Was ist nachhaltige Kleidung?

Was ist nachhaltige Kleidung?

Die Wegwerfgesellschaft hat ausgedient, auf den Umweltschutz kommt es an. Was können Kunden tun, um durch ihre Kleidungswahl die Umwelt zu schonen?

Nachhaltige Kleidung ist ein Beitrag zur Klimawende

Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für die Klimakrise nur verdrängt. Nach dem Gewöhnungseffekt und den größtenteils milden Verläufen der Omikron-Variante speziell bei Geimpften rückt die Aufmerksamkeit um unseren Planeten wieder in den Fokus. Wir haben nur eine Erde und diese Erde heizt sich infolge des mit der Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum einhergehenden anthropogenen Treibhauseffekt gerade gefährlich auf.

Der Kleidung kommt bei der Krisenbewältigung eine Schlüsselfunktion zu, denn die Branche verursacht die zweithäufigsten Emissionen von Treibhausgasen weltweit. Die Bekleidungsindustrie ist gefordert, aber auch Kunden einschließlich begeisterte Fashionistas haben es in der Hand, einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase zu leisten und ihren ökologischen Fußabdruck klein zu halten.

Die Industrielle Revolution begann mit der Textilindustrie

Viele Menschen haben die Kleidung wegen der fehlenden Schlote nicht als erstes auf dem Schirm, wenn sie an die globale Umweltverschmutzung denken. Deshalb sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die Industrielle Revolution in England um 1780 bei der Massenherstellung von Kleidung ihren Anfang nahm. Es war der mechanische Webstuhl oder die spinning Jenny, wie diese Erfindung liebevoll genannt wurde, die englischen Industriellen die Möglichkeit vom Umstieg von der Manufaktur auf die Fabrik bot. Kleidung konnte auf diese Weise immer günstiger, schneller und effizienter hergestellt werden.

Das Warenangebot stieg und mit ihm die Nachfrage. Kaufhäuser gewannen als neue Konsumtempel rasch an Bedeutung. Der Massenverbrauch von Kohle und Gas und der Siegeszug von Eisenbahn und Dampfschifffahrt setzten erst eine Generation bis zwei Generationen später ein und bis zum Automobil dauerte es ohnehin noch rund 100 Jahre.

Wie Kleidung die Umwelt verschmutzt

Ein ökologisches Problem der Kleidungsherstellung besteht zunächst darin, dass die Kleidung gefärbt werden muss. In der Frühindustrialisierung wurden dafür Seen und Flüsse genutzt, die sich ihrerseits schnell zu verfärben begannen. In der Folge verwandelten sie sich in übelriechende tote Gewässer, die entweder vom Stadtgebiet isoliert oder wie in Brüssel ganz zugebaut wurden. Weitere Probleme sind die Transportwege und der Wasserverbrauch. Der heute verschwundene Aralsee in Zentralasien war einst der viertgrößte See der Welt und sein Versiegen ist ursächlich auf den Wasserbedarf der Baumwollindustrie zurückzuführen.

Beängstigende Fallzahlen

Das Umweltinstitut in München kam zu dem Schluss, dass für ein einziges T-Shirt 3000 Liter Wasser benötigt werden und Transportwege von insgesamt 18.000 Kilometer anfallen. Im Jahr 2015 wurde berechnet, dass vor allem die langen Transportwege zu einer Emission von 1,7 Milliarden Tonnen CO2 führten. Damit stieß die Textilindustrie mehr Kohlenstoffdioxid aus als der globale Flug- und Schiffsverkehr zusammen.

Für ein Kilogramm Kleidung werden ein Kilogramm Schadstoffe wie Cadmium, Arsen und Kupfer verbraucht. Global betrachtet verwendet die Textilindustrie 43 Millionen Chemikalien und beansprucht circa 10 % des globalen Wasserverbrauchs. Baumwolle ist wegen seines hohen Wasserverbrauchs problematisch, aber auch deshalb, weil auf den Feldern mit Pestiziden gedüngt wird, was als Umweltgift das Grundwasser verseucht. Die internationale

Arbeitsteilung hat dazu geführt, dass Bürger reicher Länder nicht von diesen Verhältnissen konfrontiert werden.

In Ländern wie Indien, Bangladesch und Kambodscha herrschen aber Verhältnisse vor, die in ökologischer und sozialer Hinsicht an unsere eigene Epoche der Frühindustrialisierung erinnern. Prekär sind vor allem die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken und Baumwollplantagen in Ländern der dritten (und vierten) Welt.

