

Neue Studien zeigen: viele sind kinderlos glücklich
Ob Kinder glücklich machen? Oh ja. In vielen kleinen zauberhaften Momenten, die man als Mama nicht missen will. Aber Kinder machen das Leben auch definitiv wesentlich komplizierter. Kinder wollen nicht den ganzen Tag lächeln und schmusen und von einem lernen – sondern manchmal lieber stundenlang an Baustellen stehen bleiben, obwohl man selbst so gern noch mal zu Zara geflitzt wäre. Sie wollen im Winter mit Sandalen rausmarschieren; sie sind manchmal eifersüchtig, wenn Mama Papa küsst – und sobald du mal deine Ruhe vor ihnen hast, sorgst du dich ständig, ob es ihnen auch gut geht.
Soziologin Robin Simon von der Florida State University fand in einer Studie heraus, dass Eltern sogar weniger Lebensqualität verspüren als kinderlose Erwachsene. „Eltern haben mehr, um das sie sich sorgen, als andere Leute“, sagt Simon. „Und diese Sorge verschwindet nicht mit der Zeit.“ Klingt nach einem brutalen Fazit. Und hört man nicht gern. Nicht als Mama und auch nicht als eine, für die die Babyfrage ganz aktuell ist.
Warum bleiben so viele Frauen kinderlos?
Für Frauen gibt es heute kaum eine ambivalentere Entscheidung als die für oder gegen ein Kind. Wer kann für sich persönlich schon vorher realistisch einschätzen, ob so ein Zwerg die Selbstverwirklichung bedeutet – oder sie gar erst verhindert? Nach Schätzungen des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung bleiben ungefähr 30 Prozent der Frauen, die nach 1966 geboren sind, ohe Kinder. Bei den Kinderlosen fragte das Institut für demografische Forschung in Rostock genauer nach – 15 Prozent gaben an, gewollt kinderlos zu sein. Häufigst genannter Grund: „Angst vor dem sozialen Abstieg“. Zweitwichtigstes Argument: „Ich könnte das Leben nicht mehr so genießen wie bisher“. Stimmt schon, irgendwie. Nur, dass dieser Genuss ja nicht ersatzlos gestrichen wird – es kommen neue, schöne Dinge. Aber nur, wenn man auch wirklich der Typ dafür ist, sich darauf einzulassen. Partynächte gegen Entdecker-Nachmittage auf dem Waldspielplatz einzutauschen, ist eben nicht jedermanns Sache. Auch die Angst, dass sich die Partnerschaft verändert und sich die Liebe davonschleichen könnte, sobald der Alltag von schmutzigen Windeln und Trotzkopf-Anfällen bestimmt wird, schwingt bei vielen Frauen mit: Schaffen wir es auch als Eltern, ein Paar zu bleiben? Wie komme ich mit der Mutterrolle klar? Und weil wir heute so viel Kontrolle über unsere Fruchtbarkeit haben, verschieben wir diese schwierige Gewissensfrage auf immer später – und das setzt uns letztendlich noch mehr unter Druck.
Das erste Jahr mit Kind macht am glücklichsten
In einer US-Studie heißt es, dass Männer und Frauen zwar ein Jahr vor der Geburt und im ersten Lebensjahr des Kindes einen Glücksanstieg erfahren. Nach einem Jahr purzele der Level aber wieder und schmore vier Jahre nach der Geburt so tief wie vor der Geburt vor sich her. Nattavudh Powdthavee von der University of New York erklärt das Phänomen damit, dass im ersten Jahr noch die überwältigenden Momente wie das erste Lächeln, erste Schritte, das erste Mal „Mama“ und „Papa“ sagen die Freuden-Kurve antreibt – danach würden insbesondere Frauen jedoch zunehmend ernüchtert. Denn wer sich nur noch als Mädchen für alles daheim empfindet, steht mit seiner neuen Rolle zwangsläufig irgendwann auf Kriegsfuß. Ist der akute Wunsch nach einem zartrosa Wonneproppen im Arm erst mal so richtig entflammt, fällt es schwer, sich solche Zukunfts-Szenarien vorzustellen. Da können noch so viele realistische Beschreibungen der Elternpaare aus dem Freundeskreis über schlaflose Nächte daherkommen – der Wunsch nach Nachwuchs ist dann meist unerschütterlich. Gott sei Dank, schließlich würden wir sonst bald alle aussterben.
Also sollte man sich lieber damit auseinandersetzen, ob die wissenschaftlich belegte Eltern-Unzufriedenheit tatsächlich unvermeidbar ist. Das ist sie nämlich nicht. Man muss sich vorher nur einiger Dinge bewusst werden, um in bestimmte Fallen nicht zu tappen. Soziologen vermuten den Grund hinter dem Mama-Papa-Frust darin, dass sie sich in der Kindererziehung selbst wahnsinnig unter Druck setzen. „In den letzten 20 Jahren ist Elternschaft zu einem verrückten emotionalen Investment geworden“, sagt Robin Simon. „Kinder sind das Zentrum des Lebens ihrer Eltern. Unsere eigenen Eltern hätten nicht mal davon geträumt, so viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.“ Gerade Frauen mit höherem Bildungsstand verbringen außerhalb ihres Berufs extraviel Zeit mit ihren Sprösslingen, um für sie zu kompensieren, dass Mama nebenbei arbeitet. „Aber gerade, dass Menschen sich so intensiv auf die Erziehung einlassen, führt dazu, dass sie weniger Sozialkontakte haben“, weiß Simon. Wer also sein Eigenleben vernachlässigt, sobald der Nachwuchs da ist, und nur noch zum Babyschwimmen statt mit der besten Freundin ins Café geht, dürfte sich selbst nach und nach verlieren. Die Erkenntnis, dass man sich zur „Mutti“ reduziert hat? Nicht schön.
Kinder als Beziehungs-Killer?
Zur Sache mit dem Nachwuchs als Beziehungs-Killer: Die Befürchtung ist zwar nicht unberechtigt, so aber auch nicht ganz richtig. Die Familienstudie „Übergang zur Elternschaft“ brachte hervor, dass Paare sich besonders häufig in den ersten Jahren nach einer Geburt trennen. Trotzdem sind Psychologen überzeugt: Die Probleme, die kommen, wenn Kinder da sind, lassen sich nicht auf die Kinder schieben. Vielmehr sickern unterschwellige Probleme erst in Zeiten der Belastung an die Oberfläche. Wer schlaflos und gestresst ist, hat eine niedrigere Frustrationsschwelle – und projiziert negative Gefühle eher auf den Partner. Das Beste, was man als Paar tun kann, ist, sich vorher bewusst zu machen, dass vieles, was man mit einem Baby erlebt, völlig unvorhersehbar ist. Wie man mit Schlafmangel umgeht, wie es sein wird, wenn das Kind ein lebhafteres Temperament hat als erwartet, dass es keinen „Aus“-Schalter am Kind gibt – und wie sehr sich beide Partner in die Erledigung der täglichen Aufgaben einbringen. Wer glaubt, er werde niemals überfordert sein, erlebt Enttäuschungen. Lassen Sie sich einen guten Rat geben: Kinder sollte man nicht bekommen, damit man selbst glücklicher wird. Ein schöner Grund ist es aber, sich selbst und in der Partnerschaft bereit zu fühlen, zu wachsen. Sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain zu begeben und dafür belohnt zu werden, dass man ein viel souveränerer Mensch wird. Sich und seine Probleme nicht immer so wichtig nimmt. Die Welt noch einmal mit ganz anderen Augen entdeckt. Und die überraschende Erfahrung macht, egal wie sehr man seinen Partner liebt, dass da tatsächlich noch mal mindestens genauso viel intensive Liebe für ein anderes, kleines Wesen übrig ist.
Und dieses Gefühl durchflutet dich jeden Morgen aufs Neue, wenn du an seinem Bettchen stehst. Egal wie anstrengend der gestrige Tag war. Außerdem, müsse man vorher gar nicht immer genau wissen, wie anstrengend es wird. Manchmal ist es ganz gut, ein wenig blauäugig zu sein.