

Drei kleine Worte, und das Leben dreht sich von rechts auf links – ich bin schwanger. Schon vorher lief das Kopfkino auf Volltouren, und Fragen wirbelten durch den Raum: Wann ist ein guter beruflicher Zeitpunkt für ein Kind? Wie gestalte ich die Schwangerschaft für mich und meine Firma optimal? Und lande ich sofort auf dem Abstellgleis, wenn ich ein Baby bekomme? Was den perfekten Zeitpunkt betrifft: Die einen sagen: „Immer“, die anderen: „Nie!“ Die Wahrheit ist, es gibt ihn nicht. Aber es kann helfen, sich vorher ein paar Dinge zu Herzen zu nehmen, damit man sich nicht zu viele unnötige Gedanken macht.
Schwanger im Arbeitsalltag
Jana Mähl hat den für sich richtigen Zeitpunkt gefunden. Seit elf Monaten ist sie Mama des kleinen Mio, nach sechs Monaten kehrte sie einmal die Woche ganztags wieder in ihren alten Job zurück. Die 33-Jährige sitzt im Auto, während sie ihre Geschichte erzählt. Draußen dröhnt der Lärm hupender Autos. Und drinnen? Da sitzt Mio und brabbelt ganz entspannt vor sich hin. Von Stress keine Spur. Im Gegenteil. Janas Stimme klingt glücklich und zufrieden. Auch wenn das zu Beginn der Schwangerschaft noch anders war. „Ich hatte Angst, als Mutter in einer Karriere-Sackgasse zu laden“, erinnert sie sich. Völlig unbegründet im Nachhinein, denn Chef und Kollegen freuten sich für sie und zeigten viel Verständnis. Was Jana heute jeder werdenden Mutter raten würde: So früh es geht das Gespräch mit dem Chef zu suchen, klare Worte zu finden und gemeinsam zu erarbeiten, wie und wann es nach der Geburt weitergehen könnte. „Viele Vorgesetzte wollen wissen, was die Mütter planen“, sagt Jobcoach Dr. Barbara Schneider aus Hamburg.
Weiß der Boss Bescheid, arbeitet man weiter wie immer. „Don’t leave before you leave“, sagte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg einmal. Und auch Dr. Barbara Schneider empfiehlt, auf Empfang zu bleiben: „Ergreifen Sie die Initiative, seien Sie proaktiv.“ Nur noch auf Sparflamme zu arbeiten tut weder Ihnen noch der Firma gut. „Nehmen Sie neue Projekte an und machen Sie Ihrem Umfeld klar: Ich bin hier, um zu arbeiten!“

Wenn das Kind die Karriere ausbremst
Leider läuft die Veränderung nicht immer so reibungslos ab wie bei Jana. Bianca Stätter, 37, ist Grafikerin, und schon während ihrer Schwangerschaft mit Tochter Yuna fiel der Wechsel vom Beruf in den Mutterschutz schwer. Nicht zuletzt, weil nicht alle begeistert von der Schwangerschaft waren. „Mein Chef murmelte genervt: ,Werden denn hier alle schwanger…?‘ Ab sofort war ich mehr oder weniger Luft für ihn.“ Sie brauchte dann nach der Elternzeit gar nicht wiederzukommen – offiziell, weil ihr Job aus betriebswirtschaftlichen Gründen gestrichen wurd. In dem Fall ist der Gang zum Betriebsrat oder auch Anwalt unausweichlich, denn nur so kann herausgefunden werden, ob die Kündigung rechtens war.
Und obwohl eine Teilzeit-Mom weitaus effektiver sein kann als eine überarbeitete Vollzeitkraft, muss jede Mutter zu Beginn ihrer Rückkehr dieses quälende Gefühl bekämpfen, weder Familie noch Job wirklich auf die Reihe zu bekommen. „Schluss mit dem schlechten Gewissen“, plädiert Dr. Schneider. „Ihr Alltag ist anstrengend genug. Fangen Sie lieber an, Prioritäten zu setzen. Und nehmen Sie es gelassen, wenn manches zu kurz kommt.“ Wichtig ist für die Job-Mamis, dass der Feierabend mit Kind für beide schön und entspannend sein sollte. Wer sich stresst, weil er meint, nach dem Chef auch noch dem Baby dienen zu müssen, steuert geradewegs in Richtung Überforderung und Dauerstress. Und was kann der Papa tun? Lebt man mit ihm zusammen, kann er nicht, er muss einfach — und zwar Sie unterstützen. Ab dem ersten Arbeitstag nach der Babypause werden Eltern idealerweise ein Team mit gut verteilten Pflichten. Bewährt hat sich: sonntags alle Termine der Woche absprechen und aufteilen. Die Verantwortung auch mal für ganze Tage an den Partner abgeben. Am besten inklusive Gute-Nacht-Geschichte, dann kann man entweder im Job Präsenz zeigen, oder – wenn dort nichts anliegt – einfach mal abschalten.
Jana ist noch im Auto unterwegs, Mio schläft mittlerweile im Babysitz. „Ich habe immer gern gearbeitet, und heute ist mein Beruf eine super Abwechslung zum Mama- Alltag“, sagt Jana. Und wie die meisten Mütter, die schlussendlich die Doppelbelastung Job und Kind wuppen, hat Jana ihren Weg gefunden. An der Ecke biegt sie rechts ab. Die nächste Parklücke ist ihre.
Drei Fragen zum Thema Kind und Karriere an...
...ein Internetportal, nur für Mamas (und Papas), die einen Job suchen, der sich mit Kindern gut vereinbaren lässt – das ist das neue Projekt von Sabine Soblik, 36, und Simone Wendeln, 37. Die beiden gründeten jobsfuermama.de. Drei Fragen an die beiden:
Lässt sich für jede Mama ein Job finden?
Wir sind der Meinung: ja! Beide Seiten, Unternehmen und Mütter, müssen allerdings Flexibilität zeigen. Wir denken, es ist in jedem Bereich und in jeder Position möglich, flexible Arbeitszeiten zu haben.
Gibt es bestimmte Branchen, die es Müttern schwer machen?
Es liegt nicht an den Branchen, sondern eher an den Unternehmen, die Mütter noch als ausfallgefährdet und schnell gestresst betrachten.
Und wie sieht die Realität aus? Welche Vorteile hat es, Mütter zu beschäftigen?
Mütter sind motiviert, effizient und gut organisiert! Wir bemerken auch, dass ein Umdenken in der Wirtschaft stattfindet. Heute können die Unternehmen es sich nicht mehr leisten, auf die Ressource Mutter zu verzichten.