Was können Verbraucher tun?

Die hohe Nachfrage nach Kleidung hält diesen Kreislauf am Leben. In Deutschland stieg der durchschnittliche Kauf von Kleidung auf 60 Kleidungsstücke pro Jahr an, womit sich der Wert in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. Ein bewussterer Umgang mit Kleidung kann viel bewirken, aber auch die Qualität der Kleidung, die man kauft, übt einen spürbaren Einfluss auf die Textilproduktion aus.

Das Material von nachhaltiger Kleidung

Leinen und Hanf werden als Rohmaterial für Kleider wieder beliebter. Ihre Verwertung ist wesentlich ökologischer und ressourcenschonender als bei Baumwolle. So wie in der Automobilindustrie langfristig Strom und Wasserstoff Benzin und Diesel als Brennstoff verdrängen werden, könnte dies auch bei der Substitution von Baumwolle durch Hanf und Leinen der Fall sein. Ein anderer Schwerpunkt mit Blick auf die Wahl des Materials ist der Verzicht auf Kunststoffe, von denen Polyester am ungünstigsten ist, weil dieser Rohstoff eine Kunstfaser aus Erdöl ist.

Kunstfasern sollten gemieden werden, denn bei jedem Waschgang lösen sich Tausende Kunstfasern von der Kleidung ab und gelangen als Mikroplastik in unsere Gewässer, wo es sich nur schwer wieder abbaut. Der Königsweg sind ökologische und nachhaltige Materialien aus natürlichen Rohstoffen mit wenig Emissionen, einem geringen Energie- und Wasserverbrauch, die zudem schnell nachwachsen.

Kurze Transportwege

Ebenfalls wichtig ist ein Blick auf die Transportwege der Kleidung. Einheimische und noch besser regionale Produkte sorgen für schnelle Lieferketten, entlasten den Verkehr und vermeiden den Ausstoß von zu vielen Treibhausgasen. Besonders Kleidung, die in entlegenen Ländern wie China und Indien hergestellt wird, ist aus diesem Grund für Kunden in Europa problematisch.

Recycling und Upcycling

Da es die Wegwerfgesellschaft ist, die diese Probleme verursacht, sollten veraltete Einstellungen überprüft und geändert werden. Nicht immer braucht man ein neues Kleidungsstück, besonders, wenn es nach dem Kauf nur als Staubfänger im Kleiderschrank dient. Das Bundesumweltministerium schätzt, dass 40 % aller Kleidungsstücke nicht oder nur selten getragen wird.

Alternative Verkaufsverfahren wie Recycling und Upcycling werden weiter an Bedeutung gewinnen. Second-Hand-Läden, Flohmärkte oder Kleidertausch sind mögliche Lösungswege zur Schonung der Umwelt. Kleidung, die für Jahre getragen werden und dabei mehrmals den Besitzer wechselt, verhindert die Produktion neuer Anziehsachen.

Umweltbewusstsein ist auch eine Stilfrage

Wer auf nachhaltige Kleider achtet, kleidet sich zeitlos und klassisch. Er unterwirft sich nicht den Jahr für Jahr wechselnden Moden, sondern wählt eine Kleidung, die er auch dann tragen kann, wenn sich die modischen Stile wieder verändert haben. Außerdem bevorzugt der grüne Kunde der Zukunft hochwertige Materialien, die ebenfalls dazu beitragen, dass er sich mit seiner Kleidung auch nach zehn Jahren noch unbefangen unter das Volk mischen kann.

Auf Zertifikate achten

Die wachsende Nachfrage nach ökologischer und nachhaltiger Kleidung hat zu einem Aufstieg von Gütesiegeln geführt. Manche Zertifikate belegen eine grundsätzliche Nachhaltigkeit bei den Rohstoffen und der Herstellung, während andere sich nur auf einen einzigen positiven Aspekt beziehen. Hinzu kommt, dass manche Gütesiegel wesentlich strengere Anforderungen an Ökologie haben als andere.

Andere Labels wiederum kommen direkt von großen Textilketten, was den Nachteil nach sich zieht, dass diese ihre Kriterien selbst bestimmen und kaum als unparteiisch aufgefasst werden können. Grundsätzlich gilt, dass jedes Zertifikat besser ist als kein Zertifikat. Einen guten Ruf haben die Gütesiegel FairStone, Nature Care Product, SAI, TCO, Blauer Engel, Bluedesign, Ecocert, Fairtrade, Fairwear, Naturland, Oeko-Tex, Xertifix, Cradle to Cradle und GOTS.

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