. Und wer weiß, vielleicht kriegt man doch plötzlich Lust, mal wieder die Laken zu zerwühlen?
Beziehungs-Problem: Er hört mir nicht richtig zu
Das Problem: "Tschüss Schatz, wir sehen uns dann nachher bei Caros Geburtstagsparty!" Stille. Eine zögernde Antwort seinerseits: "Ach, das war heute Abend?" und ein "Na toll, nie hörst du mir zu!" ihrerseits – und, schwups, schon läuft der typische Film ab: Wortgefechte aus Schuldzuweisungen bauschen sich zu einem handfesten Streit auf.

Die Lösung: Der Paartherapeut und Buchautor Kurt Hahlweg betont, dass es wichtig ist, positive Sätze zu formulieren. Wie: "Ich wünsche mir, dass du mir besser zuhörst" oder "Es kränkt mich, dass du mir nicht zuhörst." Der vergessene Geburtstag ist nicht der Knackpunkt. "Eigentlich geht es immer um die Frage: Respektierst, achtest und liebst du mich noch?", sagt Hahlweg. David Wilchfort ergänzt: "Was uns davon abhält, dem Partner zuzuhören, ist eigentlich nur das Gefühl, selbst nicht gehört zu werden. Beide sind auf Sendung, aber keiner empfängt die Nachricht richtig. Im Grunde ist die Sache simpel: "Höre ich meinem Partner zu, wird er offener dafür, selbst zuzuhören."
Wir unternehmen nur selten etwas zusammen
Das Problem: Die Couch kann mit steigender Anzahl der Beziehungsjahre zur Insel der Langeweile mutieren. Gemeinsame Aktivitäten beschränken sich auf den Sonntagskrimi, irgendwann fallen ihr die Augen zu, und er guckt sich allein die "Sportschau" an. So ist das nun mal: Täglich grüßt der doofe Alltag. Dabei kann man ihn ganz einfach austricksen.
Die Lösung: "Fragen Sie sich zunächst: Warum hocken wir nur auf dem Sofa?", rät Wilchfort. Wichtig hier: nur feststellen, aber dem anderen keine Vorwürfe an den Kopf knallen. Wenn der Ursprung erst mal erkannt ist, hilft eine feste Verabredung in der Woche, bei der sich jeder abwechselnd mal überlegt, mit welcher Unternehmung man dem anderen eine Freude machen kann. Vielleicht hatte ihr Liebster eine stressige Woche? Dann ab in den Zoo und Pinguine gucken. Egal, was Sie sich überlegen: Seien Sie offen! Das wirkt wie eine Vitalkur für die Liebe.
Ich bin eifersüchtig, wenn er allein ausgeht
Das Problem: After-Work-Partys, Festivals und Yoga-Weekends – wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten, da geht einem irgendwann die Puste aus. Wenn sich dann der Partner allein aufmacht, um die Nacht zu erobern, tut es aber doch weh.
Die Lösung: Ein unbehagliches Gefühl, kreisende Gedanken – das tritt nur ein, wenn es vorher Streit gab oder Schatzi, der mit seinen Kumpels feiern geht, uns mit seinem Vorhaben überfallen hat. "Den Partner in die Pläne einweihen und ihm sagen, dass man sich später auf ihn freut, reicht meistens schon aus, um Eifersucht vorzubeugen. So fühlt er sich nämlich nicht ausgeschlossen", sagt Fachmann David Wilchfort.

Alles bleibt an mir hängen
Das Problem: Klar nervt es, wenn er mal wieder vergessen hat, das Bad zu putzen. Oder sie immer überall ihre Klamotten liegen lässt. Aber über mangelndes Engagement in Sachen Haushalt zu debattieren ist schlichtweg verschwendete Energie.
Die Lösung: "Überlegen Sie sich lieber, wie Sie die Aufgaben sinnvoll verteilen, und halten Sie diese Abmachung schriftlich fest. Dasselbe gilt auch für finanzielle Entscheidungen, zum Beispiel wer die Miete zahlt", erklärt Wilchfort und verspricht: "Die Regeln werden irgendwann zur Routine. Es geht hierbei um das Vertrauen zueinander, niemand sollte sich ausgenutzt fühlen."
Wir haben verschiedene Lebensplanungen
Das Problem: Es gibt Paare mit der Erwartungshaltung, gemeinsame Erfüllung in allen Lebenslagen zu finden. Diese Paare leben nach der "Amefi" ("Alles mit einem für immer")-Formel, die aufgrund eines verqueren Liebesbildes zum Scheitern verurteilt ist.

Die Lösung: Seien Sie realistisch! Wenn er nicht heiraten will, Sie es aber kaum abwarten können, vor den Traualtar zu schreiten, fragen Sie sich zuerst: Warum will ich das? Geht es mir um die Symbolik? Bin ich verletzt, wenn wir nicht heiraten? "Umgekehrt kann er sich mit der Frage nach dem Nein auseinandersetzen", sagt Wilchfort. "Meist finden sich dann Ebenen, auf denen sich die Interessen überschneiden." Der Therapeut (couplecoaching.de) rät Paaren zu folgender Technik: "Nehmen Sie sich eine Minute am Tag Zeit, um eine positive Handlung des Partners oder ein Erlebnis mit ihm aufzuschreiben. Legen Sie eine Stunde in der Woche fest, in der Sie die Beobachtungen austauschen. So entwickelt sich ein neuer Blick auf den Partner: Statt sich nur auf die negativen Ereignisse zu konzentrieren, rücken die positiven Momente in den Vordergrund." Der Heidelberger Paartherapeut Arnold Retzer begreift die Sache mit der Liebe ähnlich pragmatisch als ein "durchführbares, lebbares Projekt". Genau wie Schauspieler Will Smith, der seit 16 Jahren mit Jada Pinkett verheiratet ist: "Führe deine Ehe wie eine erfolgreiche Firma und arbeite fleißig jeden Tag daran." Der Liebe schaden kann nämlich vor allem eines: sich auf ihr auszuruhen